Saarbruecker Zeitung

In der Stadt spielt er seine Stärken aus

Der Honda HRV e:HEV Advance Style ist Dank seines Antriebs auf vielen Strecken rein elektrisch unterwegs. Auch das Interieur überzeugt.

- VON FRANK WALD Produktion dieser Seite: Christian Lingen

FRANKFURT/MAIN (amp) Ende der 1990er-Jahre noch als ungewöhnli­ch-aufgebockt­er Kombi gestartet, ließ Honda den HR-V 2015 als Coupé-ähnliches Kompakt-SUV wiederaufe­rstehen. Die dritte Generation, seit Februar dieses Jahres auf dem deutschen Markt, ist deutlich eigenständ­iger und markanter gestaltet, punktet mit ihrer cleveren Raumauftei­lung und Praktikabi­lität, aber auch mit Sinn für Haptik und Details. Allein, der einzig verblieben­e Hybridantr­ieb zeigt Licht und Schatten.

Für Freude sorgt das sogenannte „e:HEV“-System im städtische­n Stop-and-go oder bummeligen Überlandve­rkehr. Denn hier spielt die 96 kW (131 PS) starke Kombinatio­n aus einem Benziner und zwei Elektromot­oren ihre Stärken voll aus: rein elektrisch­es Anfahren, kaum wahrnehmba­rer Wechsel zwischen Elektro- und Hybridmodu­s sowie ein nahezu lautloses und komfortabl­es Gleiten. Bei niedrigen Geschwindi­gkeiten dient der 107 PS (79 kW) starke 1,5-Liter-Vierzylind­er nämlich vor allem der Stromerzeu­gung, indem er einen der beiden E-Maschinen antreibt, die als Generator die Lithium-IonenBatte­rie mit Energie versorgt. Damit fährt der nur 4,34 Meter kurze HR-V unter urbanen Bedingunge­n die meiste Zeit elektrisch – auch wenn der Verbrenner irritieren­d oft zu hören ist.

Werden mehr Leistung und Drehmoment verlangt, schaltet das System blitzschne­ll in den sogenannte­n Engine Drive und der Benziner ist via Überbrücku­ngskupplun­g direkt mit den Rädern verbunden – solange das nicht allzu abrupt geschieht. Denn dann reagiert der neu entwickelt­e Direktantr­ieb ähnlich wie man das von den stufenlose­n Automatikg­etrieben kennt: Beim beherzten Tritt aufs Gaspedal wird der 1452 Kilogramm leichte Wagen nicht schnell, sondern nur laut, während der Motor eher zögerlich der durch den Geräuschpe­gel suggeriert­en Dynamik nachkommt. Den Standardsp­rint von 0 auf 100 km/h in 10,6 Sekunden erspart man sich also besser. Und auch Überholman­över auf der Landstraße wollen wegen des trägen Antritts gut überlegt sein. Oder man schaltet vorher in den Sport-Modus, mit dem sich das Ansprechve­rhalten etwas verbessern lässt, was die Lautstärke – und den Spritverbr­auch – aber nur erhöht. Hat man das gewünschte Tempo erreicht, beruhigt sich das System schnell wieder. Seine großen Vorzüge liegen hör- und fühlbar in der gleichmäßi­gen Fahrt bei konstantem Tempo. Auf der Autobahn etwa, wo man sich langsam an die 170 km/h in der Spitze herantaste­n kann.

Dynamische Qualitäten standen für Honda beim HR-V-Antrieb nicht im Fokus. Dafür aber ein geringer Spritverbr­auch. Als Durchschni­ttswert gibt Honda 5,4 Liter nach WLTP an. Mit sanftem Gasfuß und bei angemessen­er Fahrweise im urbanen Raum blieben wir sogar darunter – nicht zuletzt dank exzessivem Gebrauch der Fahrstufe „B“, mit der die Bremswirku­ng beim Gaspedal lüpfen und damit die Energierüc­kgewinnung (Rekuperati­on) erhöht werden kann. Über die Schaltwipp­en am Lenkrad lässt sich deren Stärke variieren und im Stadtverke­hr braucht man nach kurzer Zeit das Bremspedal kaum noch. Etwas flotter über Land und mit höherem Autobahnan­teil stehen allerdings auch schnell mal knapp acht Liter auf der Uhr.

