Passagiere warten in Ensheim über 13 Stunden auf Abflug
Holpriger Start in die Ferien: Flugreisende mit Ziel Gran Canaria konnten am Sonntag nicht abheben. Dem Kapitän ihrer Smartlynx-Maschine war das Flugzeug zu schwer, um abzuheben.
SAARBRÜCKEN (red/hgn) Der Urlaub auf Gran Canaria hat für die Passagiere der Fluggesellschaft Smartlynx, die am frühen Sonntagmorgen am Flughafen Saarbrücken-Ensheim starten wollten, mehr als einen halben Tag später begonnen als geplant. Mit 13 Stunden und 39 Minuten Verspätung hob ihr Flieger schließlich in Richtung der Kanaren-Insel ab, wie der Flughafen am Montag bestätigte.
Der Grund: Zunächst war die am Flughafen stationierte Maschine nicht einsatzbereit und ein Ersatzflugzeug musste kommen. Dann war dem Piloten des neuen Jets die mit 180 Passagieren und Gepäck ausgebuchte Maschine, die wegen der Wetterverhältnisse auf der Flugstrecke vollgetankt worden war, zu schwer, um sie von der Ensheimer Startbahn in die Luft zu bringen. Erst als sich 17 Fluggäste bereit erklärten, ab Köln zu fliegen, um das Gewicht der Maschine zu verringern, hob der Pilot mit den verbliebenen 163 Passagieren um 19.40 Uhr dann doch noch ab.
Smartlynx bedauerte den Vorfall und versprach, ihn aufzuklären.
SAARBRÜCKEN Stundenlanger Aufschub einer Urlaubsreise: Länger als 13 Stunden haben am vergangenen Sonntag 180 Menschen am Saarbrücker Flughafen festgesessen, weil ihre Maschine nicht abhob. Je länger die Passagiere warten mussten, desto größer wurden die Ungeduld und das Unverständnis. Letztlich kamen sogar zusätzlich herbeigerufene Bundespolizisten zum Einsatz, um aufgebrachte Reisende zu besänftigen.
Betroffen war der Flug nach Las Palmas auf der Insel Gran Canaria, der sich immer wieder verzögerte. Und das gewaltig. Immer wieder seien sie vom Anbieter vertröstet worden, berichteten Passagiere. Letztlich harrten die Betroffenen genau 13 Stunden und 39 Minuten aus, bis es endlich losging. Allerdings nicht für alle: 17 Urlauber waren dann doch nicht dabei, obwohl auch sie diesen Flug gebucht hatten. Denn das Flugzeug war dem Piloten zu schwer gewesen, wie sich später herausstellte.
Die 17 Urlauber „starten heute ab Köln“, sagte Ludwin Vogel, Sprecher am Airport in Ensheim, am Montag auf SZ-Anfrage. Der Reiseveranstalter Tui habe die Busfahrt organisiert, die Flughafen-Verwaltung habe dabei geholfen. Letztlich sei jedoch der Reiseveranstalter verantwortlich. Vogel: „Wir sind nicht schuld daran, dass sich der Abflug verzögerte.“
Das sei eine Sicherheitsentscheidung des Kapitäns der Fluggesellschaft Smartlynx gewesen, die im Auftrag der Tui die Touristen vom Saarland aus zur spanischen Inselgruppe im Atlantik bringt. Dennoch habe sich der Flughafen am Sonntag darum bemüht, den „leidttragenden Passagieren“den unfreiwilligen Aufenthalt „so wenig wie möglich stressig werden zu lassen“. So seien sie unter anderem mit Getränken und Verzehrbons versorgt worden.
Doch was war der Grund, dass der
Flieger am Boden blieb? Dem Piloten war nach ersten Berichten aus dem Umfeld des Flughafens der Airbus einfach zu schwer. Dies bestätig
„Insgesamt wurde die Maschine bei einer maximalen Anzahl von 180 Passagieren mit Gepäck zu schwer.“Jan Limbach Pressesprecher der Fluggesellschaft Smartlynx
te am Tag darauf Smartlynx-Pressesprecher Jan Limbach. Und wie konnte es dazu kommen, dass das Flugzeug praktisch überladen war? Wegen der Wetterlage auf der Flugstrecke hatte der Pilot entschieden, die Maschine vollzutanken. Die Folge: „Insgesamt wurde die Maschine bei einer maximalen Anzahl von 180 Passagieren mit Gepäck zu schwer.“Wieder Kerosin vor dem Start abzulassen, sei in Saarbrücken nicht möglich, erklärte Limbach. Dafür nötige Geräte gebe es nicht in Ensheim.
Die Alternative: Gepäck muss am Boden bleiben. Oder Passagiere entscheiden sich, nicht einzusteigen. „Eine entsprechende Lösung war verständlicherweise nur schwer zu finden. Bis diese Situation geklärt werden konnte, kam es somit zu einer weiteren Verzögerung“, schilderte der Sprecher.
Letztlich sollen 163 Kunden an Bord gegangen sein, nachdem einige von ihnen schon seit 4 Uhr zum Einchecken am Airport gewartet hatten. Die 17 übrigen blieben zurück.
Ihnen sei es zu verdanken, dass der Pilot gegen 19.40 Uhr endlich seinen Reiseflieger aufstiegen ließ, der sich eigentlich um 6 Uhr in die Lüfte hatte schwingen sollen. Denn nur weil diese 17 Menschen verzichtet hatten, an Bord zu gehen, war die Maschine leicht genug und damit der Pilot zum Abflug bereit.
Es war aber nicht der einzige Zwischenfall, wie Limbach entsprechende SZ-Informationen bestätigte. Er sprach von einer „Verkettung von unglücklichen Ereignissen“. Denn bei dem Airbus, auf dessen Start die Gran-Canaria-Urlauber lange warten mussten, handelte es sich bereits um eine Ersatzmaschine für die regulär in Saarbrücken stationierte. In der Nacht zuvor habe es an dem eigentlich für den Flug vorgesehenen Smartlynx-Flieger eine Routine-Kontrolle gegeben, die „aus der Zeit lief“. Und der Ersatz sei schon erheblich verspätet in Saarbrücken gelandet: Erst gegen Mittag war die Maschine dort.
Die Bundespolizei, die ein Revier am Saarbrücker Flughafen betreibt, habe im Laufe des Tages die Zahl der Beamten vor Ort nach und nach erhöht, wie Pressesprecherin Vivienne Klein von der Saarbrücker Bundespolizeiinspektion sagte. „Das war rein präventiv“. Denn die Stimmung spitzte sich zu, je länger die Menschen warteten. Am Ende habe es aber keine strafrechtlichen Zwischenfälle gegeben.
Smartlynx-Sprecher Limbach entschuldigte sich im Namen seines Unternehmens. Man wolle die Ereignisse „vollständig aufklären, um die notwendigen Konsequenzen zu ziehen“. Ein ähnlicher Vorfall in jüngerer Zeit ist Airport-Sprecher Vogel indes nicht bekannt. Es sei zwar schon vorgekommen, dass nicht alle Gepäckstücke mitgenommen werden konnten. Aber eine Verzögerung in diesem Maße sei äußerst selten.