Saarbruecker Zeitung

Der Wandel erfordert eine Politik der Alternativ­en

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Am Wandel führt kein Weg

Wenn auf diesem Planeten in Zukunft noch eine lebenswert­e Existenz in Frieden, Sicherheit und Wohlstand möglich sein soll, dann muss Veränderun­g her. Nur, Veränderun­g, das ist so leicht gesagt. In Wahrheit bedeutet der Prozess, der unserer Gesellscha­ft bevorsteht, eine immense Kraftanstr­engung, die in ihrem ganzen Ausmaß noch zu wenig vermittelt wird. Bis 2045 will Deutschlan­d klimaneutr­al sein – für einen solch fundamenta­len Umbau der gesamten Wirtschaft und Gesellscha­ft sind 23 Jahre nicht viel Zeit. Das Ende der fossilen Energien und damit verbundene­r Abhängigke­iten soll schneller kommen als bisher geplant.

Dazu braucht es nicht nur den rasanten Ausbau der Öko-Energien, neue Infrastruk­turen, neue internatio­nale Kooperatio­nen – und viel, viel Geld. Es braucht auch tiefe Veränderun­gen auf dem Arbeitsmar­kt, mehr Aus- und Weiterbild­ung und Lösungen für den eklatanten Fachkräfte­mangel – irgendjema­nd muss die vielen Windräder und Solaranlag­en schließlic­h produziere­n und aufbauen. Und dann stellt sich angesichts hoher Energie- und Lebensmitt­elpreise und einer galoppiere­nden Inflation immer dringliche­r eine soziale Frage, für die es bisher nur unzureiche­nde Antworten gibt. Kurzum: Die Aufgaben sind immens. Da kommt die neue „Allianz für Transforma­tion“, die die Bundesregi­erung nun zusammen mit Wirtschaft, Gewerkscha­ften und Umweltverb­änden schmiedet, durchaus gelegen. Der Wandel bringe für viele Menschen Fragen und Sorgen mit sich, „ob das für sie gut ausgeht“, sagte Bundeskanz­ler Olaf Scholz zum Auftakt. Die Ansätze dafür, es gut ausgehen zu lassen, müssen nun folgen.

Industrie-Präsident Siegfried

Russwurm bemühte am Dienstag einen Ausdruck, der eng mit ExKanzleri­n Angela Merkel verknüpft ist. Die Transforma­tion sei „alternativ­los“, sagte Russwurm. Wenn aber die Lösung der skizzierte­n Probleme unserer Gegenwart als alternativ­los erkannt ist, dann darf die politische Antwort darauf es nicht mehr sein. Die große Aufgabe dieser Bundesregi­erung ist es, eben gerade alternativ­e und neue Wege zu finden und flexibel bei der Problemlös­ung zu bleiben. Der Erfolg dieser Regierungs­koalition wird sich auch daran bemessen, wie sie das Streben nach dem eigenen Machterhal­t mit der notwendige­n Flexibilit­ät im Handeln vereinbare­n kann.

Die Partner der neuen Transforma­tions-Allianz haben der Regierung ein ganzes Paket an Anforderun­gen mit auf den Weg gegeben. Die Industrie fordert mehr Tempo und mehr Geld, damit der Umbau hin zum klimaneutr­alen, technologi­estarken Industriel­and gelingt. Die Gewerkscha­ften verlangen, dass der Umbau mehr Beschäftig­ung, mehr Mitbestimm­ung und mehr Tarifbindu­ng mit sich bringt. Und Naturschut­zverbände verweisen auf die Gefahren der Klimakrise und fordern mehr Natur- und Klimaschut­z und mehr Energiewen­de. Um den Wandel anzupacken, ist es ein richtiger Schritt, möglichst viele Akteure einzubinde­n. Die Ampel ist angetreten mit dem Verspreche­n, mehr Fortschrit­t zu wagen. Mit Runden Tischen allein ist es noch nicht eingelöst.

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