SPD wirft Ford-Management „schäbigen Wettbewerb“vor
Vor der Entscheidung über die Zukunft des Saarlouiser Werks wird der politische Ton rauer. Die Fraktionen im Saar-Landtag üben scharfe Kritik am Konzern.
SAARLOUIS/SAARBRÜCKEN In dieser Woche soll es soweit sein. Dann soll die Entscheidung fallen, ob das Ford-Werk in Saarlouis über das Jahr 2025 hinaus eine Zukunft hat oder nicht. Im Bieterwettbewerb mit dem Standort im spanischen Valencia bangen die 4600 Beschäftigten in Saarlouis und die rund 1300 Mitarbeiter im Zuliefererpark um ihren Job.
Unterdessen wird der Ton in der saarländischen Politik wenige Tage vor der Entscheidung um einiges rauer. Dass das Ford-Management es überhaupt so weit habe kommen lassen, ist für Ulrich Commerçon, SPD-Fraktionschef im Saar-Landtag, ein Unding. „Ich habe das Gefühl, dass das Management von Anfang an keinen fairen Wettbewerb vorgesehen hat“, sagteCommerçon am Montag. Vielmehr sei es darum gegangen, „zwei Standorte gegeneinander auszuspielen auf dem Rücken der Beschäftigten“. Es sei die „übelste Seite des Kapitalismus‘“, die Manager nutzten Steuermittel aus EU-Geldern, um den Wettbewerb zu befeuern. „Sie haben nur
Dollarzeichen in den Augen und wollen möglichst viel Steuergeld abgreifen“, ein „schäbiges Verhalten, ein schäbiger Wettbewerb“, kritisierte der SPD-Fraktionschef.
Dabei sei das Management mittlerweile selbst in die Bredouille geraten, zeigte sich Commerçon sicher. Die Argumentation des USAutobauers sei „ins Wanken geraten“, auch weil Ministerpräsidentin Anke Rehlinger und Wirtschaftsminister Jürgen Barke (beide SPD) im Ford-Hauptquartier in Dearborn vor einigen Wochen „noch mal deutlich gemacht haben, was für den Standort Saarlouis spricht“. Die Hoffnung sterbe also zuletzt. Saarlouis sei immer „treu gegenüber Ford“gewesen. Und das Unternehmen dürfe sich, egal wie am Ende die Entscheidung ausfällt, nach 2025 „nicht aus der Verantwortung stehlen“.
Es stehe „ein Schicksalstag für unsere Region und die Menschen“bevor, „die wirklich alles dafür getan haben, dass es ein guter Tag für unsere Heimat wird“, sagte Marc Speicher, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion und selbst Saarlouiser. „Tausende haben in den letzten vier Jahren schon Opfer gebracht und zum Beispiel mit ihrem eigenen Arbeitsplatz dafür bezahlt, die Chancen für eine automobile Vollproduktion im FordWerk Saarlouis zu erhöhen.“Kurzarbeit, Streichung der Nachtschicht, Wegfall einer ganzen Produktionslinie bis zum tausendfachen Stellenabbau, ergänzte Fraktionschef Stephan Toscani. In unzähligen Stunden hätten Betriebsräte und Gewerkschaftsvertreter „in harten Verhandlungen und Abstimmungen alles in die Waagschale geworfen“, damit auch nach 2025 in Saarlouis Autos gebaut werden. Und das sei entscheidend und grundlegend für den „gesamten AutomotiveStandort Saarland“, sagte Toscani. „Es geht darum, dass das neue EAuto von Ford in Saarlouis produziert wird. Es geht darum, dass das Saarland auch über 2025 hinaus eine automobile Vollproduktion behält. Damit der entscheidende erste Schritt zur Transformation in die Mobilität der Zukunft am Industriestandort Saarland gelingt.“
Ein Aus für Ford in Saarlouis wäre eine „Katastrophe für das Saarland“, sagte AfD-Fraktionschef Josef Dörr. Davon betroffen wären nicht nur die Beschäftigten im Werk und im Supplier-Park selbst, auch Dienstleister in der Stadt und sogar „kommende Generationen“, sagte Dörr. Er hoffe „von ganzem Herzen, dass das nicht passiert“. Angst habe er vor einer „Pseudo-Geschichte“. Dass der Standort zwar bestehen bleibt, aber mit nur noch sehr wenigen Beschäftigten und wenigen Aufgaben. „Letzten Endes wäre es aber immer noch besser als nichts.“Was den Wettbewerb mit Valencia betrifft, so sieht Dörr Saarlouis, aber auch Deutschland insgesamt benachteiligt. „Die Spanier rechnen ja immer mit Geldern aus Europa.“