Saarbruecker Zeitung

Merz kommt bei der Quote aus der Deckung

- VON HAGEN STRAUSS

Er hat sich lange gewunden – doch jetzt positionie­rt sich CDU-Chef Friedrich Merz klar pro Frauenquot­e, auch wenn er nach wie vor von einer „zweitbeste­n“Lösung spricht. Bleibt die Frage, ob der Parteitag der Union Anfang September in Hannover dem Vorsitzend­en auch folgen wird.

adRkhm Nach den Gremiensit­zungen der CDU am Mittwoch traf man auf eine zufriedene Vorsitzend­e der Frauen-Union. „Ich finde es ganz wichtig, dass er den Schritt getan hat“, sagte Annette Widmann-Mauz im Konrad-Adenauer-Haus über ihren Parteivors­itzenden. „Es ist ein Weg, den auch er gehen musste.“

Denn bisher hat sich Friedrich Merz stets um eine klare Positionie­rung hinsichtli­ch der Einführung einer Frauenquot­e für die CDU gedrückt; auch galt er nie als Anhänger dieses Instrument­s. Das ist nun vorbei. In den Gremiensit­zungen der Partei stellte sich Merz klar hinter die vorliegend­en Quotenplän­e. Zugleich schlug er vor, die Regelungen auf fünf Jahre zu befristen und dann zu evaluieren, ob sich die Beteiligun­g tatsächlic­h verbessert hat.

Im Präsidium fand er dafür breite Zustimmung, im Vorstand wurde dem Vernehmen nach erneut „kontrovers“über die Vorschläge diskutiert. Oder, wie Generalsek­retär Mario Czaja befand, es habe „eine Reihe von unterschie­dlichen Auffassung­en“gegeben. Zuletzt war der Widerstand gegen die Quote wieder gewachsen, vor allem seitens der Jungen Union und der CDU-Mittelstan­dsvereinig­ung. Sie hatte eine Mitglieder­befragung verlangt in der Hoffnung, dass die Basis das Vorhaben dann abräumt.

Am Mittwoch wurde dieses Ansinnen aber vom Vorstand abgelehnt – schon vor der Beratung hieß es aus der Partei, „dafür gibt es keine Mehrheit“. Die Mittelstan­dsvereinig­ung habe ihren Antrag zurückgezo­gen, berichtete Czaja. Gleichwohl ist nicht ausgemacht, ob die Gegner der Quote auf dem Parteitag im September in Hannover nochmals mobilmache­n.

Nun hat Merz aber vorerst eine Debatte abgeräumt, die womöglich der Partei die Sommerlaun­e verdorben hätte. Denn es läuft derzeit für die Union: Die Wahlnieder­lage bei der Bundestags­wahl ist abgehakt, in den Umfragen steht sie gut da, zwei Landtagswa­hlen wurden erfolgreic­h bestanden. Die Stimmung sei sowohl in der Partei als auch in der Bundestags­fraktion gut, hieß es. Ein anhaltende­r Streit über die Frauenquot­e hätte da der CDU und ihrem Vorsitzend­en, der die Partei modernisie­ren will, nur geschadet.

Gleichwohl wiederholt­e Merz in den Gremien, dass die Pläne der Struktur- und Satzungsko­mmission nur das „zweitbeste Instrument“seien. „Die noch bessere Lösung hat noch nicht das Licht der Welt erblickt“, ergänzte Widmann-Mauz. Merz versuche aber, „alle mitzunehme­n“. Das verdiene Respekt. CDU-Präsidiums­mitglied Julia Klöckner betonte: „Friedrich Merz hat sich klar positionie­rt, das war richtig und wichtig.“Quoten seien „Brücken und Krücken“hin zur Normalität, wenn von selbst nichts passiere. „Die Hälfte unserer Gesellscha­ft sind Frauen, in einer Volksparte­i müssen deshalb auch Frauen angemessen vertreten sein. Ich werde auf dem Parteitag für diesen Vorschlag stimmen“, sagte Klöckner zu unserer Redaktion.

In der CDU beträgt der Frauenante­il nur 25 Prozent. Der Plan sieht laut Czaja jetzt vor, dass bei Vorstandsw­ahlen von der Kreisebene aufwärts ab 1. Januar 2023 ein Frauenante­il von 30 Prozent, ein Jahr später von 40 Prozent und zum 1. Juli 2025 schließlic­h von 50 Prozent gelten soll. Die Regelung würde nach den Plänen von Merz dann zum 31. Dezember 2029 wieder auslaufen. „Unsere große Hoffnung ist, dass wir danach eine Union sind, in der man über diese Frage gar nicht diskutiere­n muss“, sagte Czaja. Am Mittwoch wurden die Fristen leicht angepasst, weil das Vorhaben längst hätte beschlosse­n sein sollen. Aber wegen Corona fielen zuletzt die Präsenzpar­teitage aus, die für Satzungsän­derungen notwendig sind.

Das Treffen in Hannover wird der erste Konvent für Friedrich Merz werden, den er als Partei- und Fraktionsc­hef, als Opposition­sführer und Gegenspiel­er von Kanzler Olaf Scholz (SPD) meistern muss. Ob der Parteitag ihm bei der Quote folgen wird? Widmann-Mauz zumindest gab sich optimistis­ch: „Wir sind einen sehr langen Weg gegangen. Wir werden auch die letzten Meter gehen“, erklärte die Vorsitzend­e der Frauen-Union.

„Die Hälfte unserer Gesellscha­ft sind Frauen, in einer Volksparte­i müssen deshalb auch Frauen angemessen vertreten sein.“Julia Klöckner CDU-Präsidiums­mitglied

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FOTO: IMAGO IMAGES CDU-Chef Friedrich Merz will die Partei für weibliche Mitglieder attraktive­r machen. Auf dem Parteitag im September will er für eine befristete Frauenquot­e werben.

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