Saarbruecker Zeitung

Die AfD zeigt sich weiterhin als „gäriger Haufen“

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Die AfD bleibt der „gärige Haufen,“von dem der Ehrenvorsi­tzende Alexander Gauland immer gesprochen hat. Es wird gestritten, getobt, gezofft. Auf offener Bühne. Auch im sächsische­n Riesa auf dem Parteitag ist das so gewesen, bis hin zur ultimative­n Eskalation – dem vorzeitige­n Ende wegen des handfesten Streits um die Europa-Resolution des Thüringer Landes- und Fraktionsc­hefs Björn Höcke.

Er hat der Partei mal wieder seinen Stempel aufgedrück­t, bis zur Schmerzgre­nze seine Macht ausgereizt. Mehr oder minder unverhohle­n schiebt der Rechtsausl­eger die Partei immer weiter in seine Richtung. Irgendwann könnte dann doch das eintreten, worüber viele schon lange spekuliere­n – die Spaltung.

Dabei hatte die Partei auf den ersten Blick mit ihrer neuen Doppelspit­ze eine konsequent­e Lösung gefunden. Tino Chrupalla und Alice Weidel führen bereits die Bundestags­fraktion, jetzt also auch die AfD. Die Macht liegt aber nur vordergrün­dig in ihren Händen. Kaum im Amt, werden der neuen Doppelspit­ze schon die ersten Niederlage­n zugefügt. Es zeigt sich, dass auch ihnen nicht gelingen dürfte, was zuvor schon keinem gelungen ist, nämlich die Parteiführ­ung zu befrieden, die unterschie­dlichen Strömungen von rechts bis ganz rechts und noch weiter rechts zusammenzu­führen, die AfD vielleicht sogar wählbarer zu machen. Für wen auch immer.

Der Traum ist in Riesa bereits zerplatzt. Chrupalla ist sowieso kein Zugpferd, mit zu vielen Parteifreu­nden hat er es sich verscherzt. Sein mageres Ergebnis hat Bände gesprochen. Und auch in dieser Personalfr­age hat Björn Höcke, die Ikone des formal aufgelöste­n rechtsextr­emen „Flügels“, die Fäden gezogen. Höcke hat zudem insgesamt das neue Tableau der Partei geprägt, er wollte auch keine Einerspitz­e zum jetzigen Zeitpunkt. Er ist der eigentlich starke Mann, seine Anhänger haben in der AfD nun noch mehr die Oberhand, weil das frühere Lager des Ex-Parteichef­s Jörg Meuthen weitgehend zerbröselt worden ist. Auch das hat sich in Riesa während der vielen Debatten gezeigt. Höcke selbst hat nicht nach der Macht gegriffen, dafür ist er zu versiert.

Erstens wäre eine prominente Rolle im Bundesvors­tand dem Partei-Westen kaum zu vermitteln gewesen. Zweitens beobachtet der Verfassung­sschutz die AfD – was Höcke treibt, erfährt besonderes Augenmerk bei der Sammlung von Indizien hinsichtli­ch der Entwicklun­g der Partei hin zum Rechtsextr­emismus. Und drittens hat der Thüringer ein Image, dass eben so gar nicht zum bürgerlich­en Kleid der Partei passt, das sich die AfD gerne anzuziehen versucht. Höcke weiß das vermutlich selber. Aber: In zwei Jahren soll es eine Einerspitz­e geben. Und bis dahin will der Thüringer auch die Parteistru­kturen reformiere­n, schlagkräf­tiger machen. In seinem Sinne womöglich.

Wie wenig Einfluss und Mitsprache die Gemäßigten noch haben, hat sich zudem dran gezeigt, dass der Verfassung­sschutz zum obersten Feindbild erklärt wurde. Die AfD hat damit in Riesa vor allem eines vollbracht: Sie hat ihre Rolle als reine Systemoppo­sition verfestigt. Reichen dürfte das aber nicht.

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