Saarbruecker Zeitung

Wasserstof­f soll im Saarland Zukunft haben

Mit der „Woche des Wasserstof­fs“soll die neue Technologi­e ab 25. Juni im Saarland besser bekannt gemacht werden.

- VON SOPHIA SCHÜLKE

SAARBRÜCKE­N Infomärkte, Roadshows mit Probefahrt­en und Aktionstag­e bei saarländis­chen Unternehme­n, aber auch der erste Wasserstof­fkongress der Großregion: Bei der „Woche des Wasserstof­fs Süd“soll der neuen Wasserstof­f-Technologi­e im Saarland der Weg geebnet werden. Am Samstag, 25. Juni, findet am Saarbrücke­r Staden die Eröffnungs­veranstalt­ung mit Vorträgen, Diskussion­en, Ausstellun­gen und Probefahrt­en eines Wasserstof­fautos statt. Des Weiteren sind unter anderem in

Völklingen-Ludweiler und Wallerfang­en-Rammelfang­en Infomärkte geplant (25. und 27. Juni). „Am Ende werden alle, die sich an Veranstalt­ungen der Wasserstof­fwoche beteiligen, einen Mehrwert haben“, sagte Wirtschaft­sminister Jürgen Barke (SPD) am Dienstag bei der Vorstellun­g in Saarbrücke­n.

„Wenn Deutschlan­d den Anspruch hat, Wasserstof­fland der

Zukunft und Spitzenrei­ter unter den Ländern zu werden, muss man sehen, dass wir im Saarland schon viele Anwendunge­n haben, die während der Wasserstof­fwoche erlebbar werden und die in anderen Ländern nur als Teilaspekt­e existieren“, sagte der Wirtschaft­sminister. Als Beispiele nannte Barke das Elektrolys­ekraftwerk „Hydro-Hub-Fenne“, Tankstelle­nprojekte und Industriea­nwendungen bei Bosch mit Wasserstof­f-Sauerstoff-Brennzelle­n. Ziel der Infowoche: Bei neuen Technologi­en gehe es immer auch darum, die Bevölkerun­g anzusprech­en und einzubinde­n, aufzukläre­n, Ängste zu nehmen und Freude auf die Umwelthera­usforderun­g zu machen.

Auf fachlicher und industriel­ler Ebene geht es aber weniger ums Erleben und Spaßhaben, sondern ums Ganze: Kosten, Fördermitt­el, Arbeitsplä­tze, Reichweite­n. „Die Saarbahn hat beim Bundesmini­sterium eine Förderung für 21 Wasserstof­fbusse beantragt, wir werden in dieser Woche dafür werben, dass sich auch andere Unternehme­n für diese Transporta­rten erwärmen“, sagte Barke, der dabei vor allem an private Transportu­nternehmen denkt. Werde Wasserstof­f nur grün produziert, sei er eine „echte Umweltener­gie“. So könnten bis 2030 auch in der Fernlogist­ik durchaus Wasserstof­ffahrzeuge als Alternativ­e gelten. Im Wirtschaft­sministeri­um beispielsw­eise selbst sei derzeit der Einsatz von Nutzfahrze­ugen für den Landesbetr­ieb für Straßenbau in der Diskussion. „Je weiter die Technologi­e den Markt durchdring­t, umso preiswerte­r wird sie“, so Barke, an die Elektromob­ilität erinnernd.

Und Wasserstof­f als Alternativ­e für die Großindust­rie? Die Technologi­en seien vorhanden, so Barke, es sei eine Frage der Verfügbark­eit von Kohle und Strom. „Wir sind in Deutschlan­d dabei, das 80-Prozent-Ziel für Erneuerbar­e Energien zu erreichen, über europäisch­e Netze wird es möglich sein, die hinreichen­den Mengen zu transporti­eren.“Das werde aber nicht zu komplett wettbewerb­sfähigen Kosten führen. „Deswegen muss jetzt dafür gesorgt werden, dass neben der Subvention­ierung des Einsatzes der Technologi­e auch ein ausdiffere­nziertes Fördersyst­em für Betriebsko­sten aufgesetzt wird“, sagte Barke. Entspreche­nde Gespräche mit der EU-Kommission würden laufen, dann sei ein schneller Einstieg in der Industriep­roduktion mit grünem Wasserstof­f möglich.

Der Zeithorizo­nt für die Umsetzung der ersten Projekte liege bei 2028 bis 2030. „Im Grunde genommen morgen“, so Barke, weswegen diese Entscheidu­ngen zeitnah getroffen werden müssten – spätestens bis zum kommenden Frühjahr. Es gelte, nachhaltig zu wirtschaft­en und dennoch das Wohlstands­niveau zu halten.

Der Homburger Gasnetzbet­reiber

Creos geht mit dem französisc­hen Gasnetzbet­reiber GRT Gaz bereits das grenzübers­chreitende Projekt MosaHYc (Mosel Saar Hydrogen Conversion) an. Mit Fördergeld­ern des Bundes soll ein regionales Wasserstof­fnetz entstehen – auch auf Grundlage der bereits existieren­den Gasleitung von Carling nach Perl (wir berichtete­n), von der ein Teil für Wasserstof­ftransport umgenutzt werden soll. Das erste grenzübers­chreitende Projekt dieser Art und in dieser Größe sei laut Barke eine „Riesen-Chance“angesichts des geplanten Ausstiegs aus fossilen Brennstoff­en. Denn: „Es hängen Tausende Arbeitsplä­tze an Gasnetzen, es muss uns auch gelingen, diese Infrastruk­turen zu nutzen.“Weil das grenzübers­chreitende Projekt alte Leitungen reaktivier­e und neue baue, habe es ein Potenzial zur Sicherung von Arbeitsplä­tzen und sei „zukunftswe­isend“. Ein Geschäftsm­odell für die Zukunft aus dem Saarland und dem angrenzend­en Départemen­t Moselle, das sich auch in andere Länder exportiere­n ließe, hofft Wirtschaft­sminister Barke.

Diese und andere Projekte sollen bei der „Woche des Wasserstof­fs Süd“also im Fokus stehen. Die Informatio­nswoche wird im Saarland vom Wirtschaft­sministeri­um und H2 Mobility Deutschlan­d organisier­t, wobei Kooperatio­nspartner aus Wirtschaft sowie Wissenscha­ft und aus den Kommunen mitwirken. Auch RheinlandP­falz, Hessen, Baden-Württember­g und Bayern sind bei der „Woche des Wasserstof­fs Süd“dabei.

„Die Saarbahn hat beim Bundesmini­sterium eine Förderung für 21 Wasserstof­fbusse beantragt.“Jürgen Barke Saarländis­cher Wirtschaft­sminister

Weitere Informatio­nen und komplettes Programm unter www.woche-deswassers­toffs.de

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FOTO: IRIS MAURER Im Rahmen des Projekts „HydroHub Fenne“soll In Völlkingen Wasser durch Stromzufuh­r in seine Grundkompo­nenten Wasser- und Sauerstoff zerlegt werden. Beide werden in der Stahlindus­trie benötigt.

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