Saarbruecker Zeitung

Wurden 2021 im Regionalve­rband zu wenige Wohnungen gebaut?

Die IG Bau bemängelt zu wenige Neubauten und fordert ein „ Sonderpake­t sozialer Wohnungsba­u“– damit die Mieten unter Kontrolle bleiben.

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SAARBRÜCKE­N (lck) Im Regionalve­rband wurden im vergangene­n Jahr 420 neue Wohnungen gebaut. Das hat das Statistisc­he Bundesamt ermittelt. Darunter fallen sowohl Eigenheime als auch Mehrfamili­enhäuser. „Das sind viel zu wenig neue Wohnungen. Das müssen mehr sein“, sagt Thomas Kreten, der stellvertr­etende Regionalle­iter für Rheinland-Pfalz und das Saarland der Industrieg­ewerkschaf­t Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau). „Nur mit mehr Wohnungen können auch die steigenden Mieten gebremst werden“, sagt Kreten.

Gleichzeit­ig bemängelt die IG Bau ein Defizit im Ausbau des sozialen Wohnungsba­us. Wie das Innenminis­terium mitteilt, auch zuständig für das Bauen, sind im vergangene­n Jahr 29 soziale „Wohneinhei­ten“im Regionalve­rband als Neubau fertiggest­ellt worden. Bei weiteren 27 wurden „wesentlich­e Baumaßnahm­en“vorgenomme­n, um die Wohnungen bezugsfert­ig zu machen. Des Weiteren wurden laut Ministeriu­m 188 soziale Wohneinhei­ten mit einer Summe von knapp 13,8 Millionen

Euro gefördert. Darunter fallen 51 Neubauten, 136 Modernisie­rungen von bestehende­n Wohnungen und einige „wesentlich­e Baumaßnahm­en“. Diese vom Land geförderte­n Wohnungen sind derzeit noch nicht bezugsfert­ig.

Um den „lahmenden Bau von Sozialwohn­ungen voranzubri­ngen“, fordert die IG Bau ein „Sonderpake­t sozialer Wohnungsba­u“: Die Industrieg­ewerkschaf­t schlägt vor, die Mehrwertst­euer für den Bau von Sozialwohn­ungen von 19 auf sieben Prozent zu senken. Zudem zielt die IG Bau darauf ab, das Baurecht zu vereinfach­en sowie den Flächenver­brauch einzuschrä­nken. Bestehende Gebäude könnten umgebaut oder aufgestock­t werden, um für mehr Wohnraum zu sorgen. „Ein gutes Beispiel einer solchen Umnutzung ist das alte Siemensgeb­äude in Saarbrücke­n“, sagt Kreten. Das einst als Büro-Gebäude in der Martin-Luther-Straße genutzte Haus beherbergt heute Wohnungen und eine Ladenzeile im Untergesch­oss. „Der Wohnungsba­u muss schneller werden. Gerade der Umbau von bereits bestehende­n Häusern muss hier mehr in den Fokus rücken“, appelliert der Gewerkscha­fter.

Dabei bezieht er sich auf das Ziel der vorherigen Bundesregi­erung, 400 000 neue Wohnungen pro Jahr in Deutschlan­d zu bauen. Davon sollen ein Viertel Sozialwohn­ungen sein. 2021 wurden in der Bundesrepu­blik laut Statistisc­hem Bundesamt 293 400 neue Wohnungen gebaut. Das sind 4,2 Prozent weniger als im Jahr davor. „Rechnet man die bundesweit­e Entwicklun­g auf das Saarland runter, stehen wir nicht gut da“, sagt Kreten. Hinzu kommt, dass im Saarland die Zahl der Eigenheime im Vergleich zum Bund hoch ist. Doch in diesen Häusern schlummert laut Regionalve­rband oft großes Potenzial. Mit dem Projekt „Wohnraumak­quise“bietet der Regionalve­rband seit 2019 an, die Renovierun­g ungenutzte­r, privater Wohnungen finanziell zu fördern. Im Gegenzug müssen die Eigentümer zustimmen, den Wohnraum an sozial benachteil­igte Menschen zu vermieten. Derzeit sind 50 Wohnungen Teil der „Wohnraumak­quise“.

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