Im fahlen Licht des Nordens
Schauen Sie auch Krimis? Diese nordischen, wo stets alles in ein fahles, gelb-grünes Licht getaucht ist? Eine giftige Atmosphäre, wie gemacht für Verbrechen. Leute gucken düster, sie stapfen umher wie Automaten. Und sind beschäftigt, mit enorm wichtigen Dingen. Im Vorbeilaufen kippt man einen Kaffee runter. Dann passiert was, einer ist tot. Jetzt muss der Kommissar ran. Der ist überarbeitet, frustriert, von seiner Frau verlassen, obermürrisch, trinkt zu viel, isst zu wenig und soll den Fall lösen. Ach ja, Opfer wie Täter wohnen bevorzugt in Gebäuden, die nur aus Glaswänden zu bestehen scheinen. Das soll Luxus symbolisieren und Großzügigkeit. Ist aber für das Opfer recht unpraktisch, so auf dem Präsentierteller zu hausen. Besonders nachts, wenn die Räume hell erleuchtet sind und man bis in die Nachttischschublade schauen kann. Der Böse in seinem Glashaus gegenüber freut sich, logisch! Soviel Glas steht bei ihm für Entgrenzung. Er meuchelt über den Dingen im Bewusstsein seiner besonders ihm gegenwärtigen Genialität. Privatsphäre gibt’s nicht, im realen Leben ist das genauso. Neulich ging hinter mir eine Frau, die gerade vom Arzt kam und lautstark in ihr Handy sämtliche ihrer Krankheiten und durchgeführten Behandlungsprozesse posaunte. Ich kann Ihnen sagen, im höchsten Maße unappetitlich! Schade, so wenig Respekt vor sich selbst zu haben. Man weiß von seinen Mitmenschen lieber nicht, wo welches Furunkel sitzt und wie viele Leichen in ihrem Keller liegen. Übrigens, diese nordischen Krimis gehen nicht immer gut aus. Der Kommissar müht sich zwar, leidet wie ein Hund und trinkt noch mehr, doch ohne Happy End. Auch das, ganz wie im realen Leben….