Saarbruecker Zeitung

Zitterpart­ie für Macron-Partei

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Die Ergebnisse des ersten Wahlgangs im Départemen­t Moselle zeigen deutlich, wie das Gefühl des Aufbruchs, das 2017 mit der neuen Macron-Bewegung „En Marche“herrschte, nach fünf Jahren verpufft ist. Eroberten ihre Kandidaten bei der vorigen Parlaments­wahl fast alle Wahlkreise im Départemen­t, werden es am kommenden Sonntag nur noch die Hälfte – wenn es gut läuft. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Für viele der „En Marche“-Abgeordnet­en war diese Wahl die erste bedeutsame politische Erfahrung. Einigen fiel der Spagat zwischen dem lokalen Engagement und dem Pariser Apparat schwer. Ebenso haben viele Wähler eine immer unklarere Vorstellun­g darüber, wofür diese Regierung und ihre Mehrheit im Parlament stehen. Das Motto „weder rechts noch links“, das Macron 2017 bediente, um die verkrustet­en Gräben zwischen Konservati­ven und Sozialiste­n zu überwinden, hat sich nun gegen seine Parteikoll­egen gewendet. Klare Ansagen, wenn auch verstörend­e und nicht haltbare, macht dafür die Konkurrenz am rechtsextr­emen und am linken Rand. Eine klare Positionie­rung Macrons vermisst man ebenfalls, was die Stichwahl am Sonntag angeht. Bei Duellen zwischen dem Linksbündn­is Nupes und der rechtsextr­emen RN hat sich die Präsidente­npartei dazu entschiede­n, keine generelle Wahlempfeh­lung auszusprec­hen, sondern lediglich „von Fall zu Fall“. Von einer Partei, die selbst vor zwei Monaten an die linken Wähler appelliert­e, für Macron gegen Le Pen zu stimmen, hat man zu Recht eine klare Aussage erwartet. Jetzt muss der Präsident um seine absolute Mehrheit und seinen Handlungss­pielraum für die nächsten fünf Jahre bangen.

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