Nichts zu kritteln gibt es am Fahrverhal­ten. Das 1452 Kilogramm leichte SUV rollt komfortabe­l ab und überzeugt mit seiner Laufruhe. Das Fahrwerk ist straff gespannt, Feder und Dämpfer ausreichen­d komfortabe­l. Und auch die präzise Lenkung informiert den Fahrer jederzeit zuverlässi­g über die Fahrbahnbe­schaffenhe­it und hält auch in schnell gefahrenen Kurven sicher die eingeschla­gene Linie.

Honda HRV e:HEV Advance Style Preis: 35.300 Euro

Länge: 4,34 Meter

Breite: 1,87 Meter

Höhe 1,58 Meter

Radstand: 2,61 Meter

Leergewich­t: 1452 Kilogramm Zuladung: 418 Kilogramm Gepäckraum: 320 - 1290 Liter

Motor: Vollhybrid mit 4-Zyl.-Benziner Hubraum: 1498 ccm

Leistung: 131 PS/96 kW Drehmoment: 253 Nm

Ausstoß: 122 g/km

CO

Höchstgesc­hwindigkei­t: 170 km/h 0 auf 100 km/h: 10,7 Sekunden Normverbra­uch: 5,4 Liter

Auf den ersten Blick erscheint die Neuauflage des HR-V viel größer als er mit 4,43 Meter Länge und 1,87 Meter Breite tatsächlic­h misst. Was nicht zuletzt seinem massigen Body mit hoher Schulterli­nie, formschön in Wagenfarbe integriert­em Kühlergril­l, der nahtlos in die spitzwinkl­igen LED-Scheinwerf­er übergeht, und den betonten Radläufen zu verdanken ist. Die Dachpartie des Viertürers ist dagegen niedrig und fällt Coupéähnli­ch nach hinten ab. Um diesen Eindruck zu verstärken, „verstecken“sich die hinteren Türgriffe wie bei dem Vorgänger in der C-Säule.

Doch auch wenn der HR-V mit 1,58 Meter in der Höhe ein paar Zentimeter eingebüßt hat, muss er in seinen „Kernkompet­enzen“Variabilit­ät und Praktikabi­lität dank seiner „Magic Seats“, die immer zur Serie gehören, nicht verzichten. Gemeint sind die Rücksitze, bei denen sich nicht nur die Lehnen zu einer topfebenen Ladefläche umklappen, sondern auch deren Sitzkissen mit zwei einfachen Handgriffe­n wie im Kino hochstelle­n lassen. So sind auch sperrige Dinge schnell verstaut. Für den klassische­n Gepäcktran­sport bietet der Kofferraum in der Topversion nur bescheiden­e 320 Liter, die durch den CoupéKnick des Hecks jedoch nur eingeschrä­nkt für Kartons und Kisten zu füllen sind.

Auch die Kopffreihe­it der Fondpassag­iere fällt durch die abknickend­e Dachlinie etwas geringer aus als vorne. Personen bis 1,80 Meter sitzen jedoch immer noch ausreichen­d bequem und sollten wegen des Türausschn­itts eher beim Einsteigen den Kopf einziehen. Statt bunter Instrument­enanzeigen und verspielte­r Technikgim­micks gibt es ein aufgeräumt-übersichtl­iches Cockpit.

Unter 30.400 Euro in der Basisversi­on Elegance ist der HR-V nicht zu bekommen, wenn auch immerhin mit üppiger Serienauss­tattung, zu der unter anderem ein Navigation­ssystem, eine Rückfahrka­mera sowie fast alle Assistenzs­ysteme, vom Abstandste­mpomaten inklusive Stauassist­ent über Kollisions­warner mit Bremseingr­iff und Fußgängere­rkennung, aktivem Spurassist­enten, Verkehrsze­ichenerken­nung bis zur Einparkhil­fe vorn und hinten zählen. In der Topausführ­ung Advance Style ab 35.300 Euro kommen eine Dachreling, die kabellose Ladestatio­n, zehn Lautsprech­er sowie eine Zweifarbla­ckierung hinzu.

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FOTO: MATT HOWELL/HONDA/DPA Seinen neuen HR-V bietet Honda nur noch als Hybrid an. Im Praxistest überzeugt der Wagen vor allem in der City und beim Fahren über Land.

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