Sport für die Lunge beim TV Quierschied
Die Lungensport-/Koronargruppe des TV Quierschied gibt es nun seit fast 30 Jahren. Und sie wächst immer noch.
QUIERSCHIED Fatigue-Syndrom nach einer Krebserkrankung und natürlich Covid – es sind die schweren Krankheiten, weswegen sich die Menschen montagsabends hier zusammenfinden. Hier, das ist die Jahnturnhalle des Turnvereins Quierschied ( TV). Die Menschen, das sind Patienten, denen die Lungensport-/Koronargruppe des TV dabei hilft, die persönliche Fitness zu halten – oder sogar zu steigern. Darunter ist auch der Vereinsvorsitzende Gerd Nix. Er sagt leicht ironisch: „Als ich die Gruppe gründete, war ich ganz normal.“Das war Mitte der 1990er – 1996 kam dann der erste seiner mittlerweile fünf Herzinfarkte. Zur Gründung motiviert hatte ihn die Empfehlung eines Vorstandsmitgliedes des TV Völklingen.
Nun, fast 30 Jahre später und nachdem sich die Mitglieder nach den Corona-Einschränkungen wieder treffen dürfen, lässt sich festhalten: Die Lungensport-/Koronargruppe ist eine Erfolgsgeschichte. Zwei Gruppen sind am Start, bei denen jeweils um die 15 Personen mitmachen: die Übungs- und die Trainingsgruppe. Die Einheiten ähneln sich, doch wo es die Übungsgruppe etwas ruhiger angehen lässt, hat die Trainingsgruppe einige intensivere Methoden. Zu Anfang steht das Aufwärmen mit einer kleinen Ausdauerphase, dann beginnt das Workout. Die Ausdauerphase besteht aus drei mal drei Minuten Gehen. Nach den drei Minuten bleiben alle stehen und die Übungsleiterinnen rufen „Puls!“. Dieser wird von allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen jeweils an sich selbst kontrolliert. Ist alles im Rahmen, geht es weiter.
Manchmal müssen die Leiterinnen aber auch jemanden rausrufen, weil die Anstrengung zu viel ist. Zurzeit ist für die Trainingsgruppe Christiane Kipper-Kopp zuständig, insgesamt ist die Übungsleiterin für die Lungensport-/Koronargruppe seit bereits zehn Jahren im Einsatz. Um die Gruppe zu leiten, musste sie an einer fachbezogenen Kompaktausbildung teilnehmen, denn man dürfe nicht vergessen – in der Gruppe beteiligen sich Menschen, die teils schwer erkrankt sind und mit den Spätfolgen zu kämpfen haben. „Manche bekommen die Teilnahme bei uns vom Arzt verordnet“, erklärt sie.
Im neuen Spiegelsaal der Jahnturnhalle leitet gerade Christiane Bläsius die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Übungsgruppe an. Sie ist seit rund einem Jahr dabei, besitzt eine Trainerlizenz für Herzpatienten, bei deren Erwerb, sie auch Einblicke in die Innere Medizin und Reanimation erhielt. „Mir macht das einfach Spaß“, sagt sie. Die gelernte Krankenschwester lässt ihren Kurs im Kreis gehen und fordert die Teil
„Manche bekommen die Teilnahme bei uns vom Arzt verordnet.“Christiane Kipper-Kopp Übungsleiterin der Lungensport-/Koronargruppe beim TV Quierschied
nehmer dazu auf, auf einem Bein zu stehen und das andere kurz mit einer Hand in der Luft zu halten. Auch sie lässt regelmäßig den Puls kontrollieren. Denn schließlich gilt auch beim „leichteren“Kurs: „Es sind alle multimorbid erkrankt.“Sie und Christiane Kipper-Kopp wechseln sich quartalsmäßig mit den beiden Kursen ab.
Übrigens ist an jedem Montag auch ein Arzt oder eine Ärztin anwesend. „Wir dürfen ohne Arzt einfach nichts machen“, erläutert Gerd Nix. Ob tatsächlich schon mal etwas Lebensbedrohliches vorgefallen sei? „Ja“, sagt Nix ernst nickend. Der betreffende Mann lebte allein.
„Man kann von Glück sagen, dass er hier unter Aufsicht war“, erklärt der Vorsitzende. Aber es sei der erste und bislang einzige Verein mit einer solchen Gruppe gewesen, bei dem tatsächlich ein Arzt eingreifen und reanimieren musste.
In der Trainingsgruppe gibt es derweil leichte Aerobic-Übungen. Dabei läuft als Hintergrundmusik der Queen-Klassiker „Another One Bites the Dust“und irgendjemand sagt schwarzhumorig: „Na, hoffentlich nicht.“Die ehemalige Zahntechnikerin Christiane KipperKopp hat zum Schluss der Stunde noch ein kleines Spiel im Angebot. Dabei werfen sich die Kurs-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer gegenseitig einen Ball zu, und jeder muss eines seiner Lieblingsgerichte nennen. Cordon Bleu wird da genannt, Spargel Hollandaise oder auch Leberknödel – schlecht fürs Herz, gut für die Stimmung. „Das erfordert schon Konzentration und beinhaltet auch immer eine Aufgabe für den Kopf“, sagt die Übungsleiterin. Die Übungen variieren von Woche zu Woche, damit weder bei den Leiterinnen noch bei den Teilnehmern zu viel Routine oder gar Langeweile aufkommen. Denn neben dem wichtigen Gefühl der Gemeinschaft habe eines Priorität: „Der Spaß steht im Vordergrund.“