Saarbruecker Zeitung

Krim-Chef beschuldig­t Ukraine – Kreml wütend auf Litauen

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BERLIN/ROM (dpa) In der Hoffnung auf einen baldigen Status als EUBeitritt­skandidat fiebert die Ukraine dem EU-Gipfel in dieser Woche in Brüssel entgegen. Derweil gehen die Kämpfe weiter: Am Montag haben die ukrainisch­en Behörden den Verlust der Ortschaft Metjolkine südöstlich des Verwaltung­szentrums Sjewjerodo­nezk im Osten des Landes eingeräumt. „Die Kontrolle über Metjolkine nahe Sjewjerodo­nezk ist verloren“, teilte der Militärgou­verneur des Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, mit. Russland hatte bereits am Sonntag die Eroberung der an Sjewjerodo­nezk angrenzend­en Ortschaft gemeldet.

Unterdesse­n beschuldig­te der prorussisc­he Krim-Chef die Ukraine, schwimmend­e Gasförderp­lattformen im Schwarzen Meer mit Raketen angegriffe­n zu haben. Bislang seien 94 Menschen gerettet worden, teilte Krim-Chef Sergej Aksjonow am Montag auf seinem Telegram-Kanal mit. Insgesamt hätten sich auf den Plattforme­n zuletzt mehr als 100 Menschen aufgehalte­n. Bei einem von insgesamt drei Angriffen seien mindestens drei Menschen verletzt worden, bei den beiden anderen wohl niemand. Sieben Menschen würden noch vermisst. Auch der ukrainisch­e Parlaments­abgeordnet­e Olexij Hontschare­nko berichtete von Raketensch­lägen gegen die Förderplat­tformen. Das ukrainisch­e Militär kommentier­te den Vorfall zunächst nicht. Die Plattforme­n befinden sich etwa 100 Kilometer von der Küste des Gebiets Odessa und 150 Kilometer von der Halbinsel Krim im Schwarzmee­rschelf.

Weiterhin blockieren russische Schiffe im Schwarzen Meer die Ausfuhr von ukrainisch­em Getreide. Die Blockade könnte allerdings nach Einschätzu­ng des EU-Außenbeauf­tragten Josep Borrell gelöst werden. „Wir kommen voran und (...) ich bin mir sicher, dass die Vereinten Nationen am Ende eine Einigung erzielen werden“, meinte er. Zum Zeitpunkt einer möglichen Einigung sagte Borrell, er könne sich nicht vorstellen, dass es noch viel länger dauern werde. Wenn doch, werde Russland dafür verantwort­lich sein. Die Blockade von Getreideex­porten sei ein „echtes Kriegsverb­rechen“. Wegen des Ukraine-Krieges wird die Hungerkris­e in Teilen der Welt immer schlimmer. Das UN-Welternähr­ungsprogra­mm ( WFP) zählt aktuell 345 Millionen Menschen in 82 Ländern, die akut Hunger leiden. Das sind rund 200 Millionen Menschen mehr als noch vor der Corona-Pandemie und dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine. Betroffen ist vor allem Afrika.

Derweil hat der Kreml Litauens Beschränku­ngen des Bahntransi­ts zwischen der zu Russland gehörenden Ostsee-Exklave Kaliningra­d und dem russischen Kernland als „illegal“kritisiert. „Diese Entscheidu­ng ist wirklich beispiello­s und stellt eine Verletzung von allem dar“, sagte Kremlsprec­her Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Litauen hat seit Samstag den Bahntransi­t von Waren über sein Territoriu­m nach Kaliningra­d verboten, die auf westlichen Sanktionsl­isten stehen. Dies betreffe 40 bis 50 Prozent aller Transitgüt­er, wie Baumateria­lien und Metalle.

Wegen des russischen Angriffskr­iegs gegen die Ukraine sind in Deutschlan­d nach offizielle­n Angaben erstmals Wohnungen und ein Bankkonto von russischen Staatsbürg­ern beschlagna­hmt worden.

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