Missbrauchsopfer reicht Klage gegen Benedikt XVI. ein
MÜNCHEN (dpa) Ein Missbrauchsopfer eines katholischen Priesters hat Klage gegen den mutmaßlichen Täter, aber auch gegen den emeritierten Papst Benedikt XVI. eingereicht. Die Klage richtet sich nach Berichten des Bayerischen Rundfunks, des Recherchezentrums Correctiv und der Wochenzeitung Zeit auch gegen das Erzbistum München und Freising und einen weiteren ehemaligen Erzbischof, Kardinal Friedrich Wetter. Das Landgericht Traunstein bestätigte am Mittwoch den Eingang einer Klageschrift. Die Klage werde dort nun bearbeitet.
Kläger ist den Medienberichten zufolge ein heute 38-jähriger Mann aus Bayern, der als Kind von dem Priester sexuell missbraucht worden sei. Mit Blick auf Joseph Ratzinger, den späteren Papst Benedikt, heißt es demnach in der Klageschrift, dieser habe als Kardinal „Kenntnis von allen Umständen“gehabt und habe es „zumindest billigend in Kauf genommen, dass dieser Priester ein Wiederholungstäter ist“. Trotzdem soll Ratzinger den Priester wieder in der Seelsorge eingesetzt haben. Auf Anfragen wegen der eingereichten Klage reagierte der emeritierte Papst nun zunächst nicht.
Da die Missbrauchstaten strafrechtlich weitgehend verjährt seien, wende der Rechtsanwalt des Opfers, der Berliner Strafverteidiger Andreas Schulz, einen juristischen Kniff an, heißt es in den Medienberichten. Demnach hat er eine sogenannte Feststellungsklage eingereicht, mit der zwar keine strafrechtliche Verfolgung, möglicherweise aber eine Feststellung der Schuld der Kirche erreicht werden könne.