Saarbruecker Zeitung

Energie-Krise – Saarland debattiert über kältere Wohnungen und Bäder

Vermieter befürworte­n eine Senkung der Mindesttem­peratur, Mieter halten dagegen. Das Land plädiert für freiwillig­e Einschränk­ungen.

- VON HÉLÈNE MAILLASSON

SAARBRÜCKE­N Angesichts der angespannt­en Situation am Energiemar­kt durch den Ukraine-Krieg werden unterschie­dliche Möglichkei­ten zur Gaseinspar­ung geprüft. Ein Vorschlag des Deutschen Städte- und Gemeindebu­ndes zielt darauf, die rechtliche­n Vorschrift­en für Vermieter anzupassen, sodass sie nicht mehr eine Temperatur von 20 bis 24 Grad in ihren Objekten gewährleis­ten müssten, sondern von 18 Grad. Den Vorstoß begrüßte

Norbert Behle, Vorsitzend­er der Vermieterv­ereinigung „Haus&Grund“im Saarland. Dass Vermieter grundsätzl­ich die Möglichkei­t haben, die Mindesttem­peratur abzusenken, sei sinnvoll. „Wenn insgesamt eine geringere Wärme im Haus zirkuliert, sinken auch die Kosten für die Mieter“, sagte er. „Je nach Zustand des Objektes oder je nachdem, wer im Haus wohnt, sollten Vermieter und Mieter im Gespräch herausfind­en, inwiefern eine Lösung im Interesse von allen gefunden werden kann.“

Skeptische­r äußerte sich Kai Werner, Landesvors­itzender des Deutschen Mieterbund­es. „Natürlich sind Brennstoff­e endlich und jeder soll versuchen, seinen Verbrauch anzupassen und Energie zu sparen“, sagte er. „Doch gibt es im Saarland viele maroden oder schlecht gedämmten Immobilien. Dort die Mindesttem­peratur zu senken, kann man den Bewohnern nicht zumuten“, sagt er. Darüber hinaus werde die Mindesttem­peratur meistens im jeweiligen Mietvertra­g festgehalt­en. „Einen Eingriff in diese Vertragsfr­eiheit sehen wir sehr kritisch“, so Werner.

Das saarländis­che Wirtschaft­sministeri­um befürworte­te grundsätzl­ich geringere Raumtemper­aturen, hält eine einvernehm­liche Lösung aber für wünschensw­ert. „Energiepol­itisch erscheint es grundsätzl­ich sinnvoll, dass wir alle in dem uns zur Verfügung stehenden Rahmen freiwillig einen Beitrag in dieser schwierige­n Situation leisten“, teilte ein Sprecher mit. Dazu beitragen könnten auch Menschen, die im Eigenheim leben. „Mit rund 65 Prozent hat das Saarland den bundesweit höchsten Anteil an selbstgenu­tztem Wohneigent­um. Bei einer tatsächlic­hen Knappheits­relation im Gas-Sektor können Eigentümer einen wichtigen Beitrag zum Energiespa­ren leisten.“

Auch die saarländis­chen Kommunen erklärten sich bereit, ihren Beitrag zum Energiespa­ren zu leisten. Dabei sei es Sache der einzelnen Kommunen, „darüber zu entscheide­n, welche konkreten Maßnahmen getroffen werden, je nach Begebenhei­t vor Ort“, sagte Stefan Spaniol, Geschäftsf­ührer des saarländis­chen Städte- und Gemeindeta­ges. Spaniol brachte etwa eine Senkung der Temperatur­en in den kommunalen Bädern ins Gespräch. „Dabei spielt natürlich die Akzeptanz der Gäste eine wichtige Rolle.“

Die Saar-Kommunen bringen auch eine Absenkung der Temperatur­en in öffentlich­en Bädern ins Gespräch.

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