Schwein Pigcasso malt saustarke Kunst
Die Bilder des Pigcasso, ein malendes Schwein aus Südafrika, verkaufen sich überall auf der Welt. Jetzt kommt die Sau sogar ins Guinness-Buch der Rekorde.
FRANSCHHOEK (dpa) Eigentlich ist Pigcasso ein ganz normales Schwein. Es frisst für sein Leben gern und liebt Schlammbäder. Doch die sechsjährige Sau, die auf einem Gnadenhof im südafrikanischen Winzerdorf Franschhoek lebt, hat ein äußerst ungewöhnliches Hobby – und eine große künstlerische Begabung.
Zwei, drei Mal pro Woche greift Pigcasso zum Pinsel. Ihre Halterin Joanne Lefson stellt ihr eine Leinwand und Farbtöpfe auf, doch den Rest macht das Schwein allein. Mit der Schnauze ergreift es die Pinsel mit extra breitem Griff und schwenkt den Kopf. Zwar wählt Lefson die Farben aus, rückt die Leinwand zurecht und entscheidet, wann ein Bild fertig ist. Doch auf Pigcassos kreativen Prozess nehme sie keinen Einfluss, beteuert die Tieraktivistin.
22 000 britische Pfund zahlte ein deutscher Kunstsammler für ein Bild von Pigcasso. Quelle: Guinness-Buch der Rekorde
Der kleinen Pigcasso, die Lefson 2016 als einmonatiges Ferkel von einem Schlachthof rettete, warf die Tierliebhaberin Spielzeuge in den Stall, doch nur an ein paar alten Pinseln zeigte sie Interesse. „Ich dachte mir: Vielleicht ist da was dran“, erzählt Lefson, die einst Kunst und Zoologie studierte. „Ich habe Pigcasso beigebracht, wie man einen Pinsel hält. Aber ihre expressionistische Technik hat sie selbst entwickelt“, sagt Lefson.
Pigcassos Malerei war pures Hobby – bis ein Ehepaar aus New York, das den Hof besuchte, Interesse an einem der Bilder bekundete. Von da an sprach sich Pigcassos Talent rasch herum. Touristen aus aller Welt wollten das malende Schwein sehen und seine Malereien erstehen. Inzwischen ist Pigcassos Kunst weltberühmt geworden – und sauteuer. Eine Leinwand ist ab 1500 Euro zu haben, ein Kunstdruck für ungefähr 200 Euro.
Im Dezember ging die tierische Künstlerin offiziell ins GuinnessBuch der Rekorde ein: Ein deutscher Kunstsammler hatte Pigcassos Bild „Wild and Free“für 22 000 britische Pfund (knapp 26 000 Euro) erworben – das teuersteWerk eines nichtmenschlichen Künstlers. Damit brach Pigcasso den bestehenden Rekord des Schimpansen Congo, dessen Bild einst 14 000 Pfund einbrachte.
Deutsche seien generell Pigcassos beste Kunden, erzählt Lefson. Pigcassos Bilder hängen aber in Häusern überall auf der Welt, von Kolumbien bis Kasachstan. Für nächstes Jahr steht die Veröffentlichung eines Buchs über die inzwischen 500 Kilo schwere Sau an. Die britische Verhaltensforscherin Jane Goodall hat das Vorwort geschrieben. Ab Juli werden Pigcassos Werke für drei Monate im niedersächsischen HannoverschMünden ausgestellt – ihre erste Ausstellung in Deutschland.
Die Erlöse der Kunstwerke fließen zurück in den Gnadenhof, sagt Lefson. „Ich will zeigen, dass Schweine Wert haben, dass sie es verdienen, besser behandelt zu werden“, sagt Lefson. Sie hofft, dass sich die Liebhaber von Pigcassos Kunst auch für eine humanere Viehhaltung einsetzen oder es sich überlegen, bevor sie im Supermarkt nach Schinken und Haxen greifen. Denn vielleicht wäre das Schwein, das in der Pfanne brutzelt, der nächste van Gogh gewesen.