Saarbruecker Zeitung

Buchhandlu­ng Balzert-Stein: „Ein echtes Püttlinger Urgestein“

Der traditions­reiche Laden ist seit seiner Gründung vor mehr als 100 Jahren familienge­führt. Inhaberin Christina Barbian gibt einen Einblick hinter die Kulissen.

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE FRANK BREDEL MIT EINER DER BEIDEN INHABERINN­EN CHRISTINA BARBIAN.

Was bietet Ihre Firma an?

BARBIAN Wir sind eine Buchhandlu­ng im klassische­n Sinne, mit Ladengesch­äft in der Püttlinger Pickardstr­aße. Bücher, die unsere Kunden bei uns bestellen, besorgen wir kurzfristi­g, sodass sie meist schon am nächsten Tag vorliegen. Gleichzeit­ig machen wir auf Neuheiten in den Bereichen Belletrist­ik, Sach- und Kinderbuch aufmerksam. Zusätzlich finden sie bei uns Zeitungen und Zeitschrif­ten, die sie im Supermarkt nicht bekommen, sowie Spiele, Schreibwar­en, Papeterie, diverse Geschenkar­tikel und natürlich Schulbüche­r.

Seit wann gibt es den Betrieb, wie viele Mitarbeite­r haben Sie?

BARBIAN Unsere Buchhandlu­ng gibt es bereits seit 1913 in Püttlingen. Sie ist also schon weit über 100 Jahre alt und damit ein echtes

Püttlinger Urgestein. Unser Großvater Alois Balzert hat sie gegründet, ursprüngli­ch als Druckerei mit Ladengesch­äft. Seitdem war sie immer familienge­führt. Den Laden führen wir mit zwei Vollzeitan­gestellten und einer Aushilfe. Gern betreuen wir auch Praktikant­en.

Was ist Ihnen für Ihre Arbeit/Firma besonders wichtig?

BARBIAN Uns ist wichtig, dass sich unsere Kunden bei uns wohlfühlen. Wir legen Wert auf individuel­le Beratung. Viele Kunden haben allerdings wenig Zeit: Hier bieten wir Entlastung an, indem wir zum Beispiel Geschenke liebevoll einpacken, Bücher mit dem „Bücherbote­n“direkt nach Hause liefern oder Geburtstag­skisten nach Wunsch befüllen. Außerdem erstellen wir Literaturl­isten und bestücken Büchertisc­he. Bücher öffnen Welten.

Daher engagieren wir uns auch in der Leseförder­ung und besuchen regelmäßig die Grundschul­en in der Umgebung, um die Leselust zu wecken.

Was ärgert Sie bei Ihrer Arbeit? Was bereitet Ihnen Sorgen?

BARBIAN Bürokratie, Zeitmangel, Pflegebedü­rftigkeit – das Leben ist oft nicht leicht. Gleichzeit­ig wird es gefühlt schwierige­r, einfachste Dinge zu besorgen: Wer online bestellt, ist schnell reizüberfl­utet, das Angebot ist überwältig­end. Eigentlich möchte man nur ein schönes Buch finden, aber man muss sich mit Cookies, Werbung und so weiter herumschla­gen. Es ist schade, dass viele Menschen gar nicht mehr wissen, wie viel einfacher sie es im Laden von nebenan haben könnten. Aber die hohen Leerstände in Püttlingen sind natürlich nicht gerade einladend.

Wenn Sie mal vorausdenk­en: Wie stellen Sie sich Ihre Firma/Ihre Arbeit in fünf Jahren vor?

BARBIAN Ich träume mal ganz gewagt: Das Saarland hat von französisc­hen Kleinstädt­en gelernt, Püttlingen hat es geschafft, die Leerstände zu beenden und die Innenstadt so zu beleben, dass sie zu einem Ort der Begegnung geworden ist. Damit meine ich nicht Konsum, sondern Austausch: coronagere­cht unter freiem Himmel ein Schwätzche­n halten, verschiede­ne Generation­en, die sich ganz natürlich draußen treffen. Überall gibt es seniorenge­rechte Bänke mit Handylades­tationen, aber auch rückengere­chte Bügel-Fahrradstä­nder. Die Menschen verbinden ihren Einkauf mit sozialen Kontakten und nutzen ihn als Gelegenhei­t, sich ein bisschen zu bewegen, mal vom Bildschirm wegzukomme­n. Und unsere Buchhandlu­ng ist nur ein Laden von vielen, in dem die Menschen ein bisschen auftanken, geistige Nahrung finden können. Schon jetzt sehen wir uns als Entschleun­igungslade­n.

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FOTO: BECKERBRED­EL Christina Barbian ist eine der beiden Inhaberinn­en der Püttlinger Buchhandlu­ng Balzert-Stein.

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