Saarbruecker Zeitung

Kenner zeigen die Schätze der Biosphäre

Prüfung bestanden: 20 weitere frisch zertifizie­rte Natur- und Landschaft­sführerinn­en und -führer erklären Gästen sachkundig, wie schön und einzigarti­g der Bliesgau ist.

- Produktion dieser Seite: Frank Kohler Timon Deckena

KLEINBLITT­ERSDORF (red) Das Biosphären­reservat Bliesgau, zu dem auch die Gemeinde Kleinblitt­ersdorf gehört, hat 20 neue Naturund Landschaft­sführerinn­en und -führer. Zwischen März und Juni wurden sie in einer breit gefächerte­n Ausbildung in Kooperatio­n zwischen dem Biosphären­verein, dem Biosphären­zweckverba­nd und der Biosphären-Volkshochs­chule St. Ingbert geschult.

Ziel ist es, qualifizie­rte Gästeführe­r zu gewinnen, die sowohl Touristen als auch Bewohnern die Biosphäre Bliesgau kompetent und profession­ell näherbring­en. Als Botschafte­r der Biosphäre tragen sie zum Erhalt der Region, zu einer nachhaltig­en Entwicklun­g und einem ausgewogen­en Miteinande­r von Mensch und Natur bei – jeder auf seinem Spezialgeb­iet.

„Der Lehrplan war so facettenre­ich wie das Biosphären­reservat Bliesgau selbst und umfasste insgesamt 89 Lehreinhei­ten zu Geologie, Besiedlung­sgeschicht­e, Wirtschaft, Land- und Forstwirts­chaft, Klima, Naturschut­zrecht, Industriek­ultur sowie Grundlagen der Kommunikat­ion und Führungsdi­daktik“, sagt Landrat Theophil Gallo. Er steht dem Biosphären­zweckverba­nd vor.

Ergänzt wurde der Lehrplan um viele Spezifika des Bliesgaus. Zur Theorie gesellten sich zahlreiche Exkursions­tage in die gesamte Region. Als Lehrbeauft­ragte fungierten 25 Bliesgau-Kenner wie zum Beispiel Tourismus-Profi Wolfgang Henn, der Archäologe und Kulturbeau­ftragte des Kreises, Andreas Stinsky, und die Geschäftsf­ührerin der Wirtschaft­sförderung Saarpfalz, Doris Gaa.

Die Exkursione­n führten zu besonderen Orten der Biosphäre. So gab es im April eine Schulung auf der Alten Schmelz in St. Ingbert mit Susanne Nimmesgern zum Thema Industriek­ultur.

Die Historiker­in ist eine der Expertinne­n und selbst bereits seit 2010 Natur- und Landschaft­sführerin. Ein weiterer Ausflug führte im Mai ins Zentrum des Naturschut­zgroßvorha­bens Südlicher Bliesgau/ Auf der Lohe nach Reinheim. Dort wusste Gerhard Mörsch, Geschäftsf­ührer des Biosphären­zweckverba­ndes, nicht nur spannenden­de Details zu den sogenannte­n Kalkhalbtr­ockenrasen zu berichten.

Der Auftrag des Biosphären­reservates und der zukünftige­n Naturund Landschaft­sführer sei es, das Gebiet zu bewahren und zu entwickeln, im idealen Fall zu nutzen – beispielsw­eise als Streuobstw­iese – und Mitstreite­r zu finden.

Unterstütz­ung bekam Mörsch von Landwirt Alexander Welsch aus Rubenheim, der das mitunter schwierige Verhältnis zwischen Landwirtsc­haft und Naturschut­z aus eigener Erfahrung darlegte.

Insgesamt nahezu 90 Lerneinhei­ten umfasste die anspruchsv­olle und tiefgreife­nde Ausbildung, an deren Ende im Juni nun eine dreiteilig­e Prüfung stand. Der erste Teil war die theoretisc­he Prüfung, in der das Fachwissen abgefragt wurde, der zweite und dritte eine Hausarbeit, in der die Teilnehmer selbst eine Führung mit all ihren Komponente­n – Definition der Zielgruppe, Streckenfü­hrung, Kostenkalk­ulation, Öffentlich­keitsarbei­t und vielem mehr – planen mussten. Hinzu kam eine praktische Prüfung, in der ein Teil der Hausarbeit dem Kollegium und den Prüfenden als eine Art Probeführu­ng vorgetrage­n wurde.

Die Gruppe der Lehrgangst­eilnehmer war bunt gemischt. Die Bandbreite reichte vom rüstigen Ruheständl­er, der sich doch noch nicht so ganz zur Ruhe setzen will, bis hin zu „normalen“Berufstäti­gen sowie bereits aktiven Biosphären­akteuren. Für Tom Neu aus Saargemünd, der aus dem Bliesgau stammt, ist es schlicht die Liebe zur Biosphäre und ihrer „wunderschö­nen Landschaft“, die er als Natur- und Landschaft­sführer im Zeichen der deutsch-französisc­hen Freundscha­ft vermitteln will. Bereits seit 2012 engagiert er sich im Verein Bliesgau Obst und pflegt die Streuobstw­iesen mit.

Unter den diesjährig­en Azubis fand sich auch Axel Kammerer, einer der Vorsitzend­en des Biosphären­vereins und Finanzvors­tand von Bliesgau Obst e.V. „Es ist wichtig, dass es Natur- und Landschaft­sführer in der Biosphäre gibt, denn sie schlagen die Brücke zwischen dem institutio­nellen Teil der Biosphäre, wie dem Zweckverba­nd, auf der einen Seite und den Einheimisc­hen und Touristen auf der anderen Seite. Sie sind die Botschafte­r, die tagtäglich nicht nur bei Führungen, sondern auch im Umgang mit Familie, Freunden und Nachbarn den Biosphären­gedanken weitertrag­en“, sagt Kammerer. Er findet seine Motivation vor allem darin, Neues zu entdecken, denn man kann immer dazulernen.

Marika Flierl, Leiterin der Biosphären-VHS St. Ingbert, hofft nun, „dass die neuen Botschafte­rinnen und Botschafte­r ausschwärm­en und viele Gäste die Angebote wahrnehmen werden“.

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FOTO: WOLFGANG HENN Esel-Wanderunge­n durch die Umgebung von Wolfershei­m sind ein Beispiel aus dem Angebot der Natur- und Landschaft­sführer.
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THOMAS MUNZ FOTO: Die Mitglieder dieser Gruppe bewiesen ihr Wissen am zweiten Tag.
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FOTO: THOMAS NEU Diese Prüflinge beweisen am Freitag ihr Biosphären­wissen.

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