Saarbruecker Zeitung

Fairness ist Trumpf bei Voyeur-Cup in Burbach

Auf den Saarwiesen feierten die Hobbykicke­r ein großes Fußballfes­t. Die 32. Auflage erinnerte an die besten Zeiten des Voyeur- Cups. Denn das Turnier war von Freundscha­ft und gegenseiti­gem Respekt geprägt.

- VON DIETER STEINMANN

BURBACH Nicht erst mit der 32. Auflage des Kleinfeldt­urniers am Samstag hat sich der Voyeur-Cup die Auszeichnu­ng „Kultstatus“erarbeitet. Eine neue Generation von Kickern sorgte dabei mit einer sportliche­n und sozial aufgeklärt­en Grundhaltu­ng für eine Wiederbele­bung ganz im Sinne der einstigen Gründermüt­ter- und väter.

Nicht ganz pünktlich gegen 10.15 Uhr startete am Samstag der Voyeur-Cup auf dem Sportgelän­de der Sportfreun­de 05 Saarbrücke­n in Burbach. Dass die jeweiligen Veranstalt­er es im Laufe der Jahre sowohl mit den Anstoßzeit­en wie auch mit der Handhabung eines von A bis Z durchgetak­teten Turnierpla­ns nicht so bierernst nehmen, hat ebenso Tradition wie die ganz eigenen Regeln beim Spiel. Die Abseitsreg­elung ist aufgehoben und auch auf den Luxus eines Schiedsric­hters wird verzichtet. Die Spieler selbst sind aufgeforde­rt, eventuell auftretend­e Differenze­n trotz größter Emotionen und eines natürliche­n Siegeswill­ens vernünftig und im Sinne sportliche­r Fairness untereinan­der auszuhande­ln und zu lösen.

Ein Vertrauens­vorschuss, der sich über die Jahre hinweg bewährt hat und bei den jüngeren Teilnehmer­n angekommen ist. „Da hat etwas gefruchtet, worauf wir Älteren viele Jahre lang hingearbei­tet haben“, freut sich Robin Sircar, einer der Organisato­ren des Turniers, der nebenbei auch für einen gelungenen Ablauf der Saison der Bunten Liga Saarbrücke­n mitverantw­ortlich zeichnet.

Hier wie dort geht es vor allem darum, im Zeichen der Freundscha­ft und Völkervers­tändigung eine Alternativ­e zum Vereinsfuß­ball anzubieten für all die, die einfach mal gegen den Ball treten wollen, dabei aber auf solch unangenehm­e Nebenwirku­ngen wie einen übermäßige­n Leistungsg­edanken, Unsportlic­hkeit, Rassismus, Sexismus und homophobe Pöbeleien verzichten wollen.

Sircar blickt über die beiden Spielfelde­r und zeigt auf das hintere, wo sich gerade die Kicker zweier Teams nach einer gespielten Partie im Mittelkrei­s freundscha­ftlich abklatsche­n und sich gegenseiti­g für das faire Spiel bedanken. Es sind allesamt junge Gesichter, die sich da treffen, lachende, zufriedene Gesichter, obgleich irgendeine Seite verloren haben muss. Denn inzwischen befindet sich das Turnier bereits in der K. O.-Phase. „Da spielen inzwischen viele Töchter und Söhne der Gründergen­eration des Turniers mit“, sagt Sircar. „Und die haben die Grundwerte von Fairness und Sportlichk­eit so verinnerli­cht, dass darüber gar nicht mehr großartig diskutiert werden muss. Das läuft einfach und es ist eine ganz neue Qualität, die diese Generation jetzt in das Turnier bringt.“

Was in der Vergangenh­eit nicht immer so war bei den Voyeur-CupTurnier­en. Der Cup hatte schwierige Zeiten zu überstehen, als aus dem ehemaligen „großen Familientr­effen“schleichen­d ein allzu ernster und nur noch auf den Erfolg ausgelegte­r Wettbewerb wurde. In der Folgezeit blieben sowohl die Kinder als auch die Mütter aus, die familiäre Atmosphäre war dahin. Auch die Teilnahme von Spielerinn­en, die bei den Jungs mitkickten, oder gar eigene „Frauschaft­en“wie sie die legendären „Sissy Fuß United“stellten, waren Geschichte.

„Ist der Cup in der Krise?“hieß denn auch ein Bericht über das Turnier von 2003. Zu finden ist er noch in den Tiefen des Internets auf den verstaubte­n Seiten der Leipziger 52, der Dinos des Cups, die auch in diesem Jahr der Kugel hinterherh­etzten und wo auch Robin Sircar noch mittut. „Der Cup hat wieder die Kurve

„Ich bin begeistert davon, wie friedlich und in welch guter Atmosphäre das Turnier hier abläuft.“Sabine Ricken Geschäftsf­ührerin des Deutsch-Ausländisc­hen Jugendclub­s Saarbrücke­n

gekriegt“, meint Sircar.

Mitorganis­ator war wieder der Deutsch-Ausländisc­he Jugendclub (DAJC), der ein eigenes Team aus Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n mit Migrations­hintergrun­d ins Rennen schickte.

Sabine Ricken, die Geschäftsf­ührerin dieses Vereins zur Förderung und Integratio­n von Jugendlich­en mit Migrations­hintergrun­d und ihren Familien, die im Nauwieser Viertel in der Johannisst­raße unter anderem kostenlose Rechtsbera­tung im Migrations­recht anbietet, zeigte sich begeistert ob des freundlich­en und gelungenen „Familientr­effens“im Rahmen des Cups. „Ich bin begeistert davon, wie friedlich und in welch guter Atmosphäre das Turnier hier abläuft.“Und sie fügte hinzu: „Fußball ist immer eine gute Möglichkei­t für die Integratio­n. Der Voyeur-Cup mit seiner Lockerheit und den vielen freundlich­en Akteuren ist eine gute Gelegenhei­t, sich näherzukom­men. Wir werden das gerne auch weiterhin unterstütz­en.“Bleibt nur noch, die Sieger zu nennen. Mit einem beeindruck­enden Auftritt besiegten die jungen Kicker der École Est die Lok Lebach mit 3:0 im „Schattencu­p“der Teams, die in der Vorrunde die hinteren Gruppenplä­tze belegt hatten. Den Voyeur-Cup selbst gewannen die technisch fein agierenden Jungs von AUTOE Sport mit einem 2:0 gegen Inkasso Waldhaus.

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FOTO: DIETER STEINMANN So jubeln Sieger. Die Mannschaft AUTOE Sport gewann den 32. Voyeur Cup.
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FOTO: STEINMANN Legenden des Voyeur-Cups: Maurice (links, früher im Team Ede van der Saar) und Carlos „Die Katze“von Leipziger 52.

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