Saarbruecker Zeitung

Im „Roma“fühlen sich auch viele Promis wohl

So viele Prominente haben nur wenige Restaurant­s im Saarland bewirtet, auch alle Bundeskanz­ler seit Helmut Kohl. Jetzt wird das „Roma“in Saarbrücke­n 50 Jahre alt – und muss für mindestens einen Monat schließen.

- VON THOMAS SCHÄFER Produktion dieser Seite: Frank Kohler Markus Saeftel

SAARBRÜCKE­N Warum sich das „Roma“50 Jahre behaupten konnte in dem schwierige­n Feld der saarländis­chen Gastronomi­e? Wahrschein­lich deshalb: gratiniert­e Jakobsmusc­heln mit Sparschrie­b der Schauspiel­er einst in das legendäre Gästebuch des legendären Edel-Italieners. Oder Udo Jürgens: „Merci für ein exzellente­s Dinner“, schwärmt der große Unterhalte­r, der mit „Merci Chérie“1966 den Eurovision Song Contest gewann, als der noch ganz anders hieß. Udo Jürgens sei auch mal eine ganze Woche zum Frühstück da gewesen, erzählt Junior-Chef Davide Del Fa, Eier mit Speck und gerne auch ein Glas Prosecco. Zu seinem letzten Mahl im „Roma“, der Tisch war schon bestellt, kam es nicht mehr: Udo Jürgens starb 2014 einige Tage zuvor in der Schweiz.

50 Jahre also – Sohn Davide Del Fa ist seit 16 Jahren mit im Betrieb, lange auch schon als Geschäftsf­ührer, Vater Alberto seit dem ersten Tag. Er hat das „Roma“zusammen mit seiner Frau Maura vor 50 Jahren erschaffen, nur durch Zufall ist er zum Saarbrücke­r Gastronome­n geworden. Geboren auf der Insel Elba in ärmsten Verhältnis­sen, aufgewachs­en in der Toskana, gereift als Mensch und Restaurant-Macher in Monte Carlo: Wenig deutete darauf hin, dass Alberto Del Fa einmal den Rest seines Lebens an der Saar verbringen würde. Eigentlich habe er nur wenige Monate in Deutschlan­d bleiben wollen, doch dann erzählte ihm ein Freund von einem Restaurant, das er übernehmen könne. Das war 1972. „Gut, man kann es versuchen“, sagte Alberto Del Fa und legte los.

In der Heuduckstr­aße war das erste Restaurant, das bald mit einer Neuheit auf sich aufmerksam machte. „Wir waren der erste Pizzaservi­ce in Saarbrücke­n“, sagt Alberto Del Fa, „vielleicht sogar im ganzen Südwesten.“Der Name war schlicht „Pizzaservi­ce“, der Erfolg überwältig­end: „Das war bombig, unglaublic­h.“Vor allem Büros hätten angerufen und mittags „wie bekloppt“Pizza bestellt. „Wir haben uns von Anfang an einen Namen gemacht und wir hatten schon immer gute Gäste.“Oskar Lafontaine war früh einer davon, schon als er noch Oberbürger­meister von Saarbrücke­n war. Er kam oft und gerne wieder. Wie zum Beispiel am 7. April 1989. Gemeinsam mit Thomas Gottschalk muss er einen sehr schönen Abend im „Roma“erlebt haben. Im Gästebuch waren die beiden zu Scherzen aufgelegt. „Die ganz große Koalition“haben sie dort hingeschri­eben, darunter ihre Namen: „Thomas Gottschalk (ZDF) + Oskar Lafontaine (Saar)“.

Da war das „Roma“schon lange in die Klausener Straße umgezogen, auch die Karte hatte man krass verändert, plötzlich gab es keine Pizza mehr – bis heute verzichtet das Restaurant auf den italienisc­hen Klassiker. Dafür rückten andere Köstlichke­iten in den Fokus. Eine breite

Auswahl italienisc­her Weine, die man im Saarland lange nicht kannte, viel Fisch und Meeresfrüc­hte – oder Tiramisu: Alberto Del Fa nimmt für sich in Anspruch, die kalorienre­iche Nachspeise nach Saarbrücke­n gebracht zu haben. Die Leute wollten sie zunächst nicht, später standen sie in Schlangen vor der Tür, um zu probieren. „Wir haben immer versucht, etwas Besonderes anzubieten“, sagt der Senior-Chef über das Erfolgsrez­ept des Hauses. Dazu mit Thomas Scheidweil­er ein treuer Spitzenkoc­h seit 40 Jahren, insgesamt viel treues Personal, 23 Mitarbeite­r sind es mittlerwei­le. Und ganz viel Herzblut der Chefs über Jahre und Jahrzehnte: Alberto Del Fa wird im kommenden Jahr 80, seine Frau wurde gerade 75, Sohn Davide ist 38. „Das ist hier noch eine richtige Familienge­schichte. Wir sind alle drei ständig da.“

Da – das ist der jetzige Standort in der Saarbrücke­r Congressha­lle. Seit 2009 ist sie die Heimat des „Roma“, rund 70 Plätze gibt es, oft ist das Restaurant „gerammelt voll“. Wer am Wochenende Plätze haben möchte, muss in der Regel sechs bis acht Wochen warten. Jetzt sogar noch länger. Denn das „Roma“muss im Zuge der Sanierung der Congressha­lle (unter anderem Brandschut­z) ab dem 25. Juni für mindestens einen Monat schließen. „Wir hoffen, dass es Anfang August wieder losgehen kann“, sagt Davide Del Fa.

Zurück zu den Promis. Im Gästebuch stehen auch Mario Adorf, die Münchener Freiheit, Rudi Völler oder Stefan Kuntz („Hauptsach gudd gess!“). Und David Hasselhoff. Das Essen sei „fantastisc­h“gewesen, schreibt der „Knight Rider“- und „Baywatch“-Star und bedankt sich artig: „Grazie – Danke – Thanks!“

Darunter eine Autogrammk­arte in Bestform, stahlblaue Augen, Lederjacke, die Frisur sitzt, das Brusthaar auch. Gänzlich unartig sei Hasselhoff dann aber einige Zeit später bei einem weiteren Besuch gewesen, erzählt Alberto Del Fa. Weil er kurzfristi­g keinen Tisch mehr bekam, sei er beleidigen­d geworden. Schlimme Schimpfwör­ter müssen gefallen sein, Hasselhoff durfte nicht ins Restaurant.

Dafür war die große Politik gern gesehen im „Roma“. Alle Bundeskanz­ler seit Helmut Kohl. Okay, so viele waren das nicht, aber auch Schröder und Merkel waren da. Beim Merkel-Besuch musste sogar eine Spezialanf­ertigung her, damit das gesamte Kabinett mit über 20 Köpfen an einem ovalen Tisch sitzen konnte. Ausgefalle­ne Wünsche erfüllen – auch das sicher ein Geheimnis einer Saarbrücke­r Institutio­n.

Ristorante Roma, Hafenstraß­e 12, 66111 Saarbrücke­n. Telefon (0681) 45470, ristorante.roma@t-online.de.

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FOTOS: THOMAS SCHÄFER Alberto und Sohn Davide Del Fa sind die Chefs des „Roma“in der Saarbrücke­r Congressha­lle.
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David Hasselhoff trug sich ins Gästebuch des „Roma“ein.
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Auch Schauspiel­er Mario Adorf legte eine Autogrammk­arte ins Gästebuch.

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