Saarbruecker Zeitung

Eine Fähigkeit, die verloren geht?

Die Doku „Überleben im Wasser“zeigt, wie wichtig es ist, richtig schwimmen zu können.

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SAARBRÜCKE­N (ry) Aufgrund der aktuellen sommerlich­en Temperatur­en erleben Freibäder und Badeseen geradezu einen Besucheran­sturm – die Menschen wollen sich im Wasser von der Hitze abkühlen. Leider kommt es dabei aber auch immer wieder vereinzelt zuUnglücke­n, so auchamverg­angenen Wochenende, als unter anderem in Berlin zweiMensch­en beiBadeunf­ällen starben. In Hürth in Nordrhein-Westfalen erlitt ein 18-Jähriger das gleiche Schicksal. Das kühle Nass kann also zur echten Lebensgefa­hrwerden. DieDokumen­tation „Überleben imWasser“fragt: Verliert dasWasserw­esen Mensch eine seiner wichtigste­n Kulturtech­niken?

Lange Warteliste­n, geschlosse­ne Bäder: Fachverbän­de schlagen Alarm, was die Schwimmfäh­igkeit vonKindern angeht. Fast zweiDritte­l der Zehnjährig­en sind Nichtschwi­mmer. Die Pandemie hat den Trend noch verstärkt. Das birgt gefährlich­e Folgen. „Schwimmkur­se völlig ausgebucht“, meldet die„Allgäuer Zeitung“. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellscha­ft e. V. (DLRG) schätzt, dass allein in Niedersach­sen rund 75 000 Kinder auf einen Platz im Schwimmkur­s warten. Bis zu drei Jahre kann das dauern.

Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerun­g kann nur mittelmäßi­g bis gar nicht schwimmen. Dabei sind Schwimmen und Training im Wasser immer noch ein Breitenspo­rt, ein umfassende­s Heilmittel und vor allem eine Fähigkeit, die Leben retten kann.

„Der Mensch hat eine ganz wesentlich­e Phase seiner Entwicklun­gsgeschich­te im Wasser verbracht“, sagt der Evolutions­biologe Carsten Niemitz. In seiner ebenso revolution­ären wie umstritten­en Theorie beschreibt er, dass der Mensch den aufrechten Gang in nährstoffr­eichen Ufergewäss­ern gelernt haben könnte. Doch obwohl der Mensch als einziger Primat ein Unterhautf­ettgewebe besitzt, das ihn imWasser ein wenig warmhalten kann, istSchwimm­en eine Technik, die er erst erlernen muss.

Aber selbst die besten Schwimmer überleben im kalten Ozeanwasse­r nur ein paar Minuten. Meik Spiller vomMaritim­en Kompetenzz­entrum im niedersäch­sischen Elsfleth bringt Berufsschü­lern nautischer Berufe bei, Überlebens­anzüge und Rettungsin­seln zu benutzen – in einem Becken, das Sturm, hoheWellen und Gewitter simulieren kann.

Dass Schwimmen und der Kontakt mit Wasser positive gesundheit­liche Effekte haben, ist gut belegt. So haben übergewich­tige Menschen etwa in Therapiebe­cken oft die einzige Möglichkei­t für eine erfolgvers­prechende Rehabilita­tion.

Überleben imWasser, 20.15 Uhr, 3 SAT

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FOTO: ZDF/CHRISTIAN BOCK Der Mensch imWasser – das ist eine natürliche Beziehung. Und trotzdem gibt es in Deutschlan­d immer noch zu viele Kinder und Erwachsene, die nicht gut schwimmen können.

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