Kenner zeigen die Schätze der Biosphäre
Prüfung bestanden: 20 weitere frisch zertifizierte Natur- und Landschaftsführerinnen und -führer erklären Gästen sachkundig, wie schön und einzigartig der Bliesgau ist.
KLEINBLITTERSDORF (red) Das Biosphärenreservat Bliesgau, zu dem auch die Gemeinde Kleinblittersdorf gehört, hat 20 neue Naturund Landschaftsführerinnen und -führer. Zwischen März und Juni wurden sie in einer breit gefächerten Ausbildung in Kooperation zwischen dem Biosphärenverein, dem Biosphärenzweckverband und der Biosphären-Volkshochschule St. Ingbert geschult.
Ziel ist es, qualifizierte Gästeführer zu gewinnen, die sowohl Touristen als auch Bewohnern die Biosphäre Bliesgau kompetent und professionell näherbringen. Als Botschafter der Biosphäre tragen sie zum Erhalt der Region, zu einer nachhaltigen Entwicklung und einem ausgewogenen Miteinander von Mensch und Natur bei – jeder auf seinem Spezialgebiet.
„Der Lehrplan war so facettenreich wie das Biosphärenreservat Bliesgau selbst und umfasste insgesamt 89 Lehreinheiten zu Geologie, Besiedlungsgeschichte, Wirtschaft, Land- und Forstwirtschaft, Klima, Naturschutzrecht, Industriekultur sowie Grundlagen der Kommunikation und Führungsdidaktik“, sagt Landrat Theophil Gallo. Er steht dem Biosphärenzweckverband vor.
Ergänzt wurde der Lehrplan um viele Spezifika des Bliesgaus. Zur Theorie gesellten sich zahlreiche Exkursionstage in die gesamte Region. Als Lehrbeauftragte fungierten 25 Bliesgau-Kenner wie zum Beispiel Tourismus-Profi Wolfgang Henn, der Archäologe und Kulturbeauftragte des Kreises, Andreas Stinsky, und die Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Saarpfalz, Doris Gaa.
Die Exkursionen führten zu besonderen Orten der Biosphäre. So gab es im April eine Schulung auf der Alten Schmelz in St. Ingbert mit Susanne Nimmesgern zum Thema Industriekultur.
Die Historikerin ist eine der Expertinnen und selbst bereits seit 2010 Natur- und Landschaftsführerin. Ein weiterer Ausflug führte im Mai ins Zentrum des Naturschutzgroßvorhabens Südlicher Bliesgau/ Auf der Lohe nach Reinheim. Dort wusste Gerhard Mörsch, Geschäftsführer des Biosphärenzweckverbandes, nicht nur spannendende Details zu den sogenannten Kalkhalbtrockenrasen zu berichten.
Der Auftrag des Biosphärenreservates und der zukünftigen Naturund Landschaftsführer sei es, das Gebiet zu bewahren und zu entwickeln, im idealen Fall zu nutzen – beispielsweise als Streuobstwiese – und Mitstreiter zu finden.
Unterstützung bekam Mörsch von Landwirt Alexander Welsch aus Rubenheim, der das mitunter schwierige Verhältnis zwischen Landwirtschaft und Naturschutz aus eigener Erfahrung darlegte.
Insgesamt nahezu 90 Lerneinheiten umfasste die anspruchsvolle und tiefgreifende Ausbildung, an deren Ende im Juni nun eine dreiteilige Prüfung stand. Der erste Teil war die theoretische Prüfung, in der das Fachwissen abgefragt wurde, der zweite und dritte eine Hausarbeit, in der die Teilnehmer selbst eine Führung mit all ihren Komponenten – Definition der Zielgruppe, Streckenführung, Kostenkalkulation, Öffentlichkeitsarbeit und vielem mehr – planen mussten. Hinzu kam eine praktische Prüfung, in der ein Teil der Hausarbeit dem Kollegium und den Prüfenden als eine Art Probeführung vorgetragen wurde.
Die Gruppe der Lehrgangsteilnehmer war bunt gemischt. Die Bandbreite reichte vom rüstigen Ruheständler, der sich doch noch nicht so ganz zur Ruhe setzen will, bis hin zu „normalen“Berufstätigen sowie bereits aktiven Biosphärenakteuren. Für Tom Neu aus Saargemünd, der aus dem Bliesgau stammt, ist es schlicht die Liebe zur Biosphäre und ihrer „wunderschönen Landschaft“, die er als Natur- und Landschaftsführer im Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft vermitteln will. Bereits seit 2012 engagiert er sich im Verein Bliesgau Obst und pflegt die Streuobstwiesen mit.
Unter den diesjährigen Azubis fand sich auch Axel Kammerer, einer der Vorsitzenden des Biosphärenvereins und Finanzvorstand von Bliesgau Obst e.V. „Es ist wichtig, dass es Natur- und Landschaftsführer in der Biosphäre gibt, denn sie schlagen die Brücke zwischen dem institutionellen Teil der Biosphäre, wie dem Zweckverband, auf der einen Seite und den Einheimischen und Touristen auf der anderen Seite. Sie sind die Botschafter, die tagtäglich nicht nur bei Führungen, sondern auch im Umgang mit Familie, Freunden und Nachbarn den Biosphärengedanken weitertragen“, sagt Kammerer. Er findet seine Motivation vor allem darin, Neues zu entdecken, denn man kann immer dazulernen.
Marika Flierl, Leiterin der Biosphären-VHS St. Ingbert, hofft nun, „dass die neuen Botschafterinnen und Botschafter ausschwärmen und viele Gäste die Angebote wahrnehmen werden“.