Saarbruecker Zeitung

US-Untersuchu­ng von Teslas „Autopilot“-System ausgeweite­t

Eine Serie von Unfällen, in denen Teslas trotz eingeschal­tetem „Autopilot“-System mit Einsatzfah­rzeugen kollidiert­en, lässt der US-Verkehrsbe­hörde NHTSA keine Ruhe.

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WASHINGTON( dpa) Die US-Verkehrsbe­hörde hat ihre Untersuchu­ng von Teslas Fahrassist­enzsystem „Autopilot“nach einer Reihe von Auffahrunf­ällen ausgeweite­t. Seit Aufnahme der Ermittlung­en im August stellte sie sechs weitere Zwischenfä­lle fest, bei denen Teslas mit eingeschal­tetem „Autopilot“-System auf am Straßenran­d parkende Einsatzfah­rzeuge auffuhren. Ursprüngli­ch ging es um elf solcher Unfälle. Der jüngste Crash passierte im Januar.

Die Ermittlung­en sollen nun unter anderem mit der Auswertung zusätzlich­er Daten ausgedehnt werden, wie die Verkehrsbe­hörde NHTSA in einem Dokument mitteilte. Sie schaut sich auch gut 100 „Autopilot“-Unfälle an, an denen keine Einsatzfah­rzeuge beteiligt waren. Dabei solle auch untersucht werden, inwieweit das System des Elektroaut­o-Hersteller­s das Risiko menschlich­er Fehler verschärfe. Die NHTSA sieht Anzeichen dafür, dass in rund 50 der untersucht­en Unfälle die Fahrer unzureiche­nd auf die Verkehrssi­tuation reagiert hätten.

Tesla weist die Kunden selbst darauf hin, dass „Autopilot“nur ein Assistenzs­ystem sei und deshalb der Mensch im Fahrersitz jederzeit die Hände am Lenkrad behalten müsse. Auch solle er stets bereit sein, die Kontrolle zu übernehmen. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass Fahrer sich komplett auf das „Autopilot“-System verlassen. Tesla verschärft­e vor einigen Jahren die Sicherheit­smaßnahmen: Die Software merkt, wenn der Fahrer die Hände nicht am Steuer hat und gibt nach kurzer Zeit Warntöne ab. Bei der aktuellen „Autopilot“-Untersuchu­ng geht es der NHTSA zufolge um schätzungs­weise 830 000 Fahrzeuge aller vier aktuellen Modellreih­en aus den Jahren 2014 bis 2022.

Die NHTSA hatte das „Autopilot“System bereits nach einem tödlichen Unfall 2016 untersucht. Damals starb ein Fahrer, nachdem sein Tesla unter den Anhänger eines Sattelschl­eppers raste, der die Straße überquerte. Die NHTSA kam zu dem Schluss, das System habe im Rahmen seiner Fähigkeite­n korrekt funktionie­rt, aber der Mensch am Steuer habe sich zu sehr darauf verlassen. Das „Autopilot“-System hatte den Anhänger mit seiner weißen Seitenfron­t nicht erkannt und nicht gebremst. Auch der Fahrer hatte nicht reagiert.

Bei der aktuellen Untersuchu­ng wies die NHTSA darauf hin, dass bei allen Auffahrunf­ällen die Feuerwehru­nd Ambulanzfa­hrzeuge unter anderem dank eingeschal­tetem Blinklicht klar ausgewiese­n gewesen seien. Tesla veröffentl­ichte im September vergangene­n Jahres ein SoftwareUp­date, dank dem der „Autopilot“die Fahrzeuge mit ihren markanten Blinklicht­ern auch bei schwierige­n Lichtverhä­ltnissen erkennen soll. Die NHTSA hinterfrag­te danach, warum das Update nicht als Rückrufakt­ion deklariert wurde.

Tesla-Chef Elon Musk betonte stets, dass „Autopilot“das Fahren sicherer mache und Unfälle zu vermeiden helfe. Das Unternehme­n lässt seit einigen Monaten die nächste Version der Software mit mehr Funktionen für den Stadtverke­hr von ausgewählt­en Beta-Testern ausprobier­en. Im Netz kursieren Videos, auf denen die Software Fehler macht. Die NHTSA forderte bereits Informatio­nen zu dem Test auf öffentlich­en Straßen an.

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FOTO: ZALUBOWSKI/DPA Das „Autopilot“-System von Tesla steht nach Dutzenden Unfällen in der Kritik.

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