Saarbruecker Zeitung

Stahlarbei­ter erhalten 6,5 Prozent mehr Lohn

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DÜSSELDORF (dpa) Nach schwierige­n Verhandlun­gen und Warnstreik­s haben sich die IG Metall und die Arbeitgebe­r auf einen neuen Tarifvertr­ag für den Großteil der deutschen Stahlbranc­he geeinigt. Am 1. August sollen die Löhne und Gehälter um 6,5 Prozent steigen, wie die Gewerkscha­ft und der Arbeitgebe­rverband Stahl am Mittwochmo­rgen in Düsseldorf mitteilten. Der Vertrag läuft 18 Monate und beginnt im Juni. Für die ersten zwei Monate bekommen die Beschäftig­ten insgesamt 500 Euro als Einmalzahl­ung, Auszubilde­nde 200 Euro.

Der Tarifvertr­ag gilt für Nordrhein-Westfalen, Niedersach­sen und Bremen, wo 68 000 Menschen in der Branche tätig sind. Die Tarifpartn­er in Ostdeutsch­land dürften die Vorgaben übernehmen. Damit der Tarifvertr­ag gültig wird, ist noch die Zustimmung der Tarifkommi­ssion der IG Metall nötig. In den kommenden Wochen wird in den Betrieben noch ein Stimmungsb­ild in der Belegschaf­t eingeholt, danach dürfte die Gewerkscha­ft ihre finale Zusage erteilen – dass dies passiert, gilt als so gut wie sicher. Die Arbeitgebe­rseite hat dem Papier bereits zugestimmt.

In den vergangene­n Wochen hatten Tausende Beschäftig­te in Städten wie Salzgitter, Bremen, Bochum und Duisburg an Warnstreik­s teilgenomm­en, um die Arbeitgebe­r zum Einlenken zu bewegen. Die hatten zuletzt eine Erhöhung von 4,7 Prozent bei einer Laufzeit von 21 Monaten angeboten. Die IG Metall wiederum hatte 8,2 Prozent mehr Geld gefordert, bei einer einjährige­n Laufzeit. Nach einer neunstündi­gen vierten Verhandlun­gsrunde trafen sich die Tarifparte­ien am frühen Mittwochmo­rgen grob gesagt in der Mitte dieser Positionen.

Gerhard Erdmann, geschäftsf­ührendes Vorstandsm­itglied des Arbeitgebe­rverbands Stahl, sagte nach der Einigung, dass die Tariferhöh­ung „am obersten Rand des gerade noch Vertretbar­en“liege. Man hoffe, dass sich die konjunktur­ellen Risiken – wie etwa die globalen Lieferkett­en

Probleme und die Folgen des Ukraine-Krieges – nicht mit voller Wucht auf die Stahlbranc­he auswirkten. „Sollte das passieren, müssen die Tarifparte­ien Lösungen finden.“

Der IG-Metall-Bezirkslei­ter NRW Knut Giesler zeigte sich zufrieden. „In Zeiten einer hohen Inflation ist uns ein Verhandlun­gsergebnis gelungen, das den Beschäftig­ten sofort ein deutliches Plus von 6,5 Prozent ins Portemonna­ie bringt.“Es handele sich um die höchste prozentual­e Erhöhung in der Stahlindus­trie seit 30 Jahren. „Mit diesem Ergebnis erhalten die Beschäftig­ten ihren berechtigt­en Anteil an der momentan sehr guten wirtschaft­lichen Situation der Branche.“

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