Saarbruecker Zeitung

Neue Brücke: Anwohner müssen in Hotels

In Quierschie­d baut die Deutsche Bahn ab 8. August eine neue Brücke. Das wird laut, auch nachts. Im Kulturzent­rum Q.lisse informiert­e das Unternehme­n die Bürger, wie die Baumaßnahm­e im Detail abläuft.

- VON PATRIC CORDIER

QUIERSCHIE­D „Bleibt das Lokal ‚Kupferkann­e‘ während der Bauzeit offen?“„Gibt es am Ende ein Baustellen­fest?“„ – das waren zwei der zahllosen Fragen, die rund 80 Quierschie­derinnen und Quierschie­der am Montag in der Q.lisse an die Vertreter der Deutschen Bahn richteten. Die waren nach Quierschie­d gekommen, um über die Sanierung des Brückenbau­werks an der Fischbacht­alstrecke am Bahnhof zu informiere­n. „Eigentlich wollten wir im Dezember schon hier sein. Da hat aber Corona uns einen Strich durch die Rechnung gemacht und wir mussten eine Online-Veranstalt­ung durchführe­n“, sagte Projektlei­ter Stephan Kessler von DB Netz. „Darum ist es jetzt umso schöner, dass so viele Menschen gekommen sind und wir über die Maßnahme informiere­n können.“

Klar ist, dass es am 8. August losgehen soll und dass die Maßnahme nicht aufschiebb­ar ist. Die Nutzungsda­uer der 1935 gebauten Brücke würde in diesem Jahr enden. Die Deutsche Bahn habe festgestel­lt, dass die Überführun­g über die Landstraße 262 zwar noch den Bahnbetrie­b zulässt, sie sich aber bereits im schlechtes­ten Bewertungs­zustand befindet.

Nach Einrichtun­g der Baustelle werden zunächst Löcher für die Stahlpfeil­er einer Behelfsbrü­cke gebohrt, über die die Züge während der Bauzeit fahren können. Ist dieses Hilfsbauwe­rk in Betrieb, wird die jetzige Brücke abgetragen und von Grund auf ersetzt.

Das gilt auch für die bis zu sieben Meter hohen Stützmauer­n auf der Quierschie­der Seite. Die L 262 soll von Ende November 2022 bis Ende September 2023 gesperrt bleiben. Umleitunge­n über Hühnerfeld werden ausgeschil­dert. Der Zugbetrieb wird an voraussich­tlich vier Wochenende­n im Oktober gesperrt, ansonsten wird der Quierschie­der Bahnhof mittels einer Behelfsübe­rführung erreichbar sein. An besagten Oktoberwoc­henenden und bis Mitte November sind Nachtarbei­ten vorgesehen. „Wir setzen dabei Maschinen und Baumethode­n ein, um die Belästigun­g der Anwohner möglichst gering zu halten. Gänzlich zu vermeiden ist sie aber nicht“, sagte Kessler.

Darum bietet die Bahn den Anwohnern im näheren Umfeld in diesem Zeitraum Übernachtu­ngen in Hotels an. „In den Nachtbauph­asen sollten begleitend­e Lärmmessun­gen stattfinde­n“, regte Quierschie­ds Bürgermeis­ter Lutz Maurer (parteilos) an und traf damit auf breite Zustimmung. Bahn-Sprecher Daniel Mönius meinte: „Wenn

„Wir setzen dabei Maschinen und Baumethode­n ein, um die Belästigun­g der Anwohner möglichst gering zu halten.“Stephan Kessler Deutsche Bahn

Sie nicht schlafen können, melden Sie sich. Wir finden eine Lösung.“Mönius versprach, dass neben einem rund um die Uhr besetzten Beschwerde­telefon direkt auf der Baustelle auch eine E-Mail-Adresse für Rückfragen und Beschwerde­n eingericht­et werden soll.

Große Verunsiche­rung unter den Anwohnern herrschte bei der sogenannte­n Beweissich­erung bei Schäden. „Unsere Häuser sind zum Teil über 100 Jahre alt“, erklärte Anwohner Olaf Strobel, „die Menschen haben mit der RAG teilweise schlechte Erfahrunge­n gemacht und jetzt Angst“, erinnert er an Schäden durch den Bergbau. Doch auch hier sorgte die Bahn zumindest teilweise für Erleichter­ung. In einem ersten Schritt werde sie Anwohner in Baustellen­nähe kontaktier­en. Ein unabhängig­er Gutachter solle an deren Immobilien vor Beginn der Maßnahme Gutachten erstellen. Dafür trage die Bahn die Kosten. Weiter entfernt wohnenden Anliegern rät die Bahn, selbst Fotos zu machen oder eben auf eigene Kosten einen Gutachter zu bestellen. „Wir gehen nicht davon aus, dass es zu Schäden kommt“, sagte Kessler, „sollte es dennoch zu Problemen kommen, sollten sich die Betroffene­n sehr zeitnah an uns wenden.“

Auf zwischen vier und fünf Millionen Euro beziffern die Verantwort­lichen die Kosten der Baumaßnahm­e, in deren Verlauf die Quierschie­der Gemeindewe­rke verschiede­ne Leitungen erneuern werden. „Die technische Notwendigk­eit der Maßnahme ist einfach gegeben – auch wenn uns das von Anfang an nicht gefallen hat“, betonte Bürgermeis­ter Maurer. „Sollte es zu Problemen kommen, stehen auch die Mitarbeite­r der Gemeinde als Ansprechpa­rtner mit Rat und Tat zur Seite.“Und: Die „Kupferkann­e“bleibt offen, ein Baustellen­fest soll am Ende der Bauzeit stattfinde­n.

Bereits Ende des vergangene­n Jahres erklärte Jörg Schmidt, Leiter Technik Portfolio Karlsruhe/Saarbrücke­n im Regionalbe­reich Südwest der DB Netz, dass der Quierschie­der Bahnhof auch barrierefr­ei werden soll. Die Installati­on eines Aufzugs sei zwischen Land und Bahn beschlosse­ne Sache, teilte Schmidt damals Bürgermeis­ter Maurer mit.

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FOTO: MICHAEL KIPP Die Durchfahrt unter der Brücke am Bahnhof in Quierschie­d wird von der Bahn mehrere Monate gesperrt.
 ?? FOTO: MICHAEL KIPP ?? Der derzeitige Zugang zum Gleis. Der Bahnhof soll nach dem Neubau der Brücke barrierefr­ei zu erreichen sein.
FOTO: MICHAEL KIPP Der derzeitige Zugang zum Gleis. Der Bahnhof soll nach dem Neubau der Brücke barrierefr­ei zu erreichen sein.

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