In der Stadt spielt er seine Stärken aus
Der Honda HRV e:HEV Advance Style ist Dank seines Antriebs auf vielen Strecken rein elektrisch unterwegs. Auch das Interieur überzeugt.
FRANKFURT/MAIN (amp) Ende der 1990er-Jahre noch als ungewöhnlich-aufgebockter Kombi gestartet, ließ Honda den HR-V 2015 als Coupé-ähnliches Kompakt-SUV wiederauferstehen. Die dritte Generation, seit Februar dieses Jahres auf dem deutschen Markt, ist deutlich eigenständiger und markanter gestaltet, punktet mit ihrer cleveren Raumaufteilung und Praktikabilität, aber auch mit Sinn für Haptik und Details. Allein, der einzig verbliebene Hybridantrieb zeigt Licht und Schatten.
Für Freude sorgt das sogenannte „e:HEV“-System im städtischen Stop-and-go oder bummeligen Überlandverkehr. Denn hier spielt die 96 kW (131 PS) starke Kombination aus einem Benziner und zwei Elektromotoren ihre Stärken voll aus: rein elektrisches Anfahren, kaum wahrnehmbarer Wechsel zwischen Elektro- und Hybridmodus sowie ein nahezu lautloses und komfortables Gleiten. Bei niedrigen Geschwindigkeiten dient der 107 PS (79 kW) starke 1,5-Liter-Vierzylinder nämlich vor allem der Stromerzeugung, indem er einen der beiden E-Maschinen antreibt, die als Generator die Lithium-IonenBatterie mit Energie versorgt. Damit fährt der nur 4,34 Meter kurze HR-V unter urbanen Bedingungen die meiste Zeit elektrisch – auch wenn der Verbrenner irritierend oft zu hören ist.
Werden mehr Leistung und Drehmoment verlangt, schaltet das System blitzschnell in den sogenannten Engine Drive und der Benziner ist via Überbrückungskupplung direkt mit den Rädern verbunden – solange das nicht allzu abrupt geschieht. Denn dann reagiert der neu entwickelte Direktantrieb ähnlich wie man das von den stufenlosen Automatikgetrieben kennt: Beim beherzten Tritt aufs Gaspedal wird der 1452 Kilogramm leichte Wagen nicht schnell, sondern nur laut, während der Motor eher zögerlich der durch den Geräuschpegel suggerierten Dynamik nachkommt. Den Standardsprint von 0 auf 100 km/h in 10,6 Sekunden erspart man sich also besser. Und auch Überholmanöver auf der Landstraße wollen wegen des trägen Antritts gut überlegt sein. Oder man schaltet vorher in den Sport-Modus, mit dem sich das Ansprechverhalten etwas verbessern lässt, was die Lautstärke – und den Spritverbrauch – aber nur erhöht. Hat man das gewünschte Tempo erreicht, beruhigt sich das System schnell wieder. Seine großen Vorzüge liegen hör- und fühlbar in der gleichmäßigen Fahrt bei konstantem Tempo. Auf der Autobahn etwa, wo man sich langsam an die 170 km/h in der Spitze herantasten kann.
Dynamische Qualitäten standen für Honda beim HR-V-Antrieb nicht im Fokus. Dafür aber ein geringer Spritverbrauch. Als Durchschnittswert gibt Honda 5,4 Liter nach WLTP an. Mit sanftem Gasfuß und bei angemessener Fahrweise im urbanen Raum blieben wir sogar darunter – nicht zuletzt dank exzessivem Gebrauch der Fahrstufe „B“, mit der die Bremswirkung beim Gaspedal lüpfen und damit die Energierückgewinnung (Rekuperation) erhöht werden kann. Über die Schaltwippen am Lenkrad lässt sich deren Stärke variieren und im Stadtverkehr braucht man nach kurzer Zeit das Bremspedal kaum noch. Etwas flotter über Land und mit höherem Autobahnanteil stehen allerdings auch schnell mal knapp acht Liter auf der Uhr.
