Saarbruecker Zeitung

Aha-Erlebnisse beim Theater Überzwerg

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nach. Mit beidem wollte es jedoch nicht so richtig klappen. „Theaterpäd­agogik hatte ich vorher nie wirklich in Betracht gezogen“, erinnert sich Blickle, „einfach, weil ich kein Bild davon hatte.“

Das mag auch daran liegen, dass das Berufsbild von Theaterpäd­agogen gar nicht so einfach zu greifen ist, „es gibt ganz viele unterschie­dliche Schwerpunk­te“, erklärt Blickle. Natürlich, ein ganz klarer Aufgabenbe­reich sei die Arbeit mit und die Leitung von Kinder- und Jugendgrup­pen. „Es gibt aber auch die Möglichkei­t, Theater mit Seniorinne­n und Senioren zu machen“, betont Franziska Blickle. „Theaterpäd­agogik ist Mittel und Weg, um mit allen Menschen, die Lust auf Theater haben, in Kontakt zu kommen.“Andere Theaterpäd­agogen wiederum nutzten Theater als Coaching-Werkzeug. Für sie selbst bedeute Theaterpäd­agogik vor allem aber auch, im Theater ein Mittel zum Ausdruck zu finden.

In ihrem Abschlussp­rojekt soll Theater zum Ausdrucksm­ittel einer Thematik werden, die Franziska Blickle ganz besonders am Herzen liegt: Die Klimakrise nämlich. „Theater hat für mich immer auch eine politische Dimension“, erklärt Franziska Blickle, „und zwar über die Themen, die ich anspreche.“

Die thematisch­e Hinwendung zur Klimakrise habe aber auch mit ihrem eigenen Engagement in der Fridays for Future-Bewegung zu tun. „Durch die Theaterpäd­agogik wiederum kann ich mein Interesse an dem Thema mit der Arbeit mit Jugendlich­en verbinden, kann gemeinsam mit ihnen einen künstleris­chen Ausdruck finden“. Schon zu Beginn des letzten Jahres fragte Blicke mit ihrem damals noch vagen Projektvor­haben beim Theater Überzwerg an, „ich war in Art und Ort meines Abschlussp­rojektes schließlic­h ganz frei und wollte unbedingt dort arbeiten, wo ich gerne bin.“Mit Erfolg: Die Zusage zur Zusammenar­beit erfolgt prompt. „Es ist eine wahnsinnig­e Unterstütz­ung, dort proben zu dürfen, die Aufführung­sräume und den Fundus nutzen zu können“, betont Blickle. Und: „Es fühlt sich richtig an, zurückzuko­mmen und etwas zurückzuge­ben, schließlic­h hat mich das Überzwerg erst zum Theater gebracht.“

Mittlerwei­le hat Franziska Blickles Projektide­e auch konkrete Form angenommen: Gemeinsam mit jungen Leuten zwischen 16 und 21 Jahren arbeitet sie seit bald zwei Monaten an einer Bearbeitun­g und Inszenieru­ng von „Welcome to Paradise Lost“von Falk Richter, der darin ein persisches Vers-Epos aus dem 12. Jahrhunder­t

„Theaterpäd­agogik ist Mittel und Weg, um mit allen Menschen, die Lust auf Theater haben, in Kontakt zu kommen.“Franziska Blickle

mit (Klima-)Fragen unserer Zeit verwebt.

„Mich erinnert der Text an Demonstrat­ionsforder­ungen, er zirkuliert aber auch um das Moment von Ausreden, um die Frage, warum wir nicht endlich etwas ändern“, erklärt Blickle. Sie sei gespannt, aufgeregt, vor allem aber freue sie sich, ein Projekt von Anfang bis Ende selbst in die Hand zu nehmen – mit partieller Unterstütz­ung: Durch das Theater Überzwerg, aber auch durch die MEStiftung Saar, die ihr Projekt fördert, sowie die Kunst-Studentin Larissa Peters, die mit der Ausstattun­g betraut sein wird und Sophie Oettinger, Kompositio­ns-Studentin an der Zürcher Hochschule und eine alte Überzwerg-Bekanntsch­aft Blickles, die für die musikalisc­he Gestaltung des Stückes sorgen wird.

„Welcome to Paradise Lost“wird am 8., 9. und 22. Juli im Theater Überzwerg, Kästner-Platz 1, in Saarbrücke­n gespielt. www.ueberzwerg.de

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FOTO: IRIS MAURER Franziska Blickle ist ein echtes Überzwerg-Gewächs. Hier fing sie im Jugendclub Theaterfeu­er. Jetzt ist sie zurückgeke­hrt, um zu inszeniere­n.
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FOTO: KRÄMER Frühe Theaterprä­gung: 2015 spielte Franziska Blickle beim Überzwerg-Jugendclub in der Produktion „Das kunstseide­ne Mädchen“die Hauptrolle.

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