Gnaase will nicht groß rumtönen
Der Mittelfeldspieler des 1. FC Saarbrücken möchte an seine guten Leistungen der Rückrunde anknüpfen.
SAARBRÜCKEN Dave Gnaase lächelt entspannt. Dass der Mittelfeldspieler des Fußball-Drittligisten 1. FC Saarbrücken gerade 90 Minuten Training bei hochsommerlichen Temperaturen hinter sich hat, sieht man ihm nicht an. „Ich habe den Schweiß extra für dich abgewischt“, scherzt der 25-Jährige aus Schwäbisch Gmünd, der in seine zweite Spielzeit mit den Saarländern geht. Dass eine Saison mit großer Erwartungshaltung bevorsteht, lässt Gnaase äußerlich kühl: „Ohne Druck gibt es keine Entwicklung.“
Druck und Erwartungshaltung hatten ihm den Einstieg beim FCS schwer gemacht. Aus Uerdingen gekommen, wurde er als einer der Spieler gesehen, die im Jahr davor maßgeblich am Aufstieg der Würzburger Kickers mitgewirkt hatten. „Ich hatte mir auch selbst einiges vorgenommen. Ich bin hergekommen, um einen entscheidenden Schritt nach vorne zu machen, das ist nicht so gelungen“, gesteht er heute.
So sicherte sich der entfesselt aufspielende Luca Kerber den Platz neben Kapitän Manuel Zeitz in der Schaltzentrale. Gnaase blieb nur der Platz auf der Bank, schnell machte das böse Wort vom „Fehleinkauf“die Runde. „Ich habe versucht, mir nicht noch mehr Kopfschmerzen zu machen“, blickt der Mann mit dem markanten Vollbart zurück, „ich habe mir immer gesagt, dass ich das Fußballspielen nicht verlernt habe. Ich wusste, dass mir der Trainer die Chance geben wird, wenn ich im Training weiter Gas geben würde.“
Gnaases Trainingsleistungen waren exzellent, doch musste er warten, bis Kerbers Verletzung Platz auf dem Feld schaffte. In der Rückrunde deutete er sein großes Potenzial an, wurde von Spiel zu Spiel sicherer und besser. „Von daher war es schade, dass die Runde zu Ende war. Andererseits haben Kopf und Körper die paar Tage Ruhe wirklich gebraucht.“
Denn die Aufgaben sind nicht kleiner geworden. Die Mannschaft muss um den Aufstieg mitspielen und wurde darum gezielt verstärkt – auch im Mittelfeld. Mit Richard Neudecker kam der Königstransfer von 1860 München. Und mit Kerber, Zeitz und Heimkehrer Mike Frantz steht die „halbe saarländische Nationalmannschaft“im Konkurrenzkampf mit Gnaase. „Es kommen immer Verletzungen oder andere Gründe, dass der ein oder andere nicht zur Verfügung steht. die Saison ist extrem lang“, sagt Gnaase, „grundsätzlich ist es doch gut, wenn so viel Qualität da ist. Der Neudecker-Transfer kam sicher für viele überraschend. Und natürlich ist so was ein Ansporn. Ich schaue aber nur auf mich. Wenn ich meine Leistung in Training und Spiel bringe, muss man auch erst mal an mir vorbei. Gesunder Konkurrenzkampf ist wichtig für die Mannschaft.“
Gnaase ist einer, der das familiäre Umfeld schätzt, fühlt sich deshalb mit seiner Frau auch sehr wohl im Saarland. „Ich bin keiner, der die Großstadt braucht. Ich kann hier auch durch die Stadt gehen, wurde nur ein paar Mal um ein Foto gebeten.“
Am Samstag beginnt die Testspielreihe mit dem „Klassiker“beim Saarlandligisten SpVgg. Quierschied. „Gerade gegen solche Gegner ist es wichtig, in den Spielfluss zu kommen. Abläufe einzuspielen, die wir in die Saison übernehmen wollen.“Welche das sind, und wie sich die Mannschaft vorerst ohne Zielspieler Adriano Grimaldi taktisch ausrichtet, ist noch offen. „Wir haben darüber noch nicht gesprochen. Natürlich will jeder gerne viel Fußball spielen. Aber es war auch sehr erfolgreich, wenn Adi den Ball vorne behauptet hat. Es wird sicher zwei oder drei Systeme geben, in denen dann jeder weiß, was er machen muss“, sagt Gnaase, der für sich seine Ziele formuliert hat: „Aber ich muss da jetzt nicht groß rumtönen. Natürlich will ich wie jeder andere so oft wie möglich spielen. Ich habe letztes Jahr kein Tor gemacht, im Jahr davor auch nicht. Ich will der Mannschaft helfen, und da gehören auch Scorerpunkte dazu.“
Der FCS gab am Donnerstag die Verpflichtung von Tobias Schwede bekannt. Der 28-Jährige kommt vom Zweitligisten FC Hansa Rostock und ist auf der linken Außenbahn flexibel einsetzbar, er unterschrieb bis 2024.