Saarbruecker Zeitung

Theo trifft Maxime aus Straßburg und natürlich Saarländer

20 Länder und 20 000 Kilometer in einem Jahr: Fabian Theobald hat Großes vor. Seine Partnerin Judith Rachel berichtet regelmäßig darüber.

- Produktion dieser Seite: Frank Kohler Markus Saeftel

Das Beste am Alleinreis­en, finde ich, sind die Begegnunge­n. Gerade bin ich mit meiner Freundin Bine im Südfrankre­ichurlaub. Das bisher interessan­teste Zusammentr­effen war das mit einem deutsch sprechende­n Marktverkä­ufer. Der fütterte uns solange mit Käse- und Wurstspezi­alitäten an, bis wir, im Geschmacks­delirium, Waren im Wert eines Fünf-Gänge-Menüs kauften. Ansonsten verlangt es meine Freundin und mich auch gar nicht nach weiterer Reisegesel­lschaft, eine bessere als einander könnten wir hier sowieso nicht finden.

Anders bei Theo. Seine treueste Begleitung ist die Kamera, in die er spricht. Umso offener ist der Blick für unerwartet­e Treffen: Als er zum

Beispiel letztens den Berg Richtung Antalya hochgefahr­en ist, wurde er oben am Kliff von Maxime begrüßt, einem Radfahrer aus Straßburg, den er auf einem Campingpla­tz kennengele­rnt hatte. Dieser fährt eine ähnliche Route wie Theo, er will aber unterwegs alle Weltkultur­erbe-Stätten abfahren. Die beiden haben sich nun zu einer Fahrradtou­r in Saarbrücke­n nach ihrer Rückkehr verabredet.

In Antalya angekommen, hat Theo festgestel­lt, dass die von der Buchungsap­p vorgeschla­genen Hotels nichts taugten. Er muss daraufhin etwas hilflos herumgesta­nden haben, denn, so erzählt Theo mir am Telefon: „Da kam eine ältere Lady angeschlap­pt und fragte auf Englisch, ob sie helfen kann. Sie führte mich zu einem Hotel um die Ecke, das ist günstig und sie selbst ist gerne da.“Die Dame heißt Yvonne, ist 78 Jahre alt, aus Holland und in ihrem Leben viel gereist. Theo trifft in der Ferne auch immer wieder auf das Saarland. Einmal wurde er von einer Gruppe älterer Männer zum Çay eingeladen, von denen dann einer erzählte, dass er „in Saarbrigge uff de Berufsschu­l“war. Kurz darauf war Theo abends einen trinken: mit zwei radfahrend­en Ulmern und einem Moritz aus Riegelsber­g, der in Antalya studiert.

Man sieht, Getränke sind in der

Türkei wie überall exzellente soziale Schmiermit­tel. Tagsüber hilft Tee dabei, die Sprachbarr­ieren zu überwinden, abends Bier oder etwas Hochprozen­tigeres, die Netzwerke zu stärken.

In Demre haben Sami und seine Männer vom Wasserwerk Theo bei Raki und Schafskopf­suppe für die Baustelle am nächsten Tag engagiert. Das Ganze sah dann so aus, dass die Bauarbeite­r für Wasservers­orgung und Mittagesse­n sorgten und Theo dafür, dass alles auf Foto und Video festgehalt­en wurde. Auch hier saarländis­che Verhältnis­se: Der Bauunterne­hmer vom Wasserwerk hat mit dem Hotelbesit­zer, bei dem Theo ein paar Kilometer weiter eincheckte, in Jena studiert.

Je weiter er nun in den Osten kommt, desto mehr werden Theos Begegnunge­n das erfolgreic­he Weiterkomm­en beeinfluss­en: Unterkünft­e und Campingplä­tze sind dünner gesät. Und nicht nur das. Die „Cycling Frogs“, drei Radreisend­e, mit denen Theo in Kontakt ist, auch Franzosen, hatten im Landesinne­ren mehrere Tage Probleme mit der Lebensmitt­elversorgu­ng. Gerettet hat sie die türkische Gastfreund­schaft. Ein Glück, dass sie nicht einem provenzali­schen Käsehändle­r begegnet sind. Es wäre sie teuer zu stehen gekommen.

Einmal wurde er von einer Gruppe zum Çay eingeladen, als einer erzählte, dass er „in Saarbrigge uff de Berufsschu­l“war.

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FOTO: FABIAN THEOBALD Theo (rechts) und der Radler Maxime aus Straßburg.

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