Saarbruecker Zeitung

„Spüren den Druck, den sie in uns auslösen“

Der Tischtenni­s-Star von Borussia Düsseldorf spricht im Interview über das Bundesliga-Finale gegen den 1. FC Saarbrücke­n.

- DAS INTERVIEW FÜHRTE SZ-MITARBEITE­R PATRICK WICHMANN

FRANKFURT Borussia Düsseldorf peilt die Krönung einer starken Saison an: Im Playoff-Finale der Tischtenni­s-Bundesliga trifft der Rekordmeis­ter an diesem Samstag (14 Uhr/ Sport1) in der Ballsporth­alle in Frankfurt auf den 1. FC Saarbrücke­n und hat sich die 32. deutsche Meistersch­aft der Vereinsges­chichte vorgenomme­n. Düsseldorf­s Superstar Timo Boll (41) spricht im Interview über den Showdown zum Abschluss, über den Dauerrival­en FCS und den Abschied vom Schweden Kristian Karlsson.

Herr Boll, in Tischtenni­s-Bundesliga und Pokal treffen Borussia Düsseldorf und der 1. FC Saarbrücke­n zum bereits dritten Mal in Folge in einem Finale aufeinande­r. Was macht die beiden Teams derzeit so stark?

BOLL Es ist die hohe individuel­le Stärke aller Spieler. Zudem stimmt auch der Teamgeist bei beiden Mannschaft­en. Das in Verbindung ist Basis des Erfolgs.

Im Pokal-Finale im Januar beim 1:3 gegen Saarbrücke­n konnten Sie verletzung­sbedingt nur zuschauen. Wie schwer war es, dem Team nicht helfen zu können?

BOLL Ich hatte gehofft und auch geglaubt, dass mein Team es trotzdem schafft. Aber Saarbrücke­n hatte einen großartige­n Tag erwischt und verdient gewonnen. Am Ende zählt die Tagesform der Teams, mit oder ohne Timo Boll.

Düsseldorf hat von wettbewerb­sübergreif­end bislang 33 Spielen nur drei verloren – zwei davon ausgerechn­et gegen Saarbrücke­n. Ist das ein böses Omen oder ein besonderer Ansporn für Ihr Team?

BOLL Die Spiele gegen den 1. FC Saarbrücke­n sind sehr motivieren­d. Man spürt in der Vorbereitu­ng, dass jeder etwas angespannt­er ist, jeder hart an sich arbeitet, da wir die bestmöglic­he Leistung gegen sie benötigen. Wir spüren auf jeden Fall den Druck, den sie in uns auslösen. Das schafft nicht jedes Team.

Aus welchen Gründen gelingt Düsseldorf am Samstag die Titelverte­idigung?

BOLL

Wir haben mittlerwei­le ein sehr ausgeglich­enes Team und sehr starke, verschiede­ne Doppel-Varianten. Das ist vielleicht ein winziger Vorteil, auf den wir uns aber nicht verlassen dürfen.

Für Kristian Karlsson wird das Finale das vorerst letzte Spiel für die Borussia sein. Nach sechs Jahren in Düsseldorf wechselt er nach Hennebont. Was werden Sie ihm mit auf den Weg geben, und wie schwer wird der Verlust für die Mannschaft?

BOLL Das wird ein schwerer Abschied für beide Seiten. Kristian hat gerne in Düsseldorf gespielt, und wir und vor allem ich schätzen ihn sehr als tollen Teamkolleg­en, aber vor allem als wunderbare­n Menschen. Er wird uns sehr fehlen. Ich hoffe, wir können seinen Abschied mit dem Titel in der Tasche feiern.

Ein anderer Wettbewerb erhitzt weiterhin die Gemüter: Der Düsseldorf­er Gewinn der Champions League durch den Halbfinals­ieg gegen Saarbrücke­n und den Ausschluss der russischen Teams, die das andere Halbfinale bestritten hätten, wird erneut vom europäisch­en Verband ETTU überprüft. Wie beurteilen Sie die Situation?

BOLL Das ist ein schweres Thema. Wir haben uns klar positionie­rt und werden unseren Standpunkt auch nicht mehr ändern, egal wie letztendli­ch entschiede­n wird (Düssedorf wird in einem möglichen Finale gegen einen russischen Club nicht antreten, Anmerkung der Red.). Ich bin selbst sehr gespannt, da das Urteil auf die gesamte Sportwelt Auswirkung­en haben wird.

Auch ein Boykott in der kommenden Saison steht im Raum, sollten russische Teams wieder startberec­htigt und der russische Angriffskr­ieg in der Ukraine nicht beendet sein. Wie wird Ihre Empfehlung an die Mannschaft lauten?

BOLL Wir haben uns noch nicht mit der Vereinsfüh­rung unterhalte­n, daher kann ich hierzu wenig sagen. Ich denke, wir warten erst einmal die jetzige Entscheidu­ng ab. Aktuell gibt es noch zu viele Fragezeich­en.

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FOTO: BECKER/DPA Timo Boll will seinen Verein Borussia Düsseldorf an diesem Samstag zur Meistersch­aft führen.

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