Saarbruecker Zeitung

Curry krönt die Warriors – und auch sich selbst

Golden State gewinnt zum vierten Mal den Titel in der nordamerik­anischen Basketball-Profiliga NBA. 4: 2-Erfolg gegen Boston Celtics.

- VON MAXIMILIAN HAUPT

BOSTON (dpa) Mit Zigarre im Mund, einer Skibrille als Schutz vor den vielen Schampussp­ritzern und dem goldenen Pokal in der Hand zählte Stephen Curry bei der Titel-Feier in der Kabine immer wieder bis vier. „Eins, zwei, drei, vier – vier Meistersch­aften“, brüllte der 34 Jahre alte Basketball-Superstar nach dem erneuten Erfolg mit den Golden State Warriors mehrfach in alle Richtungen. Drei Jahre nach der bitteren Final-Niederlage gegen die Toronto Raptors und nach zwei Jahren ganz ohne Playoff-Teilnahme machten die Warriors am Donnerstag­abend (Ortszeit) mit einem 103:90 gegen die Boston Celtics diese spezielle NBA-Meistersch­aft perfekt.

„Das hier fühlt sich anders an“, sagte Curry, der nach seinem vierten NBA-Titel erstmals zum wertvollst­en Spieler der Finals gewählt wurde und schon Sekunden vor der Schlusssir­ene zu Tränen gerührt war. „Es ist surreal. Wir waren so weit weg. Du landest ganz unten mit Verletzung­en. Du weißt nicht, ob du jemals wieder dahin zurück kommst.“Am Ende gewannen die Warriors die Serie im sechsten Spiel.

Von 2015 bis 2019 kamen die Warriors fünf Mal in Serie in die FinalSerie, holten drei Mal den Titel und galten als das Maß der Dinge in der besten Basketball-Liga der Welt. Doch im sechsten Spiel der Finals gegen die Toronto Raptors riss sich Klay Thompson das Kreuzband und dann, als er im Jahr danach kurz vor seinem Comeback war, die Achillesse­hne. Der überragend­e Distanzsch­ütze verpasste mehr als zwei Jahre und feierte erst im Laufe dieser Saison seine Rückkehr. Kevin Durant, einer der besten Spieler der Liga und Finals-MVP der Titel 2017 und 2018, verließ die Mannschaft. Curry brach sich die Hand. Draymond Green verletzte sich. Zwei Jahre lang zählten die Warriors plötzlich zu den schlechtes­ten Teams der Liga.

„Alle Titel sind einzigarti­g und besonders“, sagte Trainer Steve Kerr, der nach fünf Titeln als NBA-Profi – unter anderem an der Seite von Michael Jordan bei den Chicago Bulls – nun schon vier als Coach gewonnen hat und längst zu den ganz Großen der Branche zählt. „Aber dieser hier war wahrschein­lich der unwahrsche­inlichste Titel, gesehen von dem Standpunkt aus, wo wir die letzten paar Jahre waren.“

Curry, Thompson, Green und Andre Iguodala waren schon bei den ersten drei der nun vier Titel binnen acht Jahren an Bord. Wegen dieser geballten Erfahrung galten die Warriors vor Beginn der Finals gegen die Celtics als Favorit. Doch dann gewann der Rekordmeis­ter das erste Spiel in San Francisco und nach dem Ausgleich auch das erste zu Hause in Boston und schien mit seiner bärenstark­en Abwehr eine zu große Aufgabe zu werden. Doch das junge Team um Jaylen Brown, Jayson Tatum und Marcus Smart, bei denen der deutsche Nationalsp­ieler Daniel Theis zum vierten Mal nacheinand­er nicht zum Einsatz kam, leistete sich in den folgenden Partien zu

„Es ist surreal. Wir waren so weit weg.“Stephen Curry, wertvollst­er Spieler der NBA-Finalserie

viele Ballverlus­te, ermöglicht­e den Warriors einfache Körbe und verlor vor den eigenen Fans schließlic­h die dritte und entscheide­nde Partie in Serie.

„Seit ich hier bin, haben wir die Finals zwei Mal verloren, es ist niederschm­etternd“, sagte Kerr, „ich habe wirklich Mitgefühl.“Dann aber richtete sich auch sein Fokus wieder auf die enorme Qualität vor allem eines Mannes: Stephen Curry, den nun viermalige­n NBA-Champion, zweimalige­n Hauptrunde­n-MVP der Liga und wertvollst­en Spieler dieser Final-Serie. „Ich freue mich für jeden, aber ich bin begeistert für Steph“, sagte Kerr, „für mich ist das die Krönung einer ohnehin schon unfassbare­n Karriere.“

 ?? FOTO: GLANZMAN/AFP ?? Stephen Curry (Mitte) hält den Pokal für den besten Spieler der NBA-Finalserie hoch – eine Trophäe, die ihm noch in seiner Sammlung gefehlt hat. Sein kongeniale­r Partner Klay Thompson (rechts) kümmert sich derweil um den Pokal für den vierten NBA-Triumph der Golden State Warriors.
FOTO: GLANZMAN/AFP Stephen Curry (Mitte) hält den Pokal für den besten Spieler der NBA-Finalserie hoch – eine Trophäe, die ihm noch in seiner Sammlung gefehlt hat. Sein kongeniale­r Partner Klay Thompson (rechts) kümmert sich derweil um den Pokal für den vierten NBA-Triumph der Golden State Warriors.

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