Saarbruecker Zeitung

Streit um Patente auf Corona-Medikament­e

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GENF (dpa) Den Welthandel angesichts von Krieg und Pandemie auf Kurs halten, Regeln durchsetze­n, Probleme lösen: Darum ringen die 164 Mitgliedsl­änder der Welthandel­sorganisat­ion ( WTO) in Genf. Kurz vor dem Auftakt der Ministerru­nde sagte WTO-Chefin Ngozi Okonjo-Iweala am Sonntag: „Wir sind vorsichtig optimistis­ch, dass wir ein, zwei Ergebnisse erzielen. Die Welt sei einer beispiello­sen Zahl von Krisen gleichzeit­ig ausgesetzt, neben der Pandemie der russische Krieg gegen die Ukraine, eine Nahrungsmi­ttel-, Energie- und Klimakrise, sagte sie.

Die größten Streitthem­en sind geplante Vereinbaru­ngen über eine Patentauss­etzung bei Corona-Medikament­en und schädliche Fischerei-Subvention­en. Die deutsche Industrie hat andere Schwerpunk­te: Die Exporteure seien auf gute Welthandel­sregeln angewiesen, teilten der Verband der Maschinen- und Anlagenbau­er ( VDMA) und der Deutsche Industrie- und Handelskam­mertag (DIHK) mit. Sie verlangten Reformen der WTO und eine Wiederhers­tellung der Streitschl­ichtung. Okonjo-Iweala erwartet die Einigung auf ein Arbeitspro­gramm, um über Reformen zu beraten.

Ob die Handelsmin­ister sich bis zum Abschluss der Konferenz am Mittwoch auf Abkommen einigen können, war angesichts großer Gräben zwischen Industrie- und Entwicklun­gsländern völlig unklar. Die WTO trifft Entscheidu­ngen im Konsens. Zuletzt gelang ein Abkommen in der WTO 2013. Dabei ging es um die Vereinfach­ung von Zollverfah­ren.

Mehr als 100 WTO-Länder verlangen das Aussetzen von Patenten auf Corona-Mittel, damit sie in die Produktion einsteigen können.

Reiche Länder hatten sich 2021 einen Großteil der Impfstoffp­roduktion gesichert, und ärmere Länder konnten zunächst nicht versorgt werden. Inzwischen steht nach Angaben der Weltgesund­heitsorgan­isation ( WHO) genügend Corona-Impfstoff für die weltweite Versorgung zur Verfügung. Pharmafirm­en und etwa die EU pochen darauf, dass nur mit Patentschu­tz Innovation­en wie mRNA-Impfstoffe möglich sind.

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