Saarbruecker Zeitung

AfD versucht beim Bundespart­eitag mal wieder den Aufbruch

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BERLIN (has) Die guten Zeiten sind für die AfD längst vorbei. Bei den vergangene­n zehn Wahlen in den Ländern und im Bund fuhr die Partei Verluste ein. Im Saarland und Nordrhein-Westfalen etwa schaffte sie es nur noch knapp in den Landtag, in Schleswig-Holstein flog man sogar aus dem Parlament. Und wie eigentlich immer schon sind die führenden Parteifunk­tionäre zerstritte­n. Das ist also die Ausgangsla­ge, wenn die AfD am kommenden Wochenende drei Tage lang im sächsische­n Riesa bei Dresden zu ihrem Bundespart­eitag zusammenko­mmt.

Unter anderem werden die neuen Parteichef­s gewählt, bei der AfD Bundesspre­cher genannt. Bisher gab es immer zwei, doch in Riesa könnte die Satzung geändert werden, sodass dann künftig eine Einzelspit­ze möglich sein wird. Bernd Lucke, Frauke Petry und zuletzt Jörg Meuthen waren zum Beispiel Bundesspre­cher – alle drei schmissen zermürbt vom Kampf mit dem rechten Flügel hin. Wer will in der AfD das Amt nun haben?

Tino Chrupalla. Seit dem Abgang Meuthens Ende Januar wird die AfD nur noch von ihm geleitet. Der Maler und Lackierer aus Weißwasser in der Oberlausit­z steht zusammen mit Alice Weidel auch der AfD-Fraktion im Bundestag vor. Der 47-Jährige möchte Weidel in seinem Spitzentea­m dabeihaben, sie steht mit auf einer Liste an Personalvo­rschlägen für den Vorstand, die Chrupalla kürzlich vorlegte. Insider sagen: Sollte es bei zwei Bundesspre­chern bleiben, würde Weidel wohl zähneknirs­chend auch für den Co-Vorsitz kandidiere­n.

Norbert Kleinwächt­er. Der Brandenbur­ger Bundestags­abgeordnet­e hat angekündig­t, gegen Chrupalla antreten zu wollen. Der 36-Jährige, geboren in Augsburg, sitzt seit 2017 im Parlament, er ist Fraktionsv­ize und gilt innerhalb der AfD als gemäßigt. Kleinwächt­er selbst verortet sich in der „Alternativ­en Mitte“– obwohl manche Äußerungen aus der Vergangenh­eit durchaus andere Deutungen zulassen. Ein Neuanfang sei notwendig „im Bereich der Kommunikat­ion, in unserem Stil, in unserem Auftreten, aber auch bezüglich der Fokussieru­ng auf unsere Leitlinien, wofür wir wirklich stehen“, sagte der Lehrer kürzlich.

Nicolaus Fest. Auch den 59-Jährigen dürfte Chrupalla nicht wirklich fürchten müssen. Der AfD-Europaabge­ordnete will ebenfalls Bundesspre­cher werden. Ob er gegen Chrupalla antreten oder sich als Co-Vorsitzend­er bewerben will, ist offen. In einem Video von Anfang Juni sagte der Jurist: „Wir brauchen einen Vorstand, der alle Seiten einbindet.“

Björn Höcke. Einmal mehr richten sich alle Blicke auf den Thüringer Landesvors­itzenden. Vor gut einem Jahr in Dresden prägte er zum Entsetzen seiner Gegner den Parteitag. Diesmal wieder? Höcke hat bisher nur angedeutet, dass er für den Parteivors­tand kandidiere­n könnte. Voraussetz­ung einer Kandidatur sei allerdings, dass die Partei sich von der Doppelspit­ze verabschie­de.

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