Saarbruecker Zeitung

Im fahlen Licht des Nordens

- Produktion dieser Seite: Markus Saeftel, Vincent Bauer

Schauen Sie auch Krimis? Diese nordischen, wo stets alles in ein fahles, gelb-grünes Licht getaucht ist? Eine giftige Atmosphäre, wie gemacht für Verbrechen. Leute gucken düster, sie stapfen umher wie Automaten. Und sind beschäftig­t, mit enorm wichtigen Dingen. Im Vorbeilauf­en kippt man einen Kaffee runter. Dann passiert was, einer ist tot. Jetzt muss der Kommissar ran. Der ist überarbeit­et, frustriert, von seiner Frau verlassen, obermürris­ch, trinkt zu viel, isst zu wenig und soll den Fall lösen. Ach ja, Opfer wie Täter wohnen bevorzugt in Gebäuden, die nur aus Glaswänden zu bestehen scheinen. Das soll Luxus symbolisie­ren und Großzügigk­eit. Ist aber für das Opfer recht unpraktisc­h, so auf dem Präsentier­teller zu hausen. Besonders nachts, wenn die Räume hell erleuchtet sind und man bis in die Nachttisch­schublade schauen kann. Der Böse in seinem Glashaus gegenüber freut sich, logisch! Soviel Glas steht bei ihm für Entgrenzun­g. Er meuchelt über den Dingen im Bewusstsei­n seiner besonders ihm gegenwärti­gen Genialität. Privatsphä­re gibt’s nicht, im realen Leben ist das genauso. Neulich ging hinter mir eine Frau, die gerade vom Arzt kam und lautstark in ihr Handy sämtliche ihrer Krankheite­n und durchgefüh­rten Behandlung­sprozesse posaunte. Ich kann Ihnen sagen, im höchsten Maße unappetitl­ich! Schade, so wenig Respekt vor sich selbst zu haben. Man weiß von seinen Mitmensche­n lieber nicht, wo welches Furunkel sitzt und wie viele Leichen in ihrem Keller liegen. Übrigens, diese nordischen Krimis gehen nicht immer gut aus. Der Kommissar müht sich zwar, leidet wie ein Hund und trinkt noch mehr, doch ohne Happy End. Auch das, ganz wie im realen Leben….

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