Ein Könner-Trio huldigt Kálmán
Das Theater im Viertel reagiert auf das große Interesse an der „Herzogin von Chicago“mit zwei weiteren Aufführungen.
SAARBRÜCKEN (red) Emmerich Kálmáns Klangkunst kommt wieder an den Landwehrplatz. Das Theater im Viertel zeigt dort das Beste aus „Die Herzogin von Chicago“, Kálmáns wenig gespielte „Klassik meets Jazz“-Operette. Aufführungen des bebilderten Gesprächskonzertes sind am Donnerstag 16. Juni, ab 19.30 Uhr, und am Freitag 17. Juni, ab 19.30 Uhr.
Der Doppeltermin ist einem erfreulichen Erfolg zu verdanken. Zur Vorstellung des TiV-Programms gab es mehr Kartenwünsche, als damals zu erfüllen waren, zumal noch sämtliche der Pandemie geschuldeten Einschränkungen galten. Daher gibt es nun Kálmáns musikalisch wie inhaltlich prächtiges Feuerwerk an zwei Abenden hintereinander.
Gleichzeitig ehrt das TiV damit drei bedeutende jüdische Ton- und Sprachkünstler, deren Schicksale eng mit den politischen Wirren des 20. Jahrhunderts verknüpft sind. Der Komponist Emmerich Kálmán (1882–1953) gilt als Mitbegründer der silbernen Operetten-Ära. „Die Csárdásfürstin“oder „Gräfin Mariza“machten ihn diesseits und jenseits des Atlantiks berühmt.
Seine 1928 in Wien uraufgeführte Operette „Die Herzogin von Chicago“ist heutzutage allerdings kaum noch bekannt. Es geht darin um die absurde Wette einer jungen US-Milliardärin, bis zu ihrem nächsten Geburtstag und kraft ihrer Dollars ein Schloss in Europa samt dazugehörigem Erbprinzen erworben zu haben. Das Werk lebt von der Spannung zwischen den Elementen der klassischen Wiener Operette (wie Walzer, Csárdás oder Wienerlied) einerseits und dem Jazz, inklusive Charleston und Foxtrott. „Jazz gegen Csardas“lautete demgemäß die Überschrift einer Uraufführungskritik. Obschon sich beide Stile gegenseitig befruchten, führte der Jazz als sogenannte „Entartete Musik“zum Aufführungsverbot in Nazi-Deutschland. Auch wegen ihrer jüdischen Herkunft mussten der Komponist sowie seine Librettisten Alfred Grünwald und Julius Brammer ins Exil.
„Die Herzogin von Chicago“spiegelt globale Entwicklungen nach dem Ersten Weltkrieg, nicht zuletzt das Aufeinandertreffen der Kulturen zwischen dem rückwärtsgewandten (und verschuldeten) „alten Europa“und einem aggressiv-materialistischen „jungen Amerika“.
Zum anderen trägt das Libretto mit ironischen, ja beinahe verfremdenden Zügen dem wilden Zwanziger-Jahre-Zeitgeist Rechnung. Solche für das damalige Publikum neuen Erfahrungen wurden mit einer musikalischen Verve auf die Bühne gebracht, dass es einem auch heute noch den Atem verschlägt.
Zu hören bei den Aufführungen: Elizabeth Wiles (Sopran), Ralf Peter ( Tenor) und Thomas Layes (Klavier).
Karten kosten 15 Euro/ermäßigt zehn Euro. Reservierung online www.dastiv.de/2022-06-16_dieherzogin-von-chicago