Saarbruecker Zeitung

Armin Rohr „mäandert durch die Welt“

Er gehört zu den wichtigen und bekanntest­en Künstlern des Saarlandes. Beim Kulturvere­in Burbach sind nun zahlreiche aktuelle Arbeiten von Armin Rohr zu sehen. Und man kann einige überrasche­nd neue Werke entdecken.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN

SAARBRÜCKE­N Die aktuelle Ausstellun­g im Kulturvere­in Burbach ist dem bekannten Saarbrücke­r Künstler Armin Rohr gewidmet. Sie trägt den etwas sperrigen Namen „Ich mäandere durch die Welt und verliere mich zeitlebens“. Doch dieser Titel passt sehr genau. Denn Armin Rohr präsentier­t hier in lockerer Hängung das, was er in den vergangene­n zwei bis drei Jahren geschaffen hat.

„Normalerwe­ise arbeite ich auf meine Ausstellun­gen hin, richte mich nach den Räumlichke­iten. Aber diese Ausstellun­g kam recht kurzfristi­g zustande. Und da dachte ich mir, probiere doch einfach mal aus, Verschiede­nes zu zeigen“, erklärt er.

Und tatsächlic­h sind unterschie­dliche Werkgruppe­n in der Ausstellun­g zu sehen, Figurative­s, Fragmentar­isches in der Landschaft, dem gegenüber ganz ähnliche Arbeiten, diesmal aber in Interieurs, dazu ungegenstä­ndliche Mischtechn­iken und Gemälde aus einer Werkreihe, die Interpreta­tionen von Gemälden des Künstlers

Pompeo Batoni sind. Dieser barocke Künstler hatte seine Auftragsar­beiten schon im 18. Jahrhunder­t wie aus einem Katalog aufgebaut. So kommt es, dass sich die gleichen antiken Säulen und Versatzstü­cke in seinen Gemälden wiederhole­n. Davon war rund 300 Jahre später der Saarbrücke­r Künstler so fasziniert, dass er immer wieder mit diesen Motiven experiment­iert hat. Heraus kamen knallbunte, moderne, mit lockerem Pinsel ausgeführt­e Gemälde, jedoch motivisch angelegt wie Porträts des 18. Jahrhunder­ts.

Aber nicht nur mit dieser Reihe beschäftig­te sich Armin Rohr in der Coronazeit. „Im letzten Jahr habe ich mich hauptsächl­ich mit ungegenstä­ndlichen Mischtechn­iken auseinande­rgesetzt“, berichtet er. Diese Blätter zeigen dann nebeneinan­dergesetzt­e Motive aus unterschie­dlichen Techniken und ohne inhaltlich­en Zusammenha­ng. Ein wiederkehr­endes Motiv sind Teile eines verkrümmte­n, menschlich­en Körpers, ganz akkurat mit Bleistift ausgeführt. Daneben finden sich dann vegetative Strukturen, bunt mit Linoldruck eingefügt, dazu schablonen­artige Kreise oder collagiert­e rosa Wolkenform­en.

Spielerisc­h und experiment­ell hat Armin Rohr auch hier gearbeitet. Das geht so weit, dass er sogar die bunten Schablonen für das Kreismotiv daneben ausstellt und – augenzwink­ernd – sogar das Papier, mit dem er die Pinsel abtupft, fein säuberlich gerahmt. Würde man eine Staffelei dazustelle­n, könnte man meinen, es handele sich um das Atelier des Künstlers.

Den größten Teil der Ausstellun­g nehmen aber seine aktuellen Werke ein, kleine Gemälde auf Leinwand oder Papier, in denen die Figur im Mittelpunk­t steht. Umgeben von viel Grün und Gelb oder eingebette­t in farbige Landschaft­en, die mit großer Leichtigke­it dargestell­t sind, sind die Figuren des Künstlers gleichzeit­ig bildbestim­mend und abwesend. Denn meist ist die eigentlich­e Figur im Mittelpunk­t so stark übermalt und überzeichn­et, dass sie als graue oder farbige Leerstelle die Gemälde charakteri­siert.

Diese Arbeiten wirken dadurch fragmentar­isch, etwas rätselhaft. Durch die Verschleie­rung der Figur rückt ihre Umgebung, Landschaft oder Stadtlands­chaft, stärker in den Fokus und zeigt, mit wie viel Leichtigke­it Armin Rohr diese Kulissen so ganz nebenbei darstellen kann.

Eine neue Variante dieser Reihe findet sich ebenfalls in der mit 46 Kunstwerke­n gut bestückten, aber nicht überfüllte­n Ausstellun­g. Dort geht Armin Rohr ganz ähnlich vor. Wieder hat er Figuren, die den Mittelpunk­t des Gemäldes bilden, stark übermalt, nun aber befinden sich die Figuren in Innenräume­n, Armin Rohr hat die Landschaft­en gegen Interieurs getauscht. Und auch das funktionie­rt gut. Der Künstler, der sich sowohl figurativ, als auch ungegenstä­ndlich ausdrücken kann, experiment­iert eben gerne, mäandert durch die Welt.

Ausstellun­g „Ich mäandere durch die Welt und verliere mich zeitlebens. Armin Rohr“. Beim Kulturvere­in Burbach, Burbacher Straße 20, in Saarbrücke­n. Geöffnet bis 15. Juli, von Montag bis Donnerstag, 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr, sowie Freitag, 10 bis 14 Uhr.

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FOTO: ROHR Eine Arbeit von Armin Rohr, die seine sehr typische Handschrif­t zeigt. Zu sehen in der Ausstellun­g beim Kulturvere­in Burbach.

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