Ein Konzert im Zeichen des Friedens zwischen Ost und West
Mit der Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg brachte Dirigent Bernhard Leonardy das „Deutsche Requiem“von Johannes Brahms auf die Bühne.
SAARBRÜCKEN Musikfestspiel-Intendant und Dirigent Bernhard Leonardy erklärte es so: Beim Fußball sei es selbstverständlich, dass Spieler verschiedener Nationalitäten in einer Mannschaft zusammenspielen. Deshalb sei er für das „Deutsche Requiem“von Johannes Brahms in die neue „Saarphilharmonie“, die Multifunktionshalle der HerrmannNeuberger-Sportschule gezogen, um in einem „Friedenskonzert“viele musikalische Nationen zusammenzuführen. Gemeint war damit vornehmlich die „Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg“, die seit 2000 in Frankfurt residiert und vorwiegend Russen und Ukrainer zu ihren Mitgliedern zählt. Auf die Bänke der Sporthalle platziert, erwartete das zahlreiche Publikum am Mittwochabend zuerst Musikalisch-Artistisches: Das „Konzert für Koloratursopran und Orchester op.82“von Reinhold Moritzewitsch Glière, der in Kiew geboren wurde und als wichtiger Vertreter der russischen Nationalromantik gilt. Die am Saarländischen Staatstheater engagierte Ludmilla Lokaichuk schwang sich mit ihrer virtuos-beweglichen Stimme in ätherische Höhen, gab den Vokalisen ungemeinen Klangreiz und erklomm bravourös final das hohe f3.
Nach diesem weltlichen Teil im Walzertakt trat dann das „Vokalensemble 83“aufs Podium, um den
Brahmsschen Gegenentwurf zum liturgischen Requiem zu interpretieren. Texte aus der Bibel hat der Komponist zusammengestellt, der lebende Mensch steht im Mittelpunkt, der Zurückgelassene, der Trauer und Leid Tragende. Er soll getröstet werden, um den Trost gruppieren sich Hoffnung, Geduld und Zuversicht. Gut einstudiert setzte der Laienchor beeindruckende klangliche Akzente, folgte dem Dirigat Leonardys präzise, bis auf ein paar Verschiebungen in den Fugen.
Das Orchester, in den Streichern unterbesetzt, agierte professionell, aber eher leidenschaftslos und legte ein mitunter etwas unausgewogenes Klangfundament. Bariton Christian Henneberg, mit reichlich Vibrato ausgestattet, gab seinen beiden Auftritten markante Präsenz und Sopranistin Ludmilla Lokaichuk fand in „Ihr habt nun Traurigkeit“zu schlichter, engelgleicher Innigkeit. Insgesamt eine authentische Aufführung, aufrüttelnd, tröstend, erhebend, von den Zuhörern mit viel Beifall bedacht.
Keinen Beifall verdiente der ärgerliche Umstand, dass die von den Autofahrern bei der Anfahrt gelösten und freigeschalteten Parktickets bei der Ausfahrt die Schranke nicht öffneten. Der Rückstau konnte sich erst nach über einer Stunde auflösen, als die Schranke endlich permanent geöffnet wurde. Das Konzerterlebnis wurde dadurch leider negativ beeinflusst.