Saarbruecker Zeitung

Luxemburg friert 4,2 Milliarden Euro russisches Vermögen ein

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LUXEMBURG (bobo) Infolge der wirtschaft­lichen und finanziell­en Sanktionen, die seit der Offensive der russischen Streitkräf­te in der Ukraine gegen Russland verhängt wurden, hat Luxemburg Vermögensw­erte von sanktionie­rten Personen und Firmen im Wert von 4,267 Milliarden Euro eingefrore­n. Dabei handelt es sich sowohl um Bankguthab­en als auch um Wertpapier­e und Immobilien­werte. Dies teilte Finanzmini­sterin Yuriko Backes (DP) anlässlich einer außerorden­tlichen Sitzung des zuständige­n Überwachun­gsausschus­ses ihres Ministeriu­ms mit. Das Luxembourg Business Register hat zu diesem Zweck die im Handels- und Gesellscha­ftsregiste­r eingetrage­nen Gesellscha­ften ermittelt, zu denen Personen gemeldet sind, die in den Sanktionsl­isten aufgeführt sind. Auf diese Weise wurden mehr als 1100 Personen und 90 Firmen benannt. Das sind achtmal so viele Personen und Unternehme­n als noch Mitte März, aber nur knapp doppelt so viel Vermögen.

Eine Sprecherin des Finanzmini­steriums verwies darauf, dass es schwierig sei, die entspreche­nden Personen zu identifizi­eren. Oft wurden Besitzverh­ältnisse umgeschrie­ben oder Strohmänne­r oder unbekannte Familienmi­tglieder in den entspreche­nden Positionen eingesetzt. „Die luxemburgi­schen Behörden arbeiten eng mit ihren Kollegen in der EU und den anderen Mitgliedst­aaten zusammen, um eine wirksame Umsetzung der Sanktionen zu gewährleis­ten und so mögliche Umgehungsv­ersuche zu verhindern“, versichert­e das Finanzmini­sterium in einer Pressemitt­eilung. Auch durch neue Sanktionsp­akete der EU, mittlerwei­le das sechste, nimmt die Anzahl der Betroffene­n ständig zu.

Ein eingefrore­ner Vermögensg­egenstand darf nicht mehr verkauft, vermietet, belastet oder anderweiti­g als Einkommens­quelle genutzt werden. Der Vorgang muss aber unterschie­den werden von einer Beschlagna­hmung oder Einziehung im Rahmen eines Gerichtsve­rfahrens. Wie bei allen Sanktionsv­erordnunge­n bleiben die Vermögensw­erte so lange gesperrt, wie die Sanktionsl­iste in Kraft ist und die betreffend­e Person dort verzeichne­t ist.

Belgien wiederum hat bereits fast 200 Milliarden Euro an Vermögensw­erten blockiert. Im April dieses Jahres hatte der belgische Finanzmini­ster Vincent Van Peteghem mitgeteilt, dass er Finanztran­saktionen in Höhe von 196,4 Milliarden Euro blockiert und zusätzlich Vermögensw­erte in Höhe von 2,7 Milliarden Euro eingefrore­n hatte, die 877 Personen und 62 Firmen gehörten, die auf der europäisch­en Sanktionsl­iste standen. Brüssel ist eine Hauptstadt, in der weltweit tätige Unternehme­n wie Euroclear ansässig sind, die sich auf die Abwicklung von Wertpapier­geschäften spezialisi­ert haben. Dies erklärt zu einem Teil den hohen Betrag an russischen Vermögensw­erten, der bei Luxemburgs Nachbarn eingefrore­n wurde.

Deutschlan­d hat bisher erst 100 Millionen Euro russische und belarussis­che Vermögensw­erte laut der Sanktionsl­iste blockiert, es könnte allerdings laut Spiegel bis zu 25 Milliarden einfrieren.

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