Rüdigers Spanischkurs muss noch warten
Der künftige Spieler von Real Madrid hat sich zum besten deutschen Verteidiger entwickelt und ist der unumstrittene Abwehrchef.
HERZOGENAURACH (sid) Der Spanischkurs muss warten. Nach seinem Wechsel zu Real Madrid wird Antonio Rüdiger zwar „Stunden nehmen“, wie er dem spanischen Sportblatt Marca verriet, doch in diesen Tagen setzt er erst einmal andere Prioritäten. „Der Fokus liegt auf der Nationalmannschaft“, betonte Rüdiger. Erst nach Abschluss des Nations-League-Viererpacks „freue ich mich auf die beste Mannschaft in Europa“.
Welche Rolle er künftig beim Champions-League-Sieger übernimmt, werden die Gespräche mit Real-Trainer Carlo Ancelotti zeigen. In der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist seine Position inzwischen klar definiert: Rüdiger ist der eindeutige und unumstrittene Abwehrchef. „Über seine Qualität als Verteidiger muss man nicht diskutieren, die ist absolut top. Er hilft der Mannschaft mit all seiner Erfahrung und Einstellung, er tut ihr gut“, lobte DFB-Bundestrainer Hansi Flick den Kämpfer. Er sei „total happy, dass wir so einen Spieler haben, er will immer den Sieg“.
Dies klappte zwar in Italien und gegen England (jeweils 1:1) noch nicht, doch Rüdigers Rolle wurde dabei erneut deutlich. Während sich die künftigen Dortmunder Niklas Süle und Nico Schlotterbeck in den beiden Top-Partien in Bologna und München abwechselten, stand Rüdiger jeweils die komplette Spielzeit auf dem Rasen. So wird es wohl auch am Samstag gegen Ungarn sein.
Gegen England leistete sich der 29-Jährige nicht nur heiße Duelle mit Star-Stürmer Harry Kane, er dirigierte auch seine Nebenleute und rettete in einigen brenzligen Situationen. Den Trikottausch mit Kane nach dem Abpfiff kommentierte der 52-malige Nationalspieler launig: „Er wollte es ja unbedingt haben.“
Der gebürtige Berliner spielt seit zwei Jahren auf absolutem Top-Niveau. Mit dem FC Chelsea gewann er 2021 die Champions League. Dabei drohte seine Karriere bei den Blues unter Teammanager Frank Lampard schon in einer Sackgasse zu enden. Dann übernahm Trainer Thomas Tuchel, und Rüdiger blühte so richtig auf. Nach dem ablösefreien Wechsel zum spanischen Rekordmeister ( Vertrag bis 2026) bereitet sich Rüdiger in Madrid auf die Weltmeisterschaft in Katar vor. „Das erste Mal, als ich Real Madrid gehört habe – man stelle es sich vor. Das war: Wow!“, berichtete er. Am 20. Juni soll er mit großem Pomp in der spanischen Hauptstadt vorgestellt werden.
„Die Siegermentalität von Real Madrid passt zu meinem Charakter“, sagte Rüdiger. In Madrid wird er die früheren Bayern-Profis Toni Kroos und David Alaba als Kollegen haben. Gegen die Königlichen war
Rüdiger mit Chelsea im Viertelfinale der diesjährigen Champions League aus dem Wettbewerb geflogen.
Rüdiger wird damit in den vier großen europäischen Ligen gespielt haben. Vom VfB Stuttgart wechselte er zur AS Rom, es folgten fünf Jahre in London, jetzt Madrid. „Ein Klub wie dieser ruft nicht oft an, es war unglaublich“, sagte Rüdiger, für den es der „wahrscheinlich größte
Schritt meiner Karriere“ist. Er sei „sehr motiviert“und könne das erste Spiel im Bernabéu nicht abwarten. Spanisch zu lernen sieht er als seine „Verpflichtung. Es ist wichtig, die Sprache des jeweiligen Landes zu sprechen, aus Respekt vor dem Land und den Leuten dort“, sagte Rüdiger. Bald hat der Abwehrchef der deutschen Fußball-Nationalmannschaft genug Zeit dafür.