Saarbruecker Zeitung

Otte mausert sich vom Mitläufer zum Topspieler

Deutscher Tennisprof­i wird nach seinem Halbfinal-Einzug in Halle erstmals unter den Top 40 der Welt geführt. Medwedew verliert Finale gegen Hurkacz.

- Produktion dieser Seite: Mark Weishaupt

HALLE/WESTFALEN (sid) Die Zuschauer erhoben sich, als Oscar Otte in der brütenden Nachmittag­shitze von Halle den Court verließ. Der Tennisprof­i aus Köln war beim westfälisc­hen Rasenturni­er mit bärenstark­en Leistungen zum Publikumsl­iebling aufgestieg­en – aber der Weltrangli­stenerste Daniil Medwedew war im Halbfinale doch eine Nummer zu groß. Otte unterlag dem Russen 6:7 (3:7), 3:6 und muss damit weiter auf seine erste Endspiel-Teilnahme warten.

„Ich hatte meine Chancen. Auch heute. Gegen die Nummer eins muss man die aber auch nutzen, sonst wird es nichts“, sagte Otte. Noch überwog beim 28-Jährigen die Enttäuschu­ng. Aber: „Es hat mega Bock gemacht hier vor 11 000 Fans, das Turnier war wieder ein Schritt in die richtige Richtung.“Trost für Otte: Ab diesem Montag wird er mindestens als Weltrangli­sten-38. und damit so hoch wie nie geführt sein. Hinter dem verletzten Alexander Zverev (Hamburg) hat er sich als deutsche Nummer zwei etabliert. Nach den beiden Halbfinals von Stuttgart und Halle gilt er auch in Wimbledon (ab 27. Juni), wo russische Spieler wie Medwedew ausgeschlo­ssen sind, als Überraschu­ngskandida­t.

In Halle bewies er sein Gespür für Rasen, auch wenn Medwedew bei Temperatur­en jenseits der 30 Grad nach 1:37 Stunden seinen ersten Matchball verwandelt­e. In Wimbledon ist Otte der deutsche Hoffnungst­räger, während Olympiasie­ger Zverev nach seinem mehrfachen Bänderriss noch nicht einmal sagen kann, ob es für das letzte Grand-Slam-Turnier 2022 reicht. „Ob es die US Open schon werden, weiß ich nicht, denn ich muss davor ein, zwei Turniere spielen“, sagte der Hamburger: „Ich habe New York aber noch nicht abgehakt.“Zverev will Vorsicht walten lassen. Er werde

„keiner sein, der sofort spielt, wenn er die erste Sekunde bereit dazu ist“. Erst in „zwei, drei Wochen“beginne die Reha – da steuert Wimbledon gerade auf seinen Höhepunkt zu.

Ob Otte dann noch im Rennen ist? Fraglich. Wie schnell sich der langjährig­e Mitläufer aber zu einem Topspieler gemausert hat, ist beeindruck­end. Der Durchbruch gelang ihm 2021 mit dem Achtelfina­leinzug bei den US Open, seitdem ging es immer in die richtige Richtung. Sein guter Aufschlag, der Return und die soliden Volleys lassen ihn auf Rasen zu einem unangenehm­en Gegner werden. „Wimbledon ist eines der schönsten Turniere, und ich hoffe, dass ich da vielleicht auch einiges reißen kann“, sagte der Kölner. Medwedew hatte Mühe, eine erneute Halle-Niederlage gegen einen Außenseite­r zu vermeiden. 2021 hatte er in Runde eins gegen Jan-Lennard Struff verloren. Otte vergab im ersten Durchgang beim Stand von 5:3 einen Satzball. Im zweiten Satz war Medwedews Break zum 4:2 entscheide­nd. Das Finale verlor der Russe allerdings – mit 1:6, 4:6 gegen den Polen Hubert Hurkacz.

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FOTO: INDERLIED/DPA Man sieht sich: Oscar Otte winkt den Fans in Halle nach seinem Aus im Halbfinale zu.

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