Graffiti-Festival will über den Tellerrand schauen
Ein grenzüberschreitendes Festival hatte es in den letzten beiden Jahren schwer. Aber jetzt kommt Graffiti, das StudierendenTheater-Festival der Großregion, mit Macht – und mit neuer Leitung – zurück. Am Wochenende steht in Saarbrücken einiges auf dem Programm.
SAARBRÜCKEN Festivalmacher und Kulturschaffende hatten es in den letzten beiden Pandemie-Jahren nicht leicht. Peter Haaf (29) und Jannica Hümbert (30) können ein Lied davon singen. „2020 fand Graffiti das letzte Mal statt. Eigentlich nur so halb, weil die Grenzen kurzfristig geschlossen wurden und die Theatergruppen nicht nach Metz zum Festival reisen konnten“, erinnert sich Haaf. Angesichts dieser bitteren Erfahrung und des diffusen Infektionsgeschehens in der Großregion verzichtete man im Folgejahr auf einen weiteren Versuch.
Aber in diesem Jahr kommen Theatergruppen aus Frankreich, Luxemburg und Wales nach Saarbrücken, um im Schlosskeller, dem Theater im Viertel ( TiV) und an der Uni aufzutreten. Außerdem gibt es Workshops. „Wenn jetzt noch einmal die Grenzen zu gingen, oh Gott, dann grab’ ich den Kopf in den Sand“, bekennt Haaf im SZ-Gespräch. Angesichts erneut steigender Inzidenzen eine durchaus berechtigte Angst. Kollegin Hümbert ist dennoch fest davon überzeugt, dass es klappen wird.
Erst im November des letzten Jahres haben sich beiden gemeinsam mit ihren beiden Vorstandskollegen Elmar Schmidt (Schatzmeister, Bonn) und Richard Dannenberg ( Trier, Theatergruppe „Kreuz & Quer“) des 2015 gegründeten Trägervereins für eine Neuauflage entschieden. Sie kommt einem kleinen Neuanfang gleich. Denn nach dem Rückzug des Festivalgründers Martin Haberstroh aus der Organisation leiten nun die vier Vorstandsmitglieder gemeinsam die Geschicke des seit 2010 existierenden Festivals.
„Am Anfang haben wir versucht, alles offenzuhalten. Wir dachten an eine hybride Form. Das heißt: klassisch vor Ort und mit online zugeschalteten Theatergruppen“, erläutert Hümbert. Doch allem Risiko zum Trotze entschieden sie sich dann doch für ein Festival in Präsenz, um einen echten Austausch zu gewährleisten.
Dabei spielt den ehrenamtlichen Leitern der Heimvorteil in die Karten, wie Hümbert betont: „Das Netzwerk ist in Saarbrücken, wo das Festival seinen Ursprung hat, am besten. Wir haben hier super Kontakte zu den Spielstätten und Förderern, wie zum Beispiel dem Studierendenwerk. Das macht alles schon ein bisschen einfacher.“Unterstützt werden die Festival-Macher auch von der Luxemburger HBK-Absolventin Sophie Lessure, die für das ansprechende, bunte Artwork verantwortlich ist.
Hümbert und Haaf verbindet eine lebenslange Liebe zum Theater, und beide haben sich während ihres Studiums in der Saarbrücker Theatergruppe Thunis als Schauspielende verdingt. Dass Thunis dieses Jahr das Festival eröffnet, freut sie. „Wir haben einen schönen Rahmen mit den Saarbrücker Theatergruppen Thunis zu Beginn und Los Mutantes zum Schluss“, freut sich Haaf.
Das Festival startet im Saarbrücker Schloss, „einer schönen Spielstätte, die viel kann und gleichzeitig ein Ort mit viel Prestige ist, den man Leuten von außerhalb gerne zeigt“, sagt Haaf. Thunis wird als Vorpremiere „Die Nacht von Flossenbürg“von Karlheinz Komm auf die Bühne bringen. Ein Stück über den letzten Lebensabend des evangelischen Pfarrers und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer, der am 9. April 1945 im Konzentrationslager Flossenbürg von den Nazis hingerichtet wurde. Keine leichte Kost.
Doch die Macher warten mit einem internationalen Programm auf, das sicherlich auch Anlass zum Lachen geben wird. „Wir geben mit dem Festival eine Plattform für den kulturellen Austausch. Die Theatergruppen sollen ihre eigenen künstlerischen Visionen mitbringen“, erklärt Haaf. Und Hümbert ergänzt: „Wir bieten den Gruppen die Chance, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.“
Und das geht bekanntermaßen am besten von Angesicht zu Angesicht. Den passenden Raum bietet der zentral gelegene Festivaltreffpunkt Welt:Raum am St. Johanner Markt. Der ist Verpflegungsstätte und Treffpunkt gleichermaßen und ein für die interessierte Öffentlichkeit zugänglicher Raum der Begegnung.
„Wir geben mit dem Festival eine Plattform für den kulturellen Austausch.“Peter Haaf Leiter des Graffiti-Festivals