Saarbruecker Zeitung

Ministerin Lambrecht, die Ukraine und der Gepard

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

BERLIN Es beginnt nicht so gut für die Bundesvert­eidigungsm­inisterin. Zum Start ihrer Befragung streikt ihr Mikrofon. Die SPD-Politikeri­n wirkt kurz verunsiche­rt, dann erklärt sie, warum sich die Bundesregi­erung entschloss­en hat, die deutsche Unterstütz­ung für die Ukraine auch im Rüstungsbe­reich künftig im Internet offenzuleg­en. Man habe erst einmal nichts veröffentl­icht, weil die Ukraine um Geheimhalt­ung gebeten habe, um den Russen keine Einblicke zu geben. „Da die Ukraine diese Position aufgegeben hat, werden wir jetzt diesen Weg gehen“, sagt sie dann. Und wird konkret: Die Ausbildung ukrainisch­er Soldaten am Mehrfachra­ketenwerfe­r „Mars“in Deutschlan­d beginne in der nächsten Woche. Der Ukraine müsse geliefert werden, was die Streitkräf­te „für ihren mutigen Kampf“brauchten. Mit der Lieferung der sieben Panzerhaub­itzen 2000 und der Mehrfachra­ketenwerfe­r aus Bundeswehr-Beständen sei Deutschlan­d allerdings „ziemlich an der Grenze dessen angelangt, was noch verantwort­bar ist“, wenn die Landes- und Bündnisver­teidigung weiter gewährleis­tet werden solle.

Dann beginnen die Fragen der Abgeordnet­en. Besonders die Opposition versucht, die Verteidigu­ngsministe­rin inhaltlich zu stellen. Lambrecht schlägt sich an diesem Mittwoch ganz tapfer, sie ist vorbereite­t und gibt sich durchaus selbstbewu­sst. Sie hetzt etwas durch die Themen – aber der Union gelingt es auch nicht, die Ministerin vorzuführe­n. Auf die Frage, wann genau die Bundeswehr Ersatz für abgegebene Waffen bekommen werde, macht die Ministerin keine genauen zeitlichen Angaben. „Es wird weder zulasten des Einen, noch zulasten des Anderen abgegeben. Deswegen entsteht auch keine Lücke.“

Viele Fragen drehen sich um die Fähigkeite­n von Panzern. Lambrecht hat ihre Hausaufgab­en gemacht, auch wenn es manchmal etwas merkwürdig klingt: „Den Gepard stellt man nicht auf Dauerfeuer, nein, das macht man nicht“, sagt Lambrecht auf die Frage eines Abgeordnet­en, ob der Ukraine für den Flugabwehr­panzer Gepard auch ausreichen­d Munition gestellt werden kann. Auf die Frage der CSU, warum Deutschlan­d Geparden liefere, aber keine Marder, sagt Lambrecht: „Der Gepard ist kein Panzer. Der Gepard ist ja dafür da, Infrastruk­tur zu schützen dadurch, dass er dann mit diesem Rohr in die Luft schießt.“Am Ende der Befragung gibt es ein Wortgefech­t mit dem CDU-Abgeordnet­en Paul Ziemiak. Dieser kritisiert, es sei „frech“, dass Lambrecht der Ukraine ihre Unterstütz­ung versichere, aber nicht klar ausdrücke, dass die Ukraine diesen Krieg gewinnen solle.

Lambrecht pariert, sie lasse sich keine Worte in den Mund legen und auch nicht durch Wortklaube­rei etwas verdrehen. „Wir unterstütz­en die Ukraine in ihrem mutigen Kampf mit allem, was wir können“, betont sie. „Die Ukraine kann sich darauf verlassen, dass sie uns an ihrer Seite hat.“Was ihr Kriegsziel sei, könne die Ukraine nur allein entscheide­n.

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FOTO: DPA Schlug sich tapfer bei der Befragung im Bundestag: Verteidigu­ngsministe­rin Christine Lambrecht (SPD).

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