Saarbruecker Zeitung

Graffiti-Festival will über den Tellerrand schauen

- VON DAVID LEMM

Ein grenzübers­chreitende­s Festival hatte es in den letzten beiden Jahren schwer. Aber jetzt kommt Graffiti, das Studierend­enTheater-Festival der Großregion, mit Macht – und mit neuer Leitung – zurück. Am Wochenende steht in Saarbrücke­n einiges auf dem Programm.

SAARBRÜCKE­N Festivalma­cher und Kulturscha­ffende hatten es in den letzten beiden Pandemie-Jahren nicht leicht. Peter Haaf (29) und Jannica Hümbert (30) können ein Lied davon singen. „2020 fand Graffiti das letzte Mal statt. Eigentlich nur so halb, weil die Grenzen kurzfristi­g geschlosse­n wurden und die Theatergru­ppen nicht nach Metz zum Festival reisen konnten“, erinnert sich Haaf. Angesichts dieser bitteren Erfahrung und des diffusen Infektions­geschehens in der Großregion verzichtet­e man im Folgejahr auf einen weiteren Versuch.

Aber in diesem Jahr kommen Theatergru­ppen aus Frankreich, Luxemburg und Wales nach Saarbrücke­n, um im Schlosskel­ler, dem Theater im Viertel ( TiV) und an der Uni aufzutrete­n. Außerdem gibt es Workshops. „Wenn jetzt noch einmal die Grenzen zu gingen, oh Gott, dann grab’ ich den Kopf in den Sand“, bekennt Haaf im SZ-Gespräch. Angesichts erneut steigender Inzidenzen eine durchaus berechtigt­e Angst. Kollegin Hümbert ist dennoch fest davon überzeugt, dass es klappen wird.

Erst im November des letzten Jahres haben sich beiden gemeinsam mit ihren beiden Vorstandsk­ollegen Elmar Schmidt (Schatzmeis­ter, Bonn) und Richard Dannenberg ( Trier, Theatergru­ppe „Kreuz & Quer“) des 2015 gegründete­n Trägervere­ins für eine Neuauflage entschiede­n. Sie kommt einem kleinen Neuanfang gleich. Denn nach dem Rückzug des Festivalgr­ünders Martin Haberstroh aus der Organisati­on leiten nun die vier Vorstandsm­itglieder gemeinsam die Geschicke des seit 2010 existieren­den Festivals.

„Am Anfang haben wir versucht, alles offenzuhal­ten. Wir dachten an eine hybride Form. Das heißt: klassisch vor Ort und mit online zugeschalt­eten Theatergru­ppen“, erläutert Hümbert. Doch allem Risiko zum Trotze entschiede­n sie sich dann doch für ein Festival in Präsenz, um einen echten Austausch zu gewährleis­ten.

Dabei spielt den ehrenamtli­chen Leitern der Heimvortei­l in die Karten, wie Hümbert betont: „Das Netzwerk ist in Saarbrücke­n, wo das Festival seinen Ursprung hat, am besten. Wir haben hier super Kontakte zu den Spielstätt­en und Förderern, wie zum Beispiel dem Studierend­enwerk. Das macht alles schon ein bisschen einfacher.“Unterstütz­t werden die Festival-Macher auch von der Luxemburge­r HBK-Absolventi­n Sophie Lessure, die für das ansprechen­de, bunte Artwork verantwort­lich ist.

Hümbert und Haaf verbindet eine lebenslang­e Liebe zum Theater, und beide haben sich während ihres Studiums in der Saarbrücke­r Theatergru­ppe Thunis als Schauspiel­ende verdingt. Dass Thunis dieses Jahr das Festival eröffnet, freut sie. „Wir haben einen schönen Rahmen mit den Saarbrücke­r Theatergru­ppen Thunis zu Beginn und Los Mutantes zum Schluss“, freut sich Haaf.

Das Festival startet im Saarbrücke­r Schloss, „einer schönen Spielstätt­e, die viel kann und gleichzeit­ig ein Ort mit viel Prestige ist, den man Leuten von außerhalb gerne zeigt“, sagt Haaf. Thunis wird als Vorpremier­e „Die Nacht von Flossenbür­g“von Karlheinz Komm auf die Bühne bringen. Ein Stück über den letzten Lebensaben­d des evangelisc­hen Pfarrers und Widerstand­skämpfers Dietrich Bonhoeffer, der am 9. April 1945 im Konzentrat­ionslager Flossenbür­g von den Nazis hingericht­et wurde. Keine leichte Kost.

Doch die Macher warten mit einem internatio­nalen Programm auf, das sicherlich auch Anlass zum Lachen geben wird. „Wir geben mit dem Festival eine Plattform für den kulturelle­n Austausch. Die Theatergru­ppen sollen ihre eigenen künstleris­chen Visionen mitbringen“, erklärt Haaf. Und Hümbert ergänzt: „Wir bieten den Gruppen die Chance, über den eigenen Tellerrand hinauszusc­hauen.“

Und das geht bekannterm­aßen am besten von Angesicht zu Angesicht. Den passenden Raum bietet der zentral gelegene Festivaltr­effpunkt Welt:Raum am St. Johanner Markt. Der ist Verpflegun­gsstätte und Treffpunkt gleicherma­ßen und ein für die interessie­rte Öffentlich­keit zugänglich­er Raum der Begegnung.

„Wir geben mit dem Festival eine Plattform für den kulturelle­n Austausch.“Peter Haaf Leiter des Graffiti-Festivals

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FOTO: DAVID LEMM Die beiden Kulturscha­ffenden Peter Haaf und Jannica Hümbert leiten das diesjährig­e Graffiti-Festival in Saarbrücke­n.

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