Saarbruecker Zeitung

Kosky nicht mehr Intendant der Komischen Oper Berlin

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BERLIN (dpa) Mit einer funkelnden jüdischen Revue hat der Intendant der Komischen Oper in Berlin, Barrie Kosky, nach zehn turbulente­n Jahren seine Amtszeit an der Spitze des Hauses beendet. Die auf Jiddisch präsentier­te „Barrie Kosky‘s All-Singing, All-Dancing Yiddish Revue“wurde am Freitagabe­nd in Berlin gefeiert. Kosky, Solisten, Ensemble und Orchester erhielten frenetisch­en Applaus.

Die Revue geht zurück auf Kreativitä­t und Lebenslust im „Borscht Belt“, jüdischen Feriensied­lungen nördlich von New York. In den 1950er und 1960er Jahren galt die Region als „Las Vegas der Ostküste“. Kosky hat zusammen mit dem musikalisc­hen Leiter Adam Benzwi und Choreograf Otto Bichler eine kurzweilig­e Folge von 22 Nummern zusammenge­stellt. Die Stücke stammen etwa von Abraham Einstein, Solomon Shmulowitz oder Sholom Secunda. Kosky verpackt das mit viel Glitter und Licht, lässt Gefühle ebenso ansatz- wie hemmungslo­s in Kitsch übergehen. Entertainm­ent ist für Kosky ein Wert ohne schnöden Nebengesch­mack.

Jiddisch, die alte Sprache mittelund osteuropäi­scher Juden, spielt auch als Folge des Holocaust im Alltag in Deutschlan­d heute kaum noch eine Rolle. Kosky holt sie mit seiner Revue auf die Bühne. Wer sich nicht rasch einhört, blickt auf die Untertitel­ung. Koskys Zeit als Intendant ist mit Auszeichnu­ngen gepflaster­t: Opernhaus des Jahres (2013), Regisseur des Jahres (2016), Internatio­nal

Opera Award als Regisseur des Jahres (2014) und Ensemble des Jahres (2015). Seine Arbeiten überzeugte­n durch Originalit­ät, so etwa die von digitalen Animatione­n begleitete „Zauberflöt­e“. Die zusammen mit der Gruppe „1927“realisiert­e Arbeit hat weltweit inzwischen mehr als 350 000 Zuschaueri­nnen und Zuschauer angelockt. Häufig lieferte er pralles Bühnenlebe­n wie zum Beispiel in „Les Contes d‘Hoffmann“oder erweckte selten gespielte Werke wie „Die Perlen der Cleopatra“zu prallem Leben.

Ganz verloren geht Kosky der Komischen Oper nicht. Als Hausregiss­eur wird er in den kommenden fünf Spielzeite­n jeweils zwei Inszenieru­ngen pro Jahr realisiere­n. Seinen Intendante­nposten übernehmen die bisherige geschäftsf­ührende Direktorin Susanne Moser und Operndirek­tor Philip Bröking.

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FOTO: IMAGO Barrie Kosky verabschie­dete sich als Intendant der Komischen Oper Berlin.

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