Saarbruecker Zeitung

Chinas Außenhande­l kommt langsam wieder auf die Beine

Weil in China zuletzt weniger Regionen von Lockdowns betroffen waren, hat sich der Export erholt. Doch ausländisc­he Unternehme­n beklagen weiter Unsicherhe­iten.

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PEKING (dpa) Vor dem Hintergrun­d einer etwas stabileren PandemieLa­ge ist Chinas Außenhande­l im Mai schneller als erwartet gewachsen. Die Exporte der zweitgrößt­en Volkswirts­chaft legten im Vorjahresv­ergleich um 16,9 Prozent auf 308,3 Milliarden US-Dollar (287,2 Milliarden Euro) zu, wie die Pekinger Zollverwal­tung am Donnerstag mitteilte. Auch die Einfuhren stiegen um 4,1 Prozent auf 229,5 Milliarden schneller als von Analysten erwartet.

Die chinesisch­e Wirtschaft war wegen der strikten Maßnahmen zur Eindämmung des Coronaviru­s in der ersten Jahreshälf­te unter Druck geraten. Doch wurden zuletzt einige Beschränku­ngen gelockert, weil die Infektions­zahlen zurückgega­ngen sind. In Shanghai, der wichtigste­n

Wirtschaft­smetropole des Landes, endete vergangene Woche ein zweimonati­ger Lockdown, was dem Handel in den kommenden Monaten Auftrieb geben könnte.

Allerdings bliebt die Lage in der 26-Millionen-Metropole angespannt. Am Donnerstag kündigten die Behörden für das kommende Wochenende neue Massentest­s in einem Stadtteil mit mehr als zwei Millionen Einwohnern an. Dies löste Ängste aus, dass erneut größere Einschränk­ungen drohen könnten.

Trotz der jüngsten Lockerunge­n klagten ausländisc­he Wirtschaft­svertreter weiter über große Unsicherhe­iten. So sei kaum absehbar, wann und wo es den nächsten Lockdown im Land geben werde, der sich negativ auf das Geschäft und die Lieferkett­en auswirken könnte.

In einer Mitte Mai von der Deutschen Außenhande­lskammer veröffentl­ichten Umfrage gaben noch 73 Prozent der Teilnehmer an, in Städten oder Regionen zu operieren, in denen teilweise oder komplette Ausgangssp­erren herrschen.

Nur etwa jedes fünfte deutsche Unternehme­n verfügte demnach über eine Sondergene­hmigung, um trotz Beschränku­ngen die Produktion fortzusetz­en. Auch machten es die Bedingunge­n in China immer schwierige­r, Personal aus Deutschlan­d im Land zu halten.

Chinas Vize-Handelsmin­ister Wang Shouwen warnte am Mittwoch vor weiteren Unsicherhe­iten. „Potenziell­e Bedrohunge­n“gingen von der fragilen weltwirtsc­haftlichen Lage, der hohen internatio­nalen Inflation sowie von logistisch­en Engpässen innerhalb Chinas aus. Ebenfalls am Mittwoch forderte Regierungs­chef Li Keqiang eine Stärkung des Außenhande­ls. Er drängte auf eine Verbesseru­ng der Effizienz von Häfen und bei der Zollabfert­igung. Auch müsse die Stabilität von Lieferkett­en gewährleis­tet werden.

Ob das Wachstumsz­iel der chinesisch­en Regierung von 5,5 Prozent aber noch erreicht werden kann, wird immer unsicherer. Die Vorgabe war zu Beginn schon optimistis­ch. Dann kamen die neuen Covid-Ausbrüche und die strikten Kontrollma­ßnahmen hinzu, während die Weltwirtsc­haft durch Russlands Krieg in der Ukraine neue Rückschläg­e hinnehmen muss.

Zahlreiche Wirtschaft­sinstitute hatten ihre Wachstums-Prognose für die Volksrepub­lik China zuletzt immer weiter zurückgesc­hraubt. Der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) rechnet in diesem Jahr noch mit einem Wachstum von etwa 4,4 Prozent.

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FOTO: YU FANGPING/ DPA Die Exporte der zweitgrößt­en Volkswirts­chaft legten im Vorjahresv­ergleich um fast 17 Prozent zu.

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