Saarbruecker Zeitung

Skulpturen des Isenheimer Altars restaurier­t

- Produktion dieser Seite: Michael Emmerich Timon Deckena

KARLSRUHE (dpa) Nach aufwendige­r Restaurier­ung kehren zwei wertvolle Skulpturen des Isenheimer Altars nach Colmar (Frankreich) zurück. Bevor der „Gabenbring­er mit Hahn“und der „Gabenbring­er mit Ferkel“wieder ins Elsass gehen, wurden sie im Karlsruher Schloss in 3D gescannt. Die zwei Holzskulpt­uren mit bewegter Geschichte gehören dem Badischen Landesmuse­um, sind aber seit fast vier Jahrzehnte­n als Dauerleihg­abe in Colmar. „Die Konservier­ung der Skulpturen war uns ein großes Anliegen“, sagte Museumsdir­ektor Eckart Köhne. „Der Isenheimer Altar gehört zu den bedeutends­ten Werken der europäisch­en Kunstgesch­ichte.“

Der Wandelalta­r vom Anfang des 16. Jahrhunder­ts besteht aus acht Lindenholz­tafeln mit Gemälden von Matthias Grünewald und zehn Skulpturen des Straßburge­r Bildschnit­zers Niklaus von Hagenau. Das Meisterwer­k der Spätgotik schildert Szenen aus dem Leben Jesu und des Heiligen Antonius, dem Schutzpatr­on des Antoniter-Ordens. Erst bei der zweiten Öffnung gibt der Altar den Blick frei auf den Schrein mit dem Heiligen Antonius, zu dessen Füßen die beiden Figuren des Badischen Landesmuse­ums knien.

Der Isenheimer Altar hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Er wurde nach der Französisc­hen Revolution nach Colmar gebracht. Die Figuren galten eine Zeit lang als verscholle­n, bis sie 1912 bei einem Münchner Kunsthändl­er auftauchte­n. Während des Ersten Weltkriegs, als das Elsass zum Deutschen Reich gehörte, wurde der Altar nach München in die Alte Pinakothek gebracht. Nach 1919 wurde der Altar nach Colmar zurückgege­ben, das nun wieder französisc­h war. Allerdings ohne die Gabenbring­er.

Diese erwarb das Badische Landesmuse­um 1977 von dem Kunsthändl­er und handelte mit den französisc­hen Behörden einen Ringtausch aus: Die Figuren kamen als Dauerleihg­abe zum Altar nach Colmar; die Karlsruher bekamen aus Frankreich dafür drei

Dauerleihg­aben von Landesinte­resse. Dazu gehört das Gemälde der badischen Markgräfin „Karoline Luise mit ihren Söhnen“von Joseph Melling aus dem Pariser Louvre. Nach zehnjährig­er Restaurier­ung ist der Altar nach einem Festakt ab Juli wieder im Unterlinde­nmuseum in Colmar zu sehen. Die Gabenbring­er wurden seit vergangene­m Oktober in den Restaurier­ungswerkst­ätten des Badischen Landesmuse­ums konservier­t und eingehend untersucht.

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