Energie-Krise – Saarland debattiert über kältere Wohnungen und Bäder
Vermieter befürworten eine Senkung der Mindesttemperatur, Mieter halten dagegen. Das Land plädiert für freiwillige Einschränkungen.
SAARBRÜCKEN Angesichts der angespannten Situation am Energiemarkt durch den Ukraine-Krieg werden unterschiedliche Möglichkeiten zur Gaseinsparung geprüft. Ein Vorschlag des Deutschen Städte- und Gemeindebundes zielt darauf, die rechtlichen Vorschriften für Vermieter anzupassen, sodass sie nicht mehr eine Temperatur von 20 bis 24 Grad in ihren Objekten gewährleisten müssten, sondern von 18 Grad. Den Vorstoß begrüßte
Norbert Behle, Vorsitzender der Vermietervereinigung „Haus&Grund“im Saarland. Dass Vermieter grundsätzlich die Möglichkeit haben, die Mindesttemperatur abzusenken, sei sinnvoll. „Wenn insgesamt eine geringere Wärme im Haus zirkuliert, sinken auch die Kosten für die Mieter“, sagte er. „Je nach Zustand des Objektes oder je nachdem, wer im Haus wohnt, sollten Vermieter und Mieter im Gespräch herausfinden, inwiefern eine Lösung im Interesse von allen gefunden werden kann.“
Skeptischer äußerte sich Kai Werner, Landesvorsitzender des Deutschen Mieterbundes. „Natürlich sind Brennstoffe endlich und jeder soll versuchen, seinen Verbrauch anzupassen und Energie zu sparen“, sagte er. „Doch gibt es im Saarland viele maroden oder schlecht gedämmten Immobilien. Dort die Mindesttemperatur zu senken, kann man den Bewohnern nicht zumuten“, sagt er. Darüber hinaus werde die Mindesttemperatur meistens im jeweiligen Mietvertrag festgehalten. „Einen Eingriff in diese Vertragsfreiheit sehen wir sehr kritisch“, so Werner.
Das saarländische Wirtschaftsministerium befürwortete grundsätzlich geringere Raumtemperaturen, hält eine einvernehmliche Lösung aber für wünschenswert. „Energiepolitisch erscheint es grundsätzlich sinnvoll, dass wir alle in dem uns zur Verfügung stehenden Rahmen freiwillig einen Beitrag in dieser schwierigen Situation leisten“, teilte ein Sprecher mit. Dazu beitragen könnten auch Menschen, die im Eigenheim leben. „Mit rund 65 Prozent hat das Saarland den bundesweit höchsten Anteil an selbstgenutztem Wohneigentum. Bei einer tatsächlichen Knappheitsrelation im Gas-Sektor können Eigentümer einen wichtigen Beitrag zum Energiesparen leisten.“
Auch die saarländischen Kommunen erklärten sich bereit, ihren Beitrag zum Energiesparen zu leisten. Dabei sei es Sache der einzelnen Kommunen, „darüber zu entscheiden, welche konkreten Maßnahmen getroffen werden, je nach Begebenheit vor Ort“, sagte Stefan Spaniol, Geschäftsführer des saarländischen Städte- und Gemeindetages. Spaniol brachte etwa eine Senkung der Temperaturen in den kommunalen Bädern ins Gespräch. „Dabei spielt natürlich die Akzeptanz der Gäste eine wichtige Rolle.“
Die Saar-Kommunen bringen auch eine Absenkung der Temperaturen in öffentlichen Bädern ins Gespräch.