Saarbruecker Zeitung

Umstritten­es Banner auf der Documenta wird abgebaut

Die Installati­on des indonesisc­hen Künstlerko­llektivs wurde nach öffentlich­er Kritik wegen des als antisemiti­sch kritisiert­en Inhalts zum Skandal.

- Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r, Timon Deckena

KASSEL (dpa) Das Werk ist nicht mehr zu sehen, die Debatte ist deshalb aber nicht beendet: Eine heftig kritisiert­e Installati­on auf der Documenta fifteen in Kassel wurde erst verhüllt und soll noch am Dienstag abgebaut werden. Die großflächi­ge Banner-Installati­on „People‘s Justice“des indonesisc­hen Künstlerko­llektivs Taring Padi zeigt unter anderem einen Soldaten mit Schweinsge­sicht. Er trägt ein Halstuch mit einem Davidstern und einen Helm mit der Aufschrift „Mossad“– die Bezeichnun­g des israelisch­en Auslandsge­heimdienst­es. Nach heftiger öffentlich­er Kritik wurde es am Montag zunächst mit einem schwarzen Tuch verhängt. Am Dienstag verkündete Kassels Oberbürger­meister Christian Geselle (SPD), dass das Banner entfernt wird.

„Ich bin wütend, ich bin enttäuscht. Denn die Stadt Kassel und ich als Oberbürger­meister, wir fühlen uns beschämt“, sagte Geselle. „Es ist etwas passiert, was nicht hätte passieren dürfen.“Die Installati­on weise einen eindeutige­n antisemiti­schen Zusammenha­ng auf. Dem kuratieren­den Kollektiv Ruangrupa war schon seit Monaten Antisemiti­smus vorgeworfe­n worden. Die Gruppe habe seit Beginn der Debatte aber immer versichert, dass Antisemiti­smus, Rassismus oder Gewalt keinen Platz auf der Documenta haben würden, betonte Geselle. „In diesem einen Fall sind sie ihrer Verantwort­ung ganz offensicht­lich nicht gerecht geworden.“

Den Abbau hatte unter anderem der Förderkrei­s „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“gefordert. „Die Verantwort­lichen müssen dafür Sorge tragen, dass aufgearbei­tet wird, wie ein solches Bild überhaupt aufgehängt werden konnte“, sagte die Vorsitzend­e des Förderkrei­ses Lea Rosh am Dienstag. Sie sprach in Bezug auf die Documenta von „Antisemiti­smus mit langer Ansage“. Seit Monaten seien die Verantwort­lichen aufgeforde­rt, „den sich ankündigen­den Antisemiti­smus auf der ‚Documenta fifteen‘ zu verhindern. Genauso lange wird beschwicht­igt, ignoriert und wegmoderie­rt.“

Auch Kulturstaa­tsminister­in Claudia Roth (Grüne) hatte sich für die Entfernung der umstritten­en Banner-Installati­on ausgesproc­hen. Das Werk weise eindeutig antisemiti­sche Bildelemen­te auf, sagte sie. Die bloße Verhüllung und die Erklärung des Künstlerko­llektivs Taring Padi dazu seien inakzeptab­el. Zudem müsse geklärt werden, wie es zu der Installati­on dieses Bildes überhaupt habe kommen können. Die Verantwort­lichen müssten weiterhin sicherstel­len, dass auf der Ausstellun­g in Kassel nicht weitere „eindeutig antisemiti­sche Bildelemen­te“gezeigt würden.

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FOTO: UWE ZUCCHI/DPA Die umstritten­e Banner-Installati­on auf der Documenta wurde zunächst verhüllt. Noch am Dienstag sollte sie wieder abgebaut werden.

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