Nichts zu kritteln gibt es am Fahrverhalten. Das 1452 Kilogramm leichte SUV rollt komfortabel ab und überzeugt mit seiner Laufruhe. Das Fahrwerk ist straff gespannt, Feder und Dämpfer ausreichend komfortabel. Und auch die präzise Lenkung informiert den Fahrer jederzeit zuverlässig über die Fahrbahnbeschaffenheit und hält auch in schnell gefahrenen Kurven sicher die eingeschlagene Linie.
Honda HRV e:HEV Advance Style Preis: 35.300 Euro
Länge: 4,34 Meter
Breite: 1,87 Meter
Höhe 1,58 Meter
Radstand: 2,61 Meter
Leergewicht: 1452 Kilogramm Zuladung: 418 Kilogramm Gepäckraum: 320 - 1290 Liter
Motor: Vollhybrid mit 4-Zyl.-Benziner Hubraum: 1498 ccm
Leistung: 131 PS/96 kW Drehmoment: 253 Nm
Ausstoß: 122 g/km
CO
Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h 0 auf 100 km/h: 10,7 Sekunden Normverbrauch: 5,4 Liter
Auf den ersten Blick erscheint die Neuauflage des HR-V viel größer als er mit 4,43 Meter Länge und 1,87 Meter Breite tatsächlich misst. Was nicht zuletzt seinem massigen Body mit hoher Schulterlinie, formschön in Wagenfarbe integriertem Kühlergrill, der nahtlos in die spitzwinkligen LED-Scheinwerfer übergeht, und den betonten Radläufen zu verdanken ist. Die Dachpartie des Viertürers ist dagegen niedrig und fällt Coupéähnlich nach hinten ab. Um diesen Eindruck zu verstärken, „verstecken“sich die hinteren Türgriffe wie bei dem Vorgänger in der C-Säule.
Doch auch wenn der HR-V mit 1,58 Meter in der Höhe ein paar Zentimeter eingebüßt hat, muss er in seinen „Kernkompetenzen“Variabilität und Praktikabilität dank seiner „Magic Seats“, die immer zur Serie gehören, nicht verzichten. Gemeint sind die Rücksitze, bei denen sich nicht nur die Lehnen zu einer topfebenen Ladefläche umklappen, sondern auch deren Sitzkissen mit zwei einfachen Handgriffen wie im Kino hochstellen lassen. So sind auch sperrige Dinge schnell verstaut. Für den klassischen Gepäcktransport bietet der Kofferraum in der Topversion nur bescheidene 320 Liter, die durch den CoupéKnick des Hecks jedoch nur eingeschränkt für Kartons und Kisten zu füllen sind.
Auch die Kopffreiheit der Fondpassagiere fällt durch die abknickende Dachlinie etwas geringer aus als vorne. Personen bis 1,80 Meter sitzen jedoch immer noch ausreichend bequem und sollten wegen des Türausschnitts eher beim Einsteigen den Kopf einziehen. Statt bunter Instrumentenanzeigen und verspielter Technikgimmicks gibt es ein aufgeräumt-übersichtliches Cockpit.
Unter 30.400 Euro in der Basisversion Elegance ist der HR-V nicht zu bekommen, wenn auch immerhin mit üppiger Serienausstattung, zu der unter anderem ein Navigationssystem, eine Rückfahrkamera sowie fast alle Assistenzsysteme, vom Abstandstempomaten inklusive Stauassistent über Kollisionswarner mit Bremseingriff und Fußgängererkennung, aktivem Spurassistenten, Verkehrszeichenerkennung bis zur Einparkhilfe vorn und hinten zählen. In der Topausführung Advance Style ab 35.300 Euro kommen eine Dachreling, die kabellose Ladestation, zehn Lautsprecher sowie eine Zweifarblackierung hinzu.