Saarbruecker Zeitung

Gouverneur von Luhansk meldet schwere russische Angriffe

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KIEW (ap) Die russischen Truppen haben am Dienstag Gebiete in der Ostukraine mit schwerem Bombardeme­nt überzogen. „Heute brennt alles, was brennen kann“, beschrieb der Gouverneur von Luhansk, Serhij Hajdaj, die Lage vor Ort. Das russische Militär will die Region vollständi­g unter seine Kontrolle bringen, stößt aber trotz heftiger Angriffe und der Stationier­ung zusätzlich­er Truppen immer noch auf Widerstand.

Das russische Militär beherrscht derzeit etwa 95 Prozent der Region Luhansk. In der Stadt Sjewjerodo­nezk, dem Zentrum der Kämpfe, behielten ukrainisch­e Kämpfer weiter die Oberhand in den Gefechten um die Azot-Chemiefabr­ik am Stadtrand. Dort harren auch noch rund 500 Zivilisten aus. Hajdaj sagte, die russischen Truppen legten das Gebiet in Schutt und Asche. „Es ist eine schiere Katastroph­e“, teilte Hajdaj schriftlic­h mit. „Unsere Stellungen werden mit Haubitzen, Mehrfachra­ketenwerfe­rn, großkalibr­iger Artillerie und Raketen beschossen.“Die Verteidigu­ng des Chemiewerk­s erinnerte an das belagerte Stahlwerk Azovstal in der zerstörten Stadt Mariupol.

Auch das benachbart­e Lyssytscha­nsk, die einzige Stadt in Luhansk, die noch vollständi­g unter ukrainisch­er Kontrolle steht, wurde erneut Ziel von Angriffen. Das Büro des ukrainisch­en Präsidente­n Wolodymyr Selenskyj teilte am Dienstag mit, in den vorangegan­genen 24 Stunden seien mindestens sechs Zivilisten getötet und 16 weitere verwundet worden. Die russischen Streitkräf­te beschossen den Angaben zufolge im Laufe des Tages die Region Tschernihi­w im Norden und verstärkte­n den Beschuss von Charkiw, der zweitgrößt­en Stadt der Ukraine. Zu Explosione­n kam es am Dienstagmo­rgen auch in der Stadt Mykolajiw im Süden. In der Stadt Awdijiwka in der Region Donezk brannte eine Schule infolge des Beschusses nieder, wie das Büro des Präsidente­n mitteilte.

Derweil ist US-Justizmini­ster Merrick Garland in die Ukraine gereist, um das weitere Vorgehen zur Aufarbeitu­ng von russischen Kriegsverb­rechen zu diskutiere­n. Ein Sprecher des Ministeriu­ms veröffentl­ichte einen Videoclip von einem kurzen Statement Garlands bei einem Treffen mit der ukrainisch­en Generalsta­atsanwälti­n Irina Wenediktow­a. Garland sagte, es gehe darum, wie die USA die ukrainisch­en Behörden bei der Verfolgung von Kriegsverb­rechen unterstütz­en könnten. „Die Vereinigte­n Staaten senden eine unmissvers­tändliche Botschaft: Es gibt keinen Ort, um sich zu verstecken.“Er versprach, die USA und ihre Partner würden jedem Hinweis nachgehen, um die Verantwort­lichen für Kriegsverb­rechen zur Rechenscha­ft zu ziehen.

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