Ford-Manager verhandeln „exklusiv“mit Barke
Vor der Entscheidung zur Zukunft des Standorts Saarlouis wird eine Delegation des Autobauers zu „vertraulichen Gesprächen“erwartet.
SAARLOUIS (kip/red) Im Kampf um den Erhalt des Ford-Werks in Saarlouis wollen hochrangige Manager des Autobauers „exklusiv“mit dem saarländischen Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) verhandeln. Das teilte das Ministerium am Montag mit. „Ich will mit denen darüber reden, dass wir eine echte Produktionsperspektive an den Standort bekommen. Dafür sind insgesamt vier Termine vorgesehen“, hatte Barke zuvor im SZ-Interview erklärt. Über die Diskussionspunkte und die Termine für die Gespräche habe man mit Ford Stillschweigen vereinbart, erklärte das Ministerium.
Das Ford-Management will nach Worten Barkes am 22. oder 23. Juni entscheiden, ob das Saarlouiser Werk nach dem Auslaufen der Produktion des Focus im Jahr 2025 den Zuschlag für die Fertigung eines Elektromodells erhält oder das Werk im spanischen Valencia. Eine Entscheidung für Valencia könnte das Aus für Saarlouis bedeuten.
SAARLOUIS (kip) Nach Bekanntwerden einer geplanten Delegationsreise von Ford-Managern ins Saarland in dieser Woche hat das Management des Autobauers bekräftigt, dass in der Standort-Frage zwischen Saarlouis und Valencia noch keine Entscheidung gefallen sei.„Wir haben im Januar dieses Jahres einen unternehmensinternen Prozess gestartet, um den am besten geeigneten Ford-Standort für die Fertigung einer neuen Generation Elektrofahrzeuge zu finden“, teilte eine Unternehmenssprecherin am Montag mit. „Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen, und es wurde noch keine Entscheidung getroffen. Ende Juni werden wir das Ergebnis dieses Entscheidungsprozesses verkünden. Dem haben wir zu diesem Zeitpunkt nichts hinzuzufügen“, hieß es weiter.
Der saarländische Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) hatte zuvor in einem SZ-Interview erklärt, dass sich das Ford-Spitzenmanagement voraussichtlich am 22. oder 23. Juni zu seinen Plänen äußern werde, ob das Werk Saarlouis erhalten bleibt. In dieser Woche solle demnach ein von Ford-Europa-Chef Stuart Rowley benanntes Führungsteam ins Saarland kommen, um in vier Terminen mit der Landesregierung über mögliche Produktionsperspektiven zu reden.
Informationen darüber, wer für Ford anreist, seien „vertraulich“, wie eine Sprecherin des saarländischen Wirtschaftsministeriums am Montag mitteilte. Klar sei aber, dass die Manager, die kommen, „auch Entscheidungen treffen können“. Und: „Sie sind exklusiv für uns da“, teilte das Ministerium mit. Sie kämen ins Saarland, da Minister Barke in Köln in der Ford-Europazentrale gewesen sei, dazu habe er noch einmal mit Rowley telefoniert und Entscheider als Ansprechpartner gefordert, um das Angebot der Saarländer zu bereden. Ford habe daraufhin vier Gesprächstermine mit dem „Führungsteam“angeboten. Auf diese und nächste Woche seien sie terminiert. Über die genauen Daten der Gespräche haben Ford und Ministerium Stillschweigen vereinbart – auch über die Inhalte, die der
Minister mit den Managern diskutieren will, erklärte das Ministerium.
Im SZ-Interview hatte sich Barke optimistisch für den Fortbestand von Ford in Saarlouis gezeigt. „Ich bin mir sicher, dass im Ford-Management ein Umdenken eingesetzt hat“, sagte Barke. „Ich glaube, auch das Spitzenmanagement hat inzwischen erkannt, dass die Vorteile, Saarlouis zu erhalten, überwiegen. Meine Ansprechpartner haben sich gerade verändert.“
Welches Paket erachtet Ford am Ende als besser? Das von Saarlouis – oder das von Valencia? Trennt sich Ford nach Ablauf der Beschäftigungssicherung für die 4600 Mitarbeiter im Jahr 2025 vom Werk im Saarland? Beide Werke haben dem Ford-Management am 27. Januar ihre Zukunftskonzepte vorgelegt. Auch über diese Inhalte wurde
Stillschweigen vereinbart. Was bietet das Saarland Ford? „Wir haben in engster Abstimmung mit dem Bundeskanzleramt, mit der Bundesagentur für Arbeit und den einzelnen Ressorts der Landesregierung ein dickes Paket geschnürt, in dem alles drin ist, was rechtlich möglich ist. Das geht bis an die Grenzen des wirtschaftlich Leistbaren und politisch Vertretbaren“, erklärte Barke. Man könne im Umfeld des Unternehmens gemeinsam mit Ford Arbeitsplätze in einer Größenordnung von 4000 bis 5000 Jobs schaffen. „Mit unserer Kompetenz im Autoland Saar können wir zum Beispiel auch neue Produkte rund um das Automobil mit Ford entwickeln.“
Markus Thal, Betriebsratschef der Fordwerke in Saarlouis, war am Montag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.