Flick nimmt die DFB-Elf in die Pflicht
Vor dem dritten Nations-League-Spiel in Ungarn fordert der Bundestrainer den ersten Sieg. Gnabrys Einsatz fraglich.
HERZOGENAURACH/BUDAPEST (dpa/ sid) Vor seinem nächsten Katar-Casting redete Hansi Flick seinen Spielern noch einmal ins Gewissen. „Ich erwarte von jedem Einzelnen, der in den Kader möchte, dass er topfit ist. Wir haben keine Zeit, da noch nachzubessern“, sagte der Bundestrainer, bevor er sich mit der deutschen Nationalmannschaft an Bord des Fluges LH 342 nach Budapest begab.165 Tage vor dem WM-Auftakt gegen Japan will die DFB-Auswahl beim dritten Nations-League-Auftritt an diesem Samstag (20.45 Uhr/ RTL) in Ungarn den eingeschlagenen Weg fortsetzen – und sich endlich mit dem ersten Sieg „für den Einsatz und Aufwand belohnen“, wie Flick forderte.
Ein Selbstläufer wird die Begegnung in der Puskas Arena nach den Unentschieden in Italien und gegen England (jeweils 1:1) nicht. „Nach England ist das das schwerste Spiel, das man haben kann“, sagte Flick über die unangenehmen Ungarn: „Das ist eine Mannschaft, die sehr kompakt in der Defensive agiert, kaum was zulässt, kaum Räume freigibt. Es wird eine ganz große Aufgabe für uns.“
Beim viertletzten Spiel vor seiner Kadernominierung für die WüstenWM (21. November bis 18. Dezember) zählen keine Ausreden. Weder der von Flick kritisierte enge Zeitplan mit vier Spielen in anderthalb Wochen, noch die erwarteten Pfiffe der Fans aufgrund des Herzjubels von Leon Goretzka nach seinem Ausgleichstreffer bei der EM im vergangenen Jahr (2:2) sollen das DFBTeam aus dem Konzept bringen. „Das sind Nebensächlichkeiten, die einen nicht interessieren“, betonte Flick, „weil der Fokus auf das Spiel gerichtet ist.“Und auf den Jahreshöhepunkt. Daher dient das „MiniTurnier“Nations League als ideale Standortbestimmung.
„Vier Spiele sind enorm viel in diesem kurzen Zeitraum. Es ist aber unser Job. Wir werden es absolut stemmen können“, versicherte Thomas Müller. Der Spielkalender sei nicht „der Wunschtraum“. Ohne den Herbst-Termin in Katar würde die WM im klassischen Rhythmus genau an diesem Wochenende beginnen. Auch dann wäre die Belastung hoch. Gut möglich, dass Flick wie gegen England die Rotationsmaschine anwirft. Kapitän Manuel Neuer bleibt aber im Tor, Serge Gnabry ( Wadenprobleme) ist fraglich. Der Bayern-Profi absolvierte am Freitag nur eine Laufeinheit.
Nach der Ankunft stieg der DFBTross in der Fünf-Sterne-Unterkunft Corinthia Hotel ab. Dort arbeitete das Trainerteam an den letzten taktischen Details. Denn ein Sieg soll nicht nur reichlich WM-Rückenwind verschaffen: Oliver Bierhoff denkt schon an die Heim-EM 2024.
Das Ziel sei der Gruppensieg und die damit verbundene Qualifikation für das Final Four der Nationenliga im kommenden Jahr, „weil wir 2023 nur Freundschaftsspiele haben“, wie der DFB-Geschäftsführer meinte: „Da würden uns zwei Wettbewerbsspiele guttun.“
Dafür muss der viermalige Weltmeister aber torgefährlicher werden. In manchen Szenen sei man gegen England nicht „zwingend und klar genug“gewesen, räumte Müller ein, „auch wenn wir zwei, drei
Situationen hatten, wo es es hätte scheppern können“.
In der Metropole an der Donau könnte Timo Werner ebenso eine neue Chance von Beginn an erhalten wie auch das zweite Sorgenkind Leroy Sané. Nach dem Abschlusstraining im Adi-Dassler-Stadion in Herzogenaurach ließ sich Flick aber nicht wirklich in die Karten schauen. Man sei auf einem guten Weg und wolle das bestätigen, sagte Flick. Die Zeit bis zur WM ist schließlich knapp.