Jicha plant seinen vierten Coup
Bereits zum achten Mal steht der Trainer des Handball-Rekordmeisters THW Kiel im Final Four der Königsklasse.
KÖLN (sid) Filip Jichas Lust ist ungezügelt, die blauen Augen stechen noch ein wenig mehr hervor als ohnehin schon. „Wir sind ein wenig Außenseiter, das macht uns noch unberechenbarer“, sagt der Trainer des THW Kiel voller Vorfreude und Tatendrang im Gespräch. Wenn Jicha über das Final Four in Köln spricht, sprudelt es nur so aus ihm heraus. „Die Champions League ist die Crème de la Crème – das ist das, was immer unvergessen bleibt“, sagt der frühere Welthandballer. Er muss es schließlich wissen.
Sieben Mal war Jicha, der „Mister Final Four“, bereits beim Finalturnier der Königsklasse in der Lanxess-Arena dabei. Vier Mal stand er im Endspiel, drei Mal gewann er es – zweimal als Spieler, einmal als Trainer. Am Wochenende peilt er mit dem deutschen Rekordmeister seinen vierten Coup an. Vor dem Halbfinale gegen Titelverteidiger und Rekordsieger FC Barcelona an diesem Samstag (18 Uhr/DAZN) will sich der 40-Jährige jedoch nicht auf seine Köln-Routine verlassen. „Wenn man beim Final Four irgendetwas als Erfahrung bezeichnet, dann wirst du verlieren“, sagt der Tscheche. Das zweite Halbfinale bestreitet der polnische Topklub Vive Kielce mit Torhüter Andreas Wolff und Telekom Veszprem aus Ungarn (15.15 Uhr).
Mit seiner Unnachgiebigkeit passt er perfekt zur Kieler Handball-DNA. „Er ist eine Person, die den maximalen Willen vorlebt und gleichzeitig in der Lage ist, alle anderen mitzuziehen. Das war als Kapitän auf dem Spielfeld so und ist jetzt als Trainer genauso“, schwärmt THWGeschäftsführer Viktor Szilagyi von seinem wichtigsten Angestellten. Torhüter und Welthandballer Niklas Landin sagt: „Er hat diese Mentalität, dass es nur einen Weg gibt – und der geht nach vorne.“Jicha ist Antreiber und Taktikfuchs zugleich. Der Coach stellt seine Mannschaften glänzend auf die Gegner ein, ist immer in der Lage auf neue Spielformen zu reagieren. Zugleich bremst er seine Spieler in Auszeiten ein, wenn diese mal über das Ziel hinausschießen und die Linie verlieren.
„Er hat diese Mentalität, dass es nur einen Weg gibt – und der geht nach vorne.“THW-Torhüter Niklas Landin über die Arbeit seines Trainers Filip Jicha
Zwar wurde im deutschen Handball zuletzt – und das völlig zu Recht – vor allem über Magdeburgs Meister-Trainer Bennet Wiegert gesprochen. Doch Jicha ist in Kiel auf dem besten Weg, eine Ära wie vor ihm der heutige Bundestrainer, Jichas Lehrmeister Alfred Gislason, zu prägen. Zwei Meistertitel in seinen drei Jahren hat er schon gewonnen, jetzt winkt auch schon der zweite Königsklassentitel.
Allerdings, und das weiß auch Jicha, sprechen die Vorzeichen in diesem Jahr nicht für den THW. Mit Routinier Hendrik Pekeler und Ausnahmespieler Sander Sagosen fallen sowohl sein Abwehr- als auch sein Angriffschef verletzt aus. Doch Jicha und Kiel setzen bei der Jagd nach dem fünften Titel in der Königsklasse auch auf die besondere Magie in der Kölner Arena. Beim
Mega-Event vor 19 750 Zuschauern eine Top-Leistung abzurufen, ist die große Kunst und „nicht so einfach“, wie Jicha weiß. Anders als 2020, als sich Jicha gleich bei seiner TrainerPremiere in Köln vor einer Geisterkulisse die europäische Krone aufsetzte, werden wieder Fans dabei sein. „Ich frage mich, wie wir die zwei Jahre ohne Zuschauer durchmachen konnten“, sagte Jicha, der nun umso mehr brennt: „Die Vorfreude und Spannung sind größer denn je.“
Durch seinen dritten Halbfinaleinzug auf der ATP-Tour in diesem Jahr wird Otte in der am Montag erscheinenden Weltrangliste mindestens auf Platz 38 und damit so hoch wie nie geführt werden. Derzeit steht er auf Rang 51, den er mit seinem Einzug in die Vorschlussrunde von Stuttgart in der Vorwoche erreicht hatte. Otte ist der letzte deutsche Teilnehmer im Turnier. Zuvor waren Daniel Altmaier (Kempen), Jan-Lennard Struff ( Warstein) und Henri Squire (Duisburg) gescheitert. Der zweimalige Finalist Alexander Zverev (Hamburg) fehlt beim Vorbereitungsturnier auf Wimbledon (ab 27. Juni) verletzt.