Bülent Ceylan probt in Saarbrücken für Heimspiel in Mannheim
SAARBRÜCKEN Ein Lustobjekt – oder wie Bülent Ceylan sagt „Luschtobjekt“– kann etwas ganz Unterschiedliches sein. Während zum Beispiel seine Bühnen-Figur des Hausmeisters Mompfred von seiner „Pumpenwasserzange“schwärmte, ging Harald in Saarbrücken mal wieder auf die Suche nach seiner Traumfrau. Pelzverkäuferin Anneliese musste dagegen feststellen, dass ihr Ehemann eher ein „Luftobjekt“ist. Fest stand beim ersten von drei Auftritten des erfolgreichen Comedians am Mittwochabend in der Saarlandhalle: Er hatte richtig „Luscht“, endlich wieder auf der Bühne zu stehen – und sein Publikum war heiß drauf, den Comedian nach etlichen Terminverschiebungen live erleben zu können. Fast drei Stunden wurde zusammen gelacht, gefeiert und gesungen. Während die Show am Donnerstag ausverkauft war und es auch für die Aufführung an diesem Freitag keine Karten mehr gibt, waren es bei der kurzfristig angesetzten Zusatzvorstellung am Mittwoch „nur“2000 Fans. Doch die waren so gut drauf, dass sich das Publikum bei Ceylans Heimspiel am Wochenende in Mannheim anstrengen muss. Während er 2016 in Saarbrücken die DVD- und TV-Version seines Programms „Kronk“aufgenommen hat, findet in Mannheim nun die Aufzeichnung der neuen Show statt. Das Saarland nutzte er dazu als Probe – und bewies, dass er sein Wissen über die Region, das er sich damals für die Fernseh-Produktion aneignete, nicht vergessen hat. So witzelte er zum Beispiel über den Saarbrücker Stadtteil Burbach und machte sich über die „Bachmacher“lustig, also die Toilettengänger, die nach der Pause zu spät kamen.
Der Tourtitel „Luschtobjekt“ist eher nebensächlich. Immer wieder gab Ceylan private Einblicke in sein Leben. So erzählte er zum Beispiel, wie er in der Lockdownzeit mit seinen Kindern nachts auf dem abgesperrten Spielplatz gerutscht ist: „Ich hab‘ mich richtig kriminell gefühlt“, sagte er und betonte, dass er natürlich vorher und nachher alles desinfiziert habe.
Im Übrigen habe sein Sohn das Zeug, später mal in seine Fußstapfen zu treten und haue immer wieder Sprüche raus, die sogar Ceylans Ehefrau richtig witzig finde. Als sich der 46-Jährige beschwerte, wie anstrengend sein Nachwuchs manchmal ist, entgegnete sein Sohn: „Du bist selbst schuld, wenn Du so spät noch Kinder machst.“
„Supertürk“Hassan hatte dagegen nicht mit Corona, sondern mit Corinna seine Probleme. Seine Freundin wurde schwanger und seit ihre Zwillinge auf der Welt sind, steht nicht mehr er bei ihr an erster Stelle. Auch seine neue Figur Thor brachte der Komiker mit – eine Anspielung auf den germanischen Gott. Er sei als Kind nicht von seinen Eltern, sondern einer „Torhüterin“erzogen worden, bemerkte er.
Im Vergleich zu seinen VorgängerShows gab es auch mehr Seitenhiebe auf die aktuellen Weltereignisse. „Ich kann ihn nicht mehr hören“, wetterte er über Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Zudem bezog er Stellung gegen Nazis und Fremdenhass sowie die Machthaber Erdogan und Putin.
Auch ein Abstecher in die „hohe
Kultur“durfte mit einer Kostprobe aus „Schuberts Winterreise“nicht fehlen. Zum Ende wurde aus dem Comedy-Auftritt dann ein Konzert: Ceylan sang einige Songs, mit denen er bereits als Engel verkleidet in der Fernseh-Show „The Masked Singer“das Publikum begeisterte. Mit dem Westernhage-Hit „Freiheit“als Zeichen gegen den Ukraine-Krieg und den Worten „Ich fühle mich heute wirklich wie ein Saarbrigger“beendete er sichtlich gerührt seine Show in der Saarlandhalle.
Am 4. März 2023 kommt Ceylan noch einmal auf seiner „Luschtobjekt“-Tour in die Saarlandhalle Saarbrücken.