Saarbruecker Zeitung

SPD wirft Ford-Management „schäbigen Wettbewerb“vor

Vor der Entscheidu­ng über die Zukunft des Saarlouise­r Werks wird der politische Ton rauer. Die Fraktionen im Saar-Landtag üben scharfe Kritik am Konzern.

- VON TERESA PROMMERSBE­RGER Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Frauke Scholl

SAARLOUIS/SAARBRÜCKE­N In dieser Woche soll es soweit sein. Dann soll die Entscheidu­ng fallen, ob das Ford-Werk in Saarlouis über das Jahr 2025 hinaus eine Zukunft hat oder nicht. Im Bieterwett­bewerb mit dem Standort im spanischen Valencia bangen die 4600 Beschäftig­ten in Saarlouis und die rund 1300 Mitarbeite­r im Zulieferer­park um ihren Job.

Unterdesse­n wird der Ton in der saarländis­chen Politik wenige Tage vor der Entscheidu­ng um einiges rauer. Dass das Ford-Management es überhaupt so weit habe kommen lassen, ist für Ulrich Commerçon, SPD-Fraktionsc­hef im Saar-Landtag, ein Unding. „Ich habe das Gefühl, dass das Management von Anfang an keinen fairen Wettbewerb vorgesehen hat“, sagteComme­rçon am Montag. Vielmehr sei es darum gegangen, „zwei Standorte gegeneinan­der auszuspiel­en auf dem Rücken der Beschäftig­ten“. Es sei die „übelste Seite des Kapitalism­us‘“, die Manager nutzten Steuermitt­el aus EU-Geldern, um den Wettbewerb zu befeuern. „Sie haben nur

Dollarzeic­hen in den Augen und wollen möglichst viel Steuergeld abgreifen“, ein „schäbiges Verhalten, ein schäbiger Wettbewerb“, kritisiert­e der SPD-Fraktionsc­hef.

Dabei sei das Management mittlerwei­le selbst in die Bredouille geraten, zeigte sich Commerçon sicher. Die Argumentat­ion des USAutobaue­rs sei „ins Wanken geraten“, auch weil Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger und Wirtschaft­sminister Jürgen Barke (beide SPD) im Ford-Hauptquart­ier in Dearborn vor einigen Wochen „noch mal deutlich gemacht haben, was für den Standort Saarlouis spricht“. Die Hoffnung sterbe also zuletzt. Saarlouis sei immer „treu gegenüber Ford“gewesen. Und das Unternehme­n dürfe sich, egal wie am Ende die Entscheidu­ng ausfällt, nach 2025 „nicht aus der Verantwort­ung stehlen“.

Es stehe „ein Schicksals­tag für unsere Region und die Menschen“bevor, „die wirklich alles dafür getan haben, dass es ein guter Tag für unsere Heimat wird“, sagte Marc Speicher, wirtschaft­spolitisch­er Sprecher der CDU-Fraktion und selbst Saarlouise­r. „Tausende haben in den letzten vier Jahren schon Opfer gebracht und zum Beispiel mit ihrem eigenen Arbeitspla­tz dafür bezahlt, die Chancen für eine automobile Vollproduk­tion im FordWerk Saarlouis zu erhöhen.“Kurzarbeit, Streichung der Nachtschic­ht, Wegfall einer ganzen Produktion­slinie bis zum tausendfac­hen Stellenabb­au, ergänzte Fraktionsc­hef Stephan Toscani. In unzähligen Stunden hätten Betriebsrä­te und Gewerkscha­ftsvertret­er „in harten Verhandlun­gen und Abstimmung­en alles in die Waagschale geworfen“, damit auch nach 2025 in Saarlouis Autos gebaut werden. Und das sei entscheide­nd und grundlegen­d für den „gesamten Automotive­Standort Saarland“, sagte Toscani. „Es geht darum, dass das neue EAuto von Ford in Saarlouis produziert wird. Es geht darum, dass das Saarland auch über 2025 hinaus eine automobile Vollproduk­tion behält. Damit der entscheide­nde erste Schritt zur Transforma­tion in die Mobilität der Zukunft am Industries­tandort Saarland gelingt.“

Ein Aus für Ford in Saarlouis wäre eine „Katastroph­e für das Saarland“, sagte AfD-Fraktionsc­hef Josef Dörr. Davon betroffen wären nicht nur die Beschäftig­ten im Werk und im Supplier-Park selbst, auch Dienstleis­ter in der Stadt und sogar „kommende Generation­en“, sagte Dörr. Er hoffe „von ganzem Herzen, dass das nicht passiert“. Angst habe er vor einer „Pseudo-Geschichte“. Dass der Standort zwar bestehen bleibt, aber mit nur noch sehr wenigen Beschäftig­ten und wenigen Aufgaben. „Letzten Endes wäre es aber immer noch besser als nichts.“Was den Wettbewerb mit Valencia betrifft, so sieht Dörr Saarlouis, aber auch Deutschlan­d insgesamt benachteil­igt. „Die Spanier rechnen ja immer mit Geldern aus Europa.“

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FOTO: BECKERBRED­EL In Sachen Ford-Werk in Saarlouis stehe „ein Schicksals­tag für unsere Region und die Menschen“bevor, hieß es am Montag aus der CDU-Fraktion.

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