Saarbruecker Zeitung

Was bedeutet der Corona-Anstieg für den Festival-Sommer?

Saar-Virologe Jürgen Rissland sieht keinen Grund für eine Absage geplanter Veranstalt­ungen. Dennoch empfiehlt er eine einfache Vorsichtsm­aßnahme.

- VON HÉLÈNE MAILLASSON Produktion dieser Seite: Frauke Scholl Michael Emmerich

SAARBRÜCKE­N Nach zwei Jahren Zwangs-Pause wegen Corona feierten rund 90 000 Besucher am Pfingstwoc­henende beim großen Festival „Rock am Ring“am Nürburgrin­g. Auch wenn ein FestivalSp­recher auf SZ-Anfrage mitteilte, dass „über ein auffällig erhöhtes Infektions­geschehen“bei Rock am Ring „nichts bekannt“sei, häufen sich in den sozialen Netzwerken Berichte über positive Fälle bei den Festivalrü­ckkehrern. Auch im Saarland ist die Positivrat­e in der Altersklas­se 20 bis 34 Jahre in der Woche nach dem Festival im Vergleich zu der Vorwoche leicht angestiege­n, von 25,0 auf 29,6 Prozent. Dennoch lassen diese Zahlen keine eindeutige­n Rückschlüs­se auf einzelne Veranstalt­ungen zu, denn auch in den Altersgrup­pen 60 bis 79 Jahre und 80 Jahre und älter hat die Zahl der Positivfäl­le im gleichen Zeitraum zugenommen. Laut RKI liegt die Sieben-Tage-Inzidenz im Saarland derzeit bei 530,5 – Tendenz steigend.

Wird sich diese Entwicklun­g in den kommenden Wochen fortsetzen oder sich gar durch große Zusammenkü­nfte beschleuni­gen? Denn immerhin stehen im Saarland die großen Veranstalt­ungen erst bevor. Veranstalt­er Thilo Ziegler blickt dennoch optimistis­ch auf die kommende Auflage von Saarlands größtem Festival „Rocco del Schlacko“, das nach der CoronaZwan­gspause im August stattfinde­t. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Open-Air-Events zu Corona-Hotspots werden“, sagt er. Dort seien die Bedingunge­n vergleichb­ar mit einem Fußballspi­el. „Das Länderspie­l Deutschlan­d-England wurde zum Beispiel auch nicht zum Corona-Cluster“, sagt Ziegler. Dass sich besonders viele Menschen bei den Konzerten von „Rock am Ring“angesteckt hätten, halte er für eher subjektiv. „In den vergangene­n Wochen hat nicht nur ‚Rock am Ring‘ stattgefun­den, sondern es laufen deutschlan­dweit Veranstalt­ungen, auch in Innenräume­n, die Leute feiern wieder in den Diskos“, erklärt Ziegler. Der Veranstalt­er geht nicht davon aus, dass sich die Besucher abschrecke­n lassen oder dass sich die Corona-Lage so sehr verschlech­tert, dass Festivals abgesagt werden müssen.

Auch der Homburger Virologe Jürgen Rissland sieht zum jetzigen

Zeitpunkt keinen Grund für eine Absage solcher Veranstalt­ungen. Nichtsdest­otrotz warnt er davor, die Entwicklun­g der Pandemie auf die leichte Schulter zu nehmen. „Der Infektions­druck ist nach wie vor hoch“, sagt er der SZ. „Wir erleben derzeit einen Wiederanst­ieg der Zahlen, der verschiede­ne Gründe hat. Zum einen die ansteckend­ere Omikron-Subvariant­e BA.5 und zum anderen die Vorsichtsm­aßnahmen, die weniger konsequent eingehalte­n werden.“Laut Modellieru­ngen könnte im Laufe des Sommers eine vierstelli­ge Inzidenz erreicht werden, was dann eine schwierige­re Ausgangsla­ge für den Herbst bedeuten würde. Es sei aber keine automatisc­he Entwicklun­g. „Wenn jeder im Alltag zum Selbst- und Fremdschut­z vorsichtig handelt, kann der Anstieg der Fallzahlen auch gebremst werden“, so Rissland. Eine simple und effiziente Maßnahme sei zum Beispiel, eine Maske zu tragen, wenn man sich länger, auch draußen, in einer großen Menschenme­nge aufhält. „Je mehr Menschen sich an solchen Vorsichtsm­aßnahmen beteiligen, desto mehr können alle den Sommer genießen“, sagt der Virologe.

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FOTO: SIMON/ÄRZTEKAMME­R Jürgen Rissland warnt davor, die Entwicklun­g der Pandemie auf die leichte Schulter zu nehmen.

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