Neue Brücke: Anwohner müssen in Hotels
In Quierschied baut die Deutsche Bahn ab 8. August eine neue Brücke. Das wird laut, auch nachts. Im Kulturzentrum Q.lisse informierte das Unternehmen die Bürger, wie die Baumaßnahme im Detail abläuft.
QUIERSCHIED „Bleibt das Lokal ‚Kupferkanne‘ während der Bauzeit offen?“„Gibt es am Ende ein Baustellenfest?“„ – das waren zwei der zahllosen Fragen, die rund 80 Quierschiederinnen und Quierschieder am Montag in der Q.lisse an die Vertreter der Deutschen Bahn richteten. Die waren nach Quierschied gekommen, um über die Sanierung des Brückenbauwerks an der Fischbachtalstrecke am Bahnhof zu informieren. „Eigentlich wollten wir im Dezember schon hier sein. Da hat aber Corona uns einen Strich durch die Rechnung gemacht und wir mussten eine Online-Veranstaltung durchführen“, sagte Projektleiter Stephan Kessler von DB Netz. „Darum ist es jetzt umso schöner, dass so viele Menschen gekommen sind und wir über die Maßnahme informieren können.“
Klar ist, dass es am 8. August losgehen soll und dass die Maßnahme nicht aufschiebbar ist. Die Nutzungsdauer der 1935 gebauten Brücke würde in diesem Jahr enden. Die Deutsche Bahn habe festgestellt, dass die Überführung über die Landstraße 262 zwar noch den Bahnbetrieb zulässt, sie sich aber bereits im schlechtesten Bewertungszustand befindet.
Nach Einrichtung der Baustelle werden zunächst Löcher für die Stahlpfeiler einer Behelfsbrücke gebohrt, über die die Züge während der Bauzeit fahren können. Ist dieses Hilfsbauwerk in Betrieb, wird die jetzige Brücke abgetragen und von Grund auf ersetzt.
Das gilt auch für die bis zu sieben Meter hohen Stützmauern auf der Quierschieder Seite. Die L 262 soll von Ende November 2022 bis Ende September 2023 gesperrt bleiben. Umleitungen über Hühnerfeld werden ausgeschildert. Der Zugbetrieb wird an voraussichtlich vier Wochenenden im Oktober gesperrt, ansonsten wird der Quierschieder Bahnhof mittels einer Behelfsüberführung erreichbar sein. An besagten Oktoberwochenenden und bis Mitte November sind Nachtarbeiten vorgesehen. „Wir setzen dabei Maschinen und Baumethoden ein, um die Belästigung der Anwohner möglichst gering zu halten. Gänzlich zu vermeiden ist sie aber nicht“, sagte Kessler.
Darum bietet die Bahn den Anwohnern im näheren Umfeld in diesem Zeitraum Übernachtungen in Hotels an. „In den Nachtbauphasen sollten begleitende Lärmmessungen stattfinden“, regte Quierschieds Bürgermeister Lutz Maurer (parteilos) an und traf damit auf breite Zustimmung. Bahn-Sprecher Daniel Mönius meinte: „Wenn
„Wir setzen dabei Maschinen und Baumethoden ein, um die Belästigung der Anwohner möglichst gering zu halten.“Stephan Kessler Deutsche Bahn
Sie nicht schlafen können, melden Sie sich. Wir finden eine Lösung.“Mönius versprach, dass neben einem rund um die Uhr besetzten Beschwerdetelefon direkt auf der Baustelle auch eine E-Mail-Adresse für Rückfragen und Beschwerden eingerichtet werden soll.
Große Verunsicherung unter den Anwohnern herrschte bei der sogenannten Beweissicherung bei Schäden. „Unsere Häuser sind zum Teil über 100 Jahre alt“, erklärte Anwohner Olaf Strobel, „die Menschen haben mit der RAG teilweise schlechte Erfahrungen gemacht und jetzt Angst“, erinnert er an Schäden durch den Bergbau. Doch auch hier sorgte die Bahn zumindest teilweise für Erleichterung. In einem ersten Schritt werde sie Anwohner in Baustellennähe kontaktieren. Ein unabhängiger Gutachter solle an deren Immobilien vor Beginn der Maßnahme Gutachten erstellen. Dafür trage die Bahn die Kosten. Weiter entfernt wohnenden Anliegern rät die Bahn, selbst Fotos zu machen oder eben auf eigene Kosten einen Gutachter zu bestellen. „Wir gehen nicht davon aus, dass es zu Schäden kommt“, sagte Kessler, „sollte es dennoch zu Problemen kommen, sollten sich die Betroffenen sehr zeitnah an uns wenden.“
Auf zwischen vier und fünf Millionen Euro beziffern die Verantwortlichen die Kosten der Baumaßnahme, in deren Verlauf die Quierschieder Gemeindewerke verschiedene Leitungen erneuern werden. „Die technische Notwendigkeit der Maßnahme ist einfach gegeben – auch wenn uns das von Anfang an nicht gefallen hat“, betonte Bürgermeister Maurer. „Sollte es zu Problemen kommen, stehen auch die Mitarbeiter der Gemeinde als Ansprechpartner mit Rat und Tat zur Seite.“Und: Die „Kupferkanne“bleibt offen, ein Baustellenfest soll am Ende der Bauzeit stattfinden.
Bereits Ende des vergangenen Jahres erklärte Jörg Schmidt, Leiter Technik Portfolio Karlsruhe/Saarbrücken im Regionalbereich Südwest der DB Netz, dass der Quierschieder Bahnhof auch barrierefrei werden soll. Die Installation eines Aufzugs sei zwischen Land und Bahn beschlossene Sache, teilte Schmidt damals Bürgermeister Maurer mit.