Handwerkskammer ernennt 20 Ausbildungsbotschafter
SAARBRÜCKENDas Handwerk sucht Nachwuchs – das ist kein Geheimnis. Die Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) beschreitet jetzt allerdings einen ganz neuen Weg und lässt erstmals ganz junge Auszubildende für ihre Berufe werben, weil sie überzeugt ist, dass die jungen Menschen sich untereinander am allerbesten verstehen.
Aus diesem Grund wurden 20 Ausbildungsbotschafter aus unterschiedlichsten Berufen bestellt, die nun bei Messen oder direkt in Schulen für eine Karriere im Handwerk werben werden. Wie zum Beispiel Ida Merz (20), die in Saarbrücken eine Schreinerlehre macht: „Ich ging direkt vom Abitur in die Schreinerei. Ich komme aus einer Handwerkerfamilie und orientierte mich am Werkstoff Holz, den ich für das schönste Material halte, mit dem man arbeiten kann. Außerdem hat man als Schreiner Kontakt zu den Trockenbauern, den Elektrikern und allen anderen Gewerken. Das finde ich faszinierend“, sagt sie und erntet das anerkennende Nicken ihres Azubi-Kollegen Bastian Lodholz (25), der nach der Schule erst einmal das Leben genoss, wie er sagt. „Dann wollte ich aber auch mal arbeiten und inzwischen bin ich nach einem Jahr richtig gut im Betrieb angekommen. Ich fühle mich sehr wohl“, sagt er und will dieses Gefühl weitergeben an die, die noch unentschlossen sind.
Daniel Voltz (20) lernt Augenoptiker in St. Wendel, er ist ebenfalls vom Handwerk begeistert und will werben: „Ich war in der Oberstufe und die Schulen machen schon Druck, dass man studieren soll. Die Schule will uns an der Uni haben. Aber ich wollte was Praktisches machen und erfahre jeden Tag neue Möglichkeiten. Im Handwerk gibt es so viele Nischen, in denen man seinen Platz finden und eine gute Karriere machen kann“, sagt er.
Michelle Meyer (22) ist Feinwerkmechanikerin in einer Ausbildungswerkstatt der Bundeswehr. Sie gehört zu den Umsteigern, lernte erst mal den Job der Pharmazeutisch-Technischen-Assistentin (früher Apothekenhelferin) und sattelte um. Jetzt liebt sie es, dass sie Teile herstellt, die man auch anfassen kann, betont sie.
Laura Frankreiter (25) ist ebenfalls umgestiegen, von der Krankenschwester in die Konditorei. Die 25-Jährige lernt in Illingen, auch ihr geht es um das Handwerk im engeren Sinne: „Man muss einfach Spaß daran haben, sein fertiges Werk zu sehen. Dann ist man im Handwerk richtig“, sagt sie.
All diesen jungen Menschen ist eines gemein: Sie wollen ihre positiven Erlebnisse weitersagen und haben sich bei der Handwerkskammer für das neue Ehrenamt zur Verfügung gestellt. Fachbereichsleiter Stefan Emser von der HWK sieht sich auf dem richtigen Weg: „Die Ausbildungsbotschafter werden Gleichaltrigen in Schulen und auf Messen darüber berichten, warum sie sich für ihren Beruf entschieden haben und welche Ziele sie anstreben.“Vor dem ersten Einsatz absolvieren sie eine zweitägige Schulung in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsministerium. Darin lernen die Botschafter Präsentations- und Kommunikationstechniken und vertiefen ihre Kenntnisse zur dualen Berufsausbildung im Handwerk. Mit den jungen Leuten habe man „authentische Botschafter. Der Kontakt zu den Gleichaltrigen schafft besonderes Interesse und Offenheit“, meint Kammerpräsident Bernd Wegner. Er sei eben ein besonderer Zugang möglich, wenn man diese Altersgruppe für das Handwerk werben lasse.