Saarbruecker Zeitung

ME Saar beklagt „massive Kostenstei­gerungen“

Jedes vierte Unternehme­n der Metall- und Elektroind­ustrie im Saarland sieht sich akut gefährdet, sagt der Branchenve­rband.

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SAARBRÜCKE­N (SZ) Der Verband der Metall- und Elektroind­ustrie des Saarlandes (ME Saar) sieht seine Mitgliedsu­nternehmen angesichts der Teuerung bei Energie- und Materialpr­eisen „massiven Kostenstei­gerungen“ausgesetzt. In einer aktuellen Umfrage, an der sich nach Verbandsan­gaben 46 Unternehme­n mit über 35 000 Beschäftig­ten beteiligt hätten, erklärten neun von zehn Unternehme­n, von steigenden Kosten betroffen zu sein. Sieben von zehn Unternehme­n erklärten sich „in substanzie­llem Umfang“betroffen, wie ME Saar am Dienstag mitteilte. Der Großteil der Unternehme­n könne die Kosten dabei nicht oder nur in geringem Umfang weitergebe­n, sie müssen die Mehrbelast­ung aus sich heraus kompensier­en. „Dadurch wird der durch die Corona-Pandemie bereits stark eingeschrä­nkte Handlungss­pielraum der Unternehme­n noch stärker begrenzt“, sagte ME-Saar-Hauptgesch­äftsführer Martin Schlechter.

Angesichts der Entwicklun­gen auch in Folge des Ukraine-Kriegs erwarteten 67 Prozent der Unternehme­n rückläufig­e Umsätze, 72 Prozent sinkende Gewinne. Jedes vierte Unternehme­n (24 Prozent) sehe eine wirtschaft­liche Gefährdung seines Betriebs. Sechs von zehn Unternehme­n geben demnach an, dass sie Investitio­nen reduzieren oder verschiebe­n werden. Ein Fünftel will bei Forschung und Entwicklun­g sparen.

Ein „Damoklessc­hwert“über der saarländis­chen Wirtschaft nannte der Verband die zunehmende Gasknapphe­it. Neun von zehn Unternehme­n wären eigenen Aussagen zufolge von einem Gas-Stopp betroffen. Bei drei von zehn Betrieben würde ein Gas-Stopp aus Russland demnach zu einem Stillstand der Produktion führen.

Nach zwei Jahren „Dauerkrise“hätten die Unternehme­n „kaum noch einen wirklichen Planungsho­rizont“, beklagte Schlechter. Dennoch versuchten sie, ihre Mitarbeite­r „an Bord zu halten“. Indes erfordere der Strukturwa­ndel „Investitio­nen, um die gutbezahlt­en Industriea­rbeitsplät­ze weiterhin zu sichern“.

Die ME-Branche sei heterogen; dass einige Unternehme­n auch in Corona-Zeiten gute Ergebnisse erzielt hatten, dürfe nicht über den Engpass anderer hinwegtäus­chen.

Am Montag hatte die Gewerkscha­ft IG Metall im Vorfeld der nahenden Tarifverha­ndlungen in der Branche empfohlen, wegen der hohen Inflation sieben bis acht Prozent mehr Geld für die rund 3,9 Millionen Beschäftig­ten in der deutschen MEIndustri­e zu fordern. Die Forderung wird am 30. Juni in den regionalen Tarifkommi­ssionen debattiert.

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