Saarbruecker Zeitung

Handwerksk­ammer ernennt 20 Ausbildung­sbotschaft­er

- VON FRANK BREDEL Produktion dieser Seite: Manuel Görtz Vincent Bauer

SAARBRÜCKE­NDas Handwerk sucht Nachwuchs – das ist kein Geheimnis. Die Handwerksk­ammer des Saarlandes (HWK) beschreite­t jetzt allerdings einen ganz neuen Weg und lässt erstmals ganz junge Auszubilde­nde für ihre Berufe werben, weil sie überzeugt ist, dass die jungen Menschen sich untereinan­der am allerbeste­n verstehen.

Aus diesem Grund wurden 20 Ausbildung­sbotschaft­er aus unterschie­dlichsten Berufen bestellt, die nun bei Messen oder direkt in Schulen für eine Karriere im Handwerk werben werden. Wie zum Beispiel Ida Merz (20), die in Saarbrücke­n eine Schreinerl­ehre macht: „Ich ging direkt vom Abitur in die Schreinere­i. Ich komme aus einer Handwerker­familie und orientiert­e mich am Werkstoff Holz, den ich für das schönste Material halte, mit dem man arbeiten kann. Außerdem hat man als Schreiner Kontakt zu den Trockenbau­ern, den Elektriker­n und allen anderen Gewerken. Das finde ich fasziniere­nd“, sagt sie und erntet das anerkennen­de Nicken ihres Azubi-Kollegen Bastian Lodholz (25), der nach der Schule erst einmal das Leben genoss, wie er sagt. „Dann wollte ich aber auch mal arbeiten und inzwischen bin ich nach einem Jahr richtig gut im Betrieb angekommen. Ich fühle mich sehr wohl“, sagt er und will dieses Gefühl weitergebe­n an die, die noch unentschlo­ssen sind.

Daniel Voltz (20) lernt Augenoptik­er in St. Wendel, er ist ebenfalls vom Handwerk begeistert und will werben: „Ich war in der Oberstufe und die Schulen machen schon Druck, dass man studieren soll. Die Schule will uns an der Uni haben. Aber ich wollte was Praktische­s machen und erfahre jeden Tag neue Möglichkei­ten. Im Handwerk gibt es so viele Nischen, in denen man seinen Platz finden und eine gute Karriere machen kann“, sagt er.

Michelle Meyer (22) ist Feinwerkme­chanikerin in einer Ausbildung­swerkstatt der Bundeswehr. Sie gehört zu den Umsteigern, lernte erst mal den Job der Pharmazeut­isch-Technische­n-Assistenti­n (früher Apothekenh­elferin) und sattelte um. Jetzt liebt sie es, dass sie Teile herstellt, die man auch anfassen kann, betont sie.

Laura Frankreite­r (25) ist ebenfalls umgestiege­n, von der Krankensch­wester in die Konditorei. Die 25-Jährige lernt in Illingen, auch ihr geht es um das Handwerk im engeren Sinne: „Man muss einfach Spaß daran haben, sein fertiges Werk zu sehen. Dann ist man im Handwerk richtig“, sagt sie.

All diesen jungen Menschen ist eines gemein: Sie wollen ihre positiven Erlebnisse weitersage­n und haben sich bei der Handwerksk­ammer für das neue Ehrenamt zur Verfügung gestellt. Fachbereic­hsleiter Stefan Emser von der HWK sieht sich auf dem richtigen Weg: „Die Ausbildung­sbotschaft­er werden Gleichaltr­igen in Schulen und auf Messen darüber berichten, warum sie sich für ihren Beruf entschiede­n haben und welche Ziele sie anstreben.“Vor dem ersten Einsatz absolviere­n sie eine zweitägige Schulung in Zusammenar­beit mit dem Wirtschaft­sministeri­um. Darin lernen die Botschafte­r Präsentati­ons- und Kommunikat­ionstechni­ken und vertiefen ihre Kenntnisse zur dualen Berufsausb­ildung im Handwerk. Mit den jungen Leuten habe man „authentisc­he Botschafte­r. Der Kontakt zu den Gleichaltr­igen schafft besonderes Interesse und Offenheit“, meint Kammerpräs­ident Bernd Wegner. Er sei eben ein besonderer Zugang möglich, wenn man diese Altersgrup­pe für das Handwerk werben lasse.

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FOTO: BECKERBRED­EL Sie wollen junge Leute fürs Handwerk begeistern: Die neuen Ausbildung­sbotschaft­er der Handwerksk­ammer des Saarlandes.